Energiewende auf Deutsch

Stupid German Money ist ein Begriff aus der amerikanischen Filmwelt. Er wurde vor etwa 25 Jahren geprägt, als Amerikaner entdeckten, wie leicht Deutsche über den Tisch zu ziehen sind. Heute gibt es andere Möglichkeiten, allen voran - Die Energiewende.

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Beispiel 1: Deutschland ist im europäischen Stromnetz integriert und kann Strom exportieren, wenn zuviel produziert wird, und importieren, wenn er fehlt. Bis zum Jahr 2022 war das ein lohnendes Geschäft für die Netzbetreiber. Wie viel von dem Gewinn beim gemeinen Verbraucher ankam, ist ein gut gehütetes Geheimnis. Seit dem vergangenen Jahr haben sich die Verhältnisse verändert. Auf der Seite https://www.stromdaten.info gibt es eine ganze Reihe von Analysetools, die jeder nutzen kann. Beispielweise kann man sich unter Import – Export: Die Tabellen ansehen, wie viel Strom die Grenzen in welche Richtung überschritten hat und welche Gelder dafür fließen mussten. 2023 hat Deutschland dank der Erneuerbaren Energien mehr Strom exportiert als es importieren musste. Soweit die gute Nachricht. Allerdings fiel der Überschussstrom häufig dann an, wenn er kaum gebraucht wurde. Die Nachfrage regelt bekanntlich den Preis, also wurde billigst verkauft. Strom hat jedoch die unangenehme Eigenschaft, dass er sich schlecht speichern lässt. Wenn also der Bedarf im Inland höher ist, als die erzeugte Menge, muss im Ausland gekauft werden, zu dann wesentlich höheren Preisen. Im vergangenen Jahr führte das dazu, dass der Saldo negativ wurde. In der Bilanz macht das 1.507.100.000 € (In Worten: Eine Milliarde fünfhundert Millionen und einhundertausend €), die von den Verbrauchern zusätzlich aufgebracht werden müssen. Das ist wiederum kein Geheimnis. Verluste werden sozialisiert, ist ein eisernes Gesetz im Kapitalismus. Wer sich die Tabelle etwas genauer ansieht, der bemerkt, dass in den ersten drei Monaten des Vorjahres noch Gewinn gemacht worden war. In diesem Jahr stehen wir allerdings schon mit 227.000.000 € in der Kreide und das Jahr ist noch lang. Glücklicherweise schicken Sonne und Wind keine Rechnung, der Energieversorger aber doch.

Beispiel 2: In einem "Kommentar von Wolfgang Kiene, Geschäftsführer Maka Windkraft, zur Windkraft und Strompreisen" schreibt der Autor sich seinen Frust von der Seele. "Täglich dreht sich mir der Magen um. Nachrichten über Preise und speziell Strompreise- ich kann das nicht mehr hören. Warum?". Was ist da los? Für den Monat August 2022 erhielt er doch immerhin 46 Cent pro KWh seines erzeugten Stromes. Aber der Mann ist integer und ehrlich, denn er schreibt:

"Aktuell: Heute ist Samstag, 17. September 2022. Unser Park könnte pro Stunde rund 8000 KWh produzieren. Er ist aber abgeregelt. Abgeregelt, weil an der Börse wieder spekuliert wird. Jetzt sollte uns das gar nicht stören. Wir bekommen nämlich den abgeregelten ,,Strom” voll vergütet. Zahlt ja der Kunde. Dem wird erzählt, der Strom sei knapp und er müsse sparen. In Wahrheit zahlt er den abgeschalteten und den dadurch verknappten Strom und weiß nicht, wie er das stemmen soll.
Pervers. Sorry.

Ich möchte gern den nächsten Bäcker mit bezahlbarem Strom beliefern, die nächste Siedlung oder die nächste Fabrik. Ich darf es nicht. Weil die Großen das Geschäft machen, für sich und nicht für die Allgemeinheit. Und die Politik spielt mal wieder mit."

Beispiel 3: Wer bezieht "grünen Strom" aus dem Netz? Ich habe mich bei meinem örtlichen Versorger, die DREWAG in Dresden, einmal umgesehen. Da werden einige Tarife für diesen besonders wertvollen Strom angeboten. "Energieträgermix Dresdner.Emobil.Basis und Dresdner.Strom.Ökowärme" ist ein Wortungetüm, soll aber 58,9 % Erneuerbare Energien enthalten und 0 g/kWh CO₂-Emissionen verursachen. Wie geht das? Wenn man sich die Herkunft ansieht, dann entdeckt man, dass Island zu 61 % dafür verantwortlich ist. Ist die Stromtrasse zur Insel bisher geheim gehalten worden? Nein, versichert man mir auf meine Mailanfrage:

"Sie haben Recht: Eine direkte physische Lieferung bis zu Ihrer Verbrauchsstelle ist nicht möglich. Deshalb können Anlagenbetreiber für ihren erzeugten Naturstrom Herkunftsnachweise beantragen und dann verkaufen. Dies sind elektronische Zertifikate, die im Herkunftsnachweisregister (HKNR) z. B. des Umweltbundesamtes erfasst sind.

Wenn wir diesen Strom für unsere Kunden einkaufen, werden die Herkunftsnachweise in entsprechender Menge entwertet. Damit ist zum einen sichergestellt und nachgewiesen, dass diese zertifizierte Strommenge in der Erzeugungsanlage tatsächlich produziert wurde und zum anderen, dass diese Menge nicht ein weiteres Mal verbraucht werden kann."

Das nenne ich doch mal ein Geschäftsmodell. Die Isländer sind clever, wie auf VisitIceland nachzulesen ist:

"Nahezu die gesamte Elektrizität in Island wird aus erneuerbaren Energiequellen erzeugt, wobei 73% der Elektrizität aus Wasserkraftwerken und 26,8% aus geothermischer Energie stammen, was zusammen über 99% des gesamten Stromverbrauchs in Island ausmacht."

Die Zertifikate sind dann noch das Sahnehäubchen, denn sie können sich ja gar nicht mehr von fossilen Brennstoffen abwenden.

Frage: Wer hat noch andere Beispiele für "Stupid German Money"?

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