„France“ zeigt die Auswüchse des Infotainment: Frivol, obszön, zynisch

Filmstart Bruno Dumont führt in „France“ die Welt des Infotainment vor – als mediale Strategie zur Ausbeutung des Leids dieser Welt
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 23/2022

Wie nahe kommt man der Welt, wenn man eine Sendung moderiert, die einen Blick auf sie verspricht? Die Fernsehjournalistin France de Meurs ist mit dem Format Un regard sur le monde zum unangefochten Star ihres Nachrichtensenders geworden. Im Studio stachelt sie unerbittlich lächelnd die Streitlust ihrer Gäste bis zur nächsten Werbeunterbrechung an. Als Reporterin sucht sie zahlreiche Krisenherde weltweit auf, um hautnah von den Konflikten zu berichten.

Einmal, als das spektakuläre Drehmaterial im Kasten ist, plaudert France (Léa Seydoux), nun als entspannte Zivilistin, mit einem vorherigen Interviewpartner am Swimmingpool ihres Hotels. Sie ist verblüfft, als er erzählt, dass er eigentlich kein Soldat sei, sondern Architekt. Das sei großartig, findet si