Ist Heilen eine Illusion?

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Aus gegebenem Anlaß – nicht nur weil ich auch mal einen „ersten Blog-Beitrag“ hier einstellen möchte [ :-) ], sondern, weil mich ein anderer Beitrag dazu bewogen hat, stelle ich diesen Text hier ein, den ich in diesem anderen Blog-Beitrag von „merdemeister“ als Kommentar geschrieben habe. Ich bin der Ansicht, es verdient aber der Inhalt diese Stellung hier.


Placebo, was ist das wirklich? – oder: Was ist Heilen?

Placebos, (lat.: „ich werde gefallen“, resp. die Wirkungen von Placebos gelten vulgo als Ergebnisse von "Einbildungen" im Sinne von Illusion.

Placebos als Mittel aber sind nicht die eigentlichen Ursachen der (heilenden) Wirkungen und auch nicht die vermeintlichen Einbildungen - im Sinne von Illusion.

Man kann das auch mit voller Berechtigung auf homöopathische Mittel übertragen – und insbesondere natürlich in vollster Berechtigung auf die allopathischen Mittel, und zwar allerdings mit einer Differenzierung : je stofflicher die Mittel sind, umso weniger gezielte Heilkräfte entfalten sie!

Die Annahme nämlich, daß homöopathisch potenzierte Mittel Wirkungen deshalb entfalten würden, weil sie potenziert seien, weil in ihnen die Stofflichkeit zu einem Wesentlichen hin potenziert sei, ist aus dem oben Gesagten eine nicht nachvollziehbare Annahme, genauso wenig wie die Gegenposition - wegen der Verdünnung des Stofflichen sei keine Wirkung möglich. (Es muß in dem Zusammenhang aber wohl nicht besonders dazu klar gestellt werden, daß nämlich, je stofflicher die Mittel sind, zu den eigentlichen therapeutischen (beabsichtigten) Wirkungen die so genannten Nebenwirkungen in ihrer Vielfalt und Unberechenbarkeit hinzutreten.)

Bei einem Placebo ist es ja nun gerade so, daß vollkommen auf eine stoffliche Wirkung verzichtet wird! Was aber sind dann die eigentlichen Ursachen von Heilung mittels Placebos und Homöopathie? Gewohnheitsmäßig schnell zur Hand ist man mit dem Erklärungsversuch, die Wirkvorgänge in den ominösen Bereich des Suggestiven, eben der Einbildung und Illusion zu verlegen und sie im noch Ominöseren, im noch Illusionistischeren, dem so genannten Unterbewusstsein sogar verorten zu wollen.

Es ist äußert schade und sogar bedauerlich, daß andererseits das, was heutzutage die Neurobiologie dazu beizutragen in der Lage ist, in Bezug auf praktisches Heilen vollkommen unbeachtet bleibt. Was aber für ein bedeutendes Licht die Entdeckung der so genannten Spiegelneuronen - im Jahr 1995 sogar schon -, darauf erleuchtend zu werfen imstande ist, scheint sich im Widerstreit zwischen Homöopathie und Allopathie noch nicht herumgesprochen zu haben; und das gebietet berechtigte Vorsicht den Überzeugungsvertretern beider Seiten gegenüber.

Ich will es kurz darstellen, was die Spiegelneuronen betrifft: Es finden in gewissen Hirnarealen die gleichen Vorgänge statt, wenn einer Handlung, Ausführung, emotionaler und mentaler Äußerung, anthropotechnischen Darbietung usw. nur zugesehen, als hätten man diese selbst vollzogen und ausgeübt.

Und wer will ernsthaft leugnen wollen, daß Empathie, daß Liebe heilsam ist? Und wer will ableugnen, daß dem Begegnen, dem Erfahren von Empathie und den tatsächlich dadurch in sich selbst vonstatten gehenden Hirnaktivitäten als Wirkungen daraus, durch Ursachen von außen [und als solche überträgt bzw. entfaltet sich jedwede Hirnaktivität über und in den gesamten Organismus hinein – also bis in die Organe die gesamte physische Konstellation und deren Aktivitäten (!)], eine besondere heilwirksame Bedeutung zukommt?

Es kann also in aller hier gebotenen Kürze gesagt werden: Heilung, ihre Wege und Methoden, insgesamt die Bedeutung medizinischer Erkenntnisse, müssen neu definiert werden; nämlich nicht als Wirkung von substituierenden, eben therapeutisch eingebrachten Stofflichkeiten (so verdünnt sie auch sein mögen), sondern durch dasjenige, was Derjenige der heilt, selbst an Gesundungs- und Heilungsimpulsen in sich trägt und was er in Bezug darauf gleichsam heilend professionell„vorzuspiegeln“ in der Lage ist.

Animieren, als therapeutischer Grundsatz, also zu bildnerischen, vitalen Kräfte anzuregen, dürfte als Begrifflichkeit diesbezüglich durchaus sehr zutreffend sein.

Es ist das ja im Grunde nichts anderes als ein zur heilerischen Disziplin geführtes, gleichsam professionalisiertes Mitgefühl, so, daß der Heilende sich geschult hat, den jeweils „unheilen Zustandsaspekt“ des anderen in seiner eigenen Seele auffinden zu können, um durch entsprechende therapeutische Emphasen die heilende Gegenwirkung zu entfalten, die eine gesundende Wirkung auf den Patienten ausübt, indem dieser das „als ob selbst tun“ spiegelnd betätigt! - Dadurch wird etwas ganz real, tatsächlich physisch ein-gebildet, was den unheilen, kranken Mangel auszugleichen in der Lage ist.

Denn: "Liebe ist das Erleben des anderen in der eigenen Seele."

ES MÖGE NÜTZEN!


Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

GEBE

Von der Gewalt, die alle Wesen bindet, befreit sich der Mensch, der sich überwindet.

GEBE

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