Verordnete Wahrheit, bestrafte Gesinnung

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Es gibt keine ultimative Wahrheit, denn jeder interpretiert die Realität anders und legt sich Fakten so zurecht, dass sie seinem Weltbild entsprechen. In Europa ist es in den letzten Jahren zu immer neuen Gesetzen gekommen, die die “eine Wahrheit” zementieren und Personen, die sich dieser nicht beugen, bestrafen sollen.

Es wurden in Europa Verbrechen im Namen des Kommunismus begangen, ob diese allerdings kommunistische Verbrechen waren, sehen die verschiedensten Politikwissenschaftler und Politiker in Europa aber sehr unterschiedlich. In vier osteuropäischen Ländern werden aber jene mit Freiheitsstrafen bestraft, die die Verbrechen als solche nicht anerkennen oder auch nur von Verbrechen im Namen des Kommunismus sprechen. Die Wortwahl alleine kann dafür sorgen, dass die Menschen Haftstrafen erhalten, dafür, dass sie die Verbrechen anders bezeichnen.

Strafe oder Wahrheit

In seinem Buch “Verordnete Wahrheit, bestrafte Gesinnung” zeigt Hannes Hofbauer auf wie weltweit die Meinungsfreiheit eingeschränkt wird um bestimmte Gedanken und deren Verbreitung zu verbieten. Sein Buch dient der Sensibilisierung für den Umgang mit einem der wichtigsten Rechte der Menschheit, der Meinungsfreiheit.

Er beschreibt wie im laufe der letzten Jahre immer wieder neue Gesetze entstanden sind, die die eine ultimative Wahrheit schützen sollen und all jene bestrafen sollen, die sich dieser einen Meinung nicht unterordnen wollen.

“Historische Wahrheiten werden zunehmend staatlich oder suprastaatlich verordnete und dürfen nicht mehr hinterfragt werden. Geschieht dies doch, treten automatisch Staatsanwälte und Richter auf den Plan. Von Gesetzes wegen haben sie keine andere Möglichkeit, als Haftstrafen oder hohe Geldstrafen zu verhängen” so schreibt der Autor in seinem Buch und erkennt, dass die verschiedenen Wahrheiten in den verschiedensten Teilen der Welt durchaus unterschiedlich sind, man jedoch fast überall für eine Meinung bestraft werden kann.

Amerika und die Wahrheit

In seinem Buch beschreibt er wie die amerikanischen Kriege geführt und dass deren Erfolge immer von der Medienmeinung abhängig sind. So zeigt er, dass keiner der amerikanischen Kriege als Völkermord bezeichnet wird, obwohl diese millionen Opfer zur Folge hatten. Andere Konflikte jedoch werden als Völkermorde bezeichnet, obwohl sie weit weniger Tote zur Folge hatten. Der Autor zeigt deutlich, dass das Aufrechnen von Toten nicht wirklich sinnvoll ist, dass es aber sehr sinnvoll ist, wenn man beachtet aus welcher Perspektive mit welchem Wort argumentiert wird.

So wird der Begriff Völkermord im Bezug auf die Armenier in der Türkei als Verbrechen gewertet, während in Armenien die Leugnung des Genozides strafbar ist. Die Beurteilung der Verbrechen und die Definition dieser ist nicht einfach, denn sie wird geprägt durch die Medien des jeweiligen Landes in dem man lebt und die einem eine Wahrheit näher bringen wollen. Das Verbrechen an den Armenieren kann man sicher nicht leugnen, ob man es als Völkermord bezeichnet, hängt von dessen Definition ab, für die eigene Interpretation der Definition sollte allerdings kein Mensch bestraft werden.

Ein weiteres gewähltes Beispiel ist die Nakba, das Verbrechen an den Palästinensern in Israel, in einigen europäischen Ländern kann man als Antisemit abgestempelt werden, wenn man diese Verbrechen als Völkermord bezeichnet, in einigen arabischen Ländern drohen Konsequenzen, wenn man das Verbrechen leugnet.

Die Tatsache, dass es dieses Verbrechen gab wird von keinem seriösen Wissenschaftler bestritten, die Deutung und Einordnung der Nakba ist deutlich schwieriger und dürfte nicht durch eine politische Wahrheit verordnet werden.

Das Werk zeigt sehr gut in wie weit die eigene Interpretation von Verbrechen und deren Bezeichnung strafbar ist und ist ein guter Anstoß um offener im eigenen Denken zu werden. Das Werk ist es sicher wert gelesen zu werden, mit allen Ansichten zu den verschiedenen Konflikten wird keiner übereinstimmen, aber genau dies ist auch nicht das Anliegen!

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