Matussek nicht mehr bei DIE WELT, Skandal!

Pressefreiheit Nach harter Kritik aus dem Hause Springer an Matusseks Eintrag auf Facebook zur Flüchtlingsfrage soll M. die Chefredakteure von DIE WELT beleidigt haben, daher Trennung.

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Als Skandal sieht die Demission Mattusseks jedenfalls ein fassungsloser Herr Matthias Heitmann, auf „Die Achse des Guten“

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/der_fall_matussek_journalismus_in_einer_durchgeknallten_welt

Behandelt wird dieser Beitrag nicht nur, weil er es in eine der angesehensten deutschen Postillen geschafft hat. Sondern auch, weil dieser Artikel prototypisch für sämtliche Matussekfans sein dürfte, nämlich,

„Nach den Anschlägen von Paris liegen die Nerven blank - offenbar auch in den Chefredaktionen deutscher Tageszeitungen. Anstatt gerade jetzt die Freiheit - und gerade auch die Meinungsfreiheit - offensiv zu verteidigen, geschieht das Gegenteil: Die “Welt” setzt ihren Kolumnisten Matthias Matussek nach einem Streit über einen harmlosen Facebook-Eintrag vor die Tür.“

Zunächst mal zu Mathis’ „harmlosen Facebook-Eintrag“, in jenem Forum, das sich einen Namen gemacht hat, als Plattform höchst differenzierender, subtiler Diskussionskultur:

„Ich schätze mal, der Terror von Paris wird auch unsere Debatten über offene Grenzen und eine Viertelmillion unregistrierter junger islamischer Männer im Lande in eine ganz neue frische Richtung bewegen -:)"

Was wollte der Dichter uns damit sagen? Man kann syrischen Flüchtlingen, die vorbringen, dem „Islamischen Staat“, Assad, oder einfach dem Elend eines kriegzerrütteten Land entkommen zu wollen, hier zu Lande nicht mehr relativ unbürokratisch eine Heimstatt bieten. Denn in jedem, soweit Moslem, könnte doch ein Terrorist stecken. Dieser Beweis ist zwingend erbracht, da die Untäter von Paris ebenfalls Moslems waren.
So logisch wie der Zusammenhang, dass jeder Katholik sich vielleicht fürchtet vor Liebenden des eigenen Geschlechts, bzw. generell was an der Murmel haben könnte, weil ja auch ein Herr M. an die heilige Vierfaltigkeit und den Heiligen Vater glaubt.

Was nun sollte der Smiley am Ende der tiefgründigen Erkenntnis bewirken? Dieses Emoticon kann zwar auch signalisieren, dass ein Statement eher scherzhaft gedacht ist. Wer nicht fähig ist, Ironisches verbal deutlich zu machen, greift zur Krücke „-:)“.

Gegen diesen Verwendungszweck spricht hier allerdings, dass unser M.M. davon sprach, der Terror von Paris werde auch die bisherigem Debatten in eine ganz "neue frische Richtung bewegen.“

Und – die Person Matthias Matussek: Durch Ironie, vor allem jedoch durch Selbstironie ist unser Vielschreiber bisher noch nicht hervorgetreten. Jeden Zweifel daran, dass unser Vielschreiber mit der Grafik anderes als frischfröhliche Freude ausdrücken wollte, beseitigt jedoch ein weiterer Eintrag:

„Bin gespannt, wann die Regierenden erneut eine Lichterkette aufbauen und davor warnen, den Islam zu verteufeln und den rechten Populisten hinterherzulaufen....“


Gemäß der Devise, auch dem größten Übel kann man noch etwas Gutes abgewinnen, stinkt es danach, dass unser Christ sich über die Verstörung und Verängstigung, geboren aus den schrecklichen Bluttaten - „hä, hä, habe ich es nicht gleich gesagt?“ – hämisch freut. Ob das „durchgeknallt“ ist, oder nur ein stimmungsvoller Hoffnungstanz auf frischen Gräbern, kann bis hier dahingestellt sein.

Soweit Matussek jedoch ins Spiel bringen wollte, mit schärferen Kontrollen könnte dem Terrorismus ein gutes Stück Einhalt geboten werden, stellt sich zu Recht die Frage, was bitte hat der Schreibende in der Birne:
Der „I.S.“ hat - leider Gottes, äh Allahs - mehr als genug europäische Sympathisanten, die sich hier bestens auskennen und zu jeder Untat bereit sind. Darüber hinaus, es mangelt nicht an Wegen, Bombenleger auf höchst komfortable Weise ins Land zu bringen. Wieso also sich mit einem höchst unangenehmen, auf jeden Fall umständlichen Flüchtlingsumweg abquälen?

Wenn nun „junge islamische Männer“ unter Generalverdacht gestellt werden sollten, käme das dem durchgeknallten „I.S.“ durchaus zu pass:

„Bei Allah, ihr seht, was ihr davon habt, wenn ihr versucht, vor uns in den angeblich so menschenfreundlichen Okzident zu türmen -:).

Dass angesichts der aktuellen pointierten Positionierung des Hauses Springer in der Flüchtlingsfrage es nicht begeistert ist von einem Mitarbeiter, der – wo auch immer - völlig konträres Gedankengut grinsend herausposaunt, ist einem Mann wie Herrn Heitmann kein Gedanke wert. Um so mehr sorgt er sich um die Pressefreiheit, weil ein bestimmtes Pressehaus sich die Freiheit nimmt, eines seiner Organe nicht weiter Herrn Matussek zur Verfügung zu stellen.

Wobei Herr Heitmann nicht erst in der Trennung von Matussek, sondern schon in der Abwertung von Matusseks „harmlosem“ Beitrag durch den Welt-Chefredakteur Peters „die Meinungsfreiheit mit Füßen getreten“ sieht.

Interessant; wer nur bekundet, dass er eine bestimmte Äußerung nicht für das Gelbe vom Ei hält, vergeht sich böse gegen das Recht der freien Meinung! Darf der Herr M. seine Geistesblitze seitdem nicht mehr auf Facebook zum Besten geben, keine Leserbriefe mehr schreiben? Wird er bei seinem nächsten Pups, z.B. über so renommierte Organe wie „Achse des Guten, ja sogar„BFT Bürgerzeitung“ abgelassen, polizeilich in ein Fass mit Fett gesteckt?

Herr Heitmannschiebt dabei ein wenig bei Seite, dass Springer sich von Herrn Matussek nicht mit den Worten verabschiedet hat, der habe Schwachsinn ausgedampft, mal wieder. Denn solches ist, und war noch nie ein Einwand gegen seine Spezies Kolumnist. Schließlich wurde Herr Matussek gerade dafür vom Hause Springer ein Portal gewährt. Sondern, dem freien Arbeitsmarkt wurde der Mensch offiziell deswegen übergeben, weil unser Hitzkopf leitende Herren mit wenig schmeichelhaften Vokabeln belegt haben soll.

Darüber so wie Herr Heitmann hinwegzugehen, ist sein gutes, das klassische Recht des Journalisten. Die Kunst des guten Schreibhandwerks besteht nicht – von wegen „Lügenpresse“ – in der Erfindung von Tatsachen, sondern im Weglassen oder Übergehen derer.

Was aber man Herrn Heitmann beim besten Willen nicht nachsehen kann, er negiert den höchsten Wert unserer freiheitlichen Gesellschaftsordnung: Die Freiheit aus Geld mehr Geld zu machen. Nur dadurch bekommt die Pressefreiheit Gestalt und Leben: Die Pressefreiheit ist die Freiheit von ca. 200 Zeitungsfabrikanten, ihr Geld so einzusetzen, dass daraus mehr werde, oder/und dass deren Meinung Geltung gewinnt.

Selbst wenn Matussek nicht bloß freier Mitarbeiter, sondern fest angestellter Redakteur sein sollte, würde ihm das nichts nützen. Dann hätte er einen Anspruch auf Gehaltsfortzahlung bis zur Beendigung des Arbeitsvertrages, mehr aber auch nicht. Einen Anspruch auf Beschäftigung – abgesehen von Sonderfällen wie Piloten, Chirurgen oder Berufssportler etwa - hat kein abhängig Beschäftigter. Kein Journalist kann einklagen, dass eine Zeile aus seiner Feder gedruckt wird.

Das zu begreifen, bedarf es keiner Kenntnis des Verfassungsrechts: Ein freier Mitarbeiter hat auf fortdauernden Abdruck seiner Elaborate so wenig Anspruch, wie ein Bäcker auf Dauerkauf seiner Brötchen, wenn der Matthias ihm mal gesagt haben sollte, er werde sein Backwerk ständig bei ihm erwerben. Und selbst wenn der Kunde dem Bäcker einen Dauerauftrag über täglichen Brötchenbezug erteilt haben sollte, ein Recht, dass dieser die Produkte verzehrt und nicht umgehend in die grüne Tonne wirft, hat der Handwerksmann nicht.

Tragisch allerdings schon, dass nicht jedes Pressehaus so vorbildlich gelassen ist gegenüber entschieden Andersdenkenden, wie ein Herr Matussek z.B. gegenüber den Herren Krömer und Tichy. All zu viel Angst vor der kalten Freiheit des Marktes muss der kleine Matthias allerdings nicht haben. Was er kann, das kann er, etwas, was man kaum verlernt:

Unser liebenswürdiger Matthis zählt zu der Abteilung von Edelfedern – wie Henrik M. Broder, Jan Fleischhauer, Hans-Ulrich Jörges, Alice Schwarzer - die alles und jedes, was ihnen gerade durch den Kopf braust, für so genial halten, dass es unbedingt aller Welt dröhnend gepredigt werden muss.

Nach der Devise: „Wenn die meisten dagegen sind, bin ich mal dafür. Oder umgekehrt. Immerhin gibt es hier zu Lande noch den altbewährten Stammtisch. Auch dieses Klientel kann die Kasse füllen, so seine bierigen Ressentiments von Profis in Worte gefasst werden. - Aber Moment mal, worum noch mal ging es gerade, bitte?“

Gern gesehen in Presse, Funk und Fernsehen. Nicht dass sie zum Nachdenken anregten. Regelmäßig aber lassen sie, die immer Recht haben und gehabt hatten, einen knallen. Für Aufregung, und für Quote ist somit gesorgt. Weil doch das gereifte - jedenfalls das westdeutsche - Publikum gelernt hat, dass es sich in der repräsentativen Demokratie nicht einzumischen hat in politische Geschäfte. Sondern bei-, oder missfällig das Spiel der Profis goutieren soll.

Also, sollte unser neuerdings Freigesetzter diese Zeilen lesen: Wenn, lieber Herr Matussek, es bei der „Jungen Freiheit“ oder dem Kopp-Verlage, ja noch nicht mal bei der „Achse“ wider Erwarten klappt, ist das Ende der Fahnenstange nicht erreicht. Auf einigen Privatsendern könnten Sie schon früh am Morgen vornehmlich Hausfrauen – stimmgewaltig sind Sie ja – wundervolle neuartige Haushaltsgeräte nahe bringen. Und, gibt es nicht sogar seit geraumer Zeit ein“Bibel-TV“?

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