Neu-Isenburg, Gudrun Lefèvre

KEHRSEITE In Neu-Isenburg wurde ich Zeugin eines Notarzteinsatzes, als Gudrun Lefèvre in einem Bus, aufgrund einer Paranuss, blau angelaufen war. Der Busfahrer ...

In Neu-Isenburg wurde ich Zeugin eines Notarzteinsatzes, als Gudrun Lefèvre in einem Bus, aufgrund einer Paranuss, blau angelaufen war. Der Busfahrer hatte Gott sei Dank ein privates Handy bei sich, weil er ständig mit dem Anruf seiner niederkommenden Freundin rechnete, zumal es ein Junge würde. Ich gab mich als Freundin der Erstickenden aus und durfte sie wegen der zu erwartenden Formalitäten ins Krankenhaus begleiten. Meine Anwesenheit erwies sich später als Unglücksfall, weil ich Gudrun in bester Absicht als Privatpatientin bezeichnet hatte, woraufhin sich der Oberarzt persönlich in Vertretung des abrechnenden Chefarztes zu einem Luftröhrenschnitt herabließ. Da er diese Tätigkeit seit Jahrzehnten den Assistenzärzten übungsweise überlassen hatte, beschädigte er nicht nur Gudruns Stimmbänder, sondern hätte fast noch dem umstrittenen Handwerk des Scharfrichters alle Ehre gemacht. Zum Glück erbrach er sich dabei, und der Stationsarzt rettete Gudrun. Der eintreibungsberechtigte Chefarzt weilte bei dem Kongress in San Diego und war sehr verärgert, weil Gudrun unprivat teuerst in die AOK einzahlte, was mich sein Anwalt wissen ließ, der mir Betrugsabsichten unterstellte.

Als sich der Vorgang bei Gudrun nach dem Genuss eines Rotbarschfilets in Paniermehl wiederholte, hatte sie sich zum Glück bereits mit dem Stationsarzt angefreundet, der in ihrem Schlafzimmer mit seinem Rasiermesser den notwendigen Schnitt erneut fachmännisch vornahm. Wie wir später erfuhren, hat der Chefarzt zur gleichen Zeit in Hamburg einem Kongress Beischlaf geleistet.

Nur für kurze Zeit!

12 Monate lesen, nur 9 bezahlen

Freitag-Abo mit dem neuen Roman von Jakob Augstein Jetzt Ihr handsigniertes Exemplar sichern

Print

Erhalten Sie die Printausgabe zum rabattierten Preis inkl. dem Roman „Die Farbe des Feuers“.

Zur Print-Aktion

Digital

Lesen Sie den digitalen Freitag zum Vorteilspreis und entdecken Sie „Die Farbe des Feuers“.

Zur Digital-Aktion

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen!

Jetzt kostenlos testen

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden