Rudolf Augstein: Mit Gorbatschow verstand er sich

100. Geburtstag Er gründete den „Spiegel“, schrieb aber nie so typisch westdeutsch wie dieser: Am 5. November wäre Rudolf Augstein 100 Jahre geworden. Der Schriftsteller Gunnar Decker erinnert an einen Vordenker der Ost-Politik Egon Bahrs und Willy Brandts
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 44/2023
Rudolf Augstein 1965 in Wien
Rudolf Augstein 1965 in Wien

Foto: Barbara Pflaum/picture alliance/brandstaetter images

Wäre Rudolf Augstein stets genauso gewesen wie die von ihm 1947 gegründete Zeitschrift, man bräuchte heute wohl nicht über ihn zu reden. Er war – zum Glück – meist ein bisschen anders und verbarg das auch nie. 1961 bekannte er: „Ich schäme mich manchmal krank, wenn ich mein Blatt in die Hand nehme.“ Daran, dass es „sein Blatt“ war, zweifelte er dennoch nicht. Augstein war ein Eigensinniger im Sinne von Hermann Hesse, ein Alleingeher, der nur einer Partei folgte: seiner eigenen.

Seine einzige politische Liaison – mit der FDP – erwies sich schnell als Irrtum, spätestens als er 1972 über die Landesliste NRW in den Bundestag gewählt wurde und diesen nach drei Monaten fluchtartig wieder verließ. Den