Raketen für die Käseglocke

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion


Müssen wir uns doch immer mal wieder in Erinnerung rufen, was die letzten Jahrzehnte geschah. Nach dem Wegfall des Warschauer Paktes, der der wesentlichste Grund für Rüstung und Nachrüstung war, ist die Welt, die westliche Welt kaum waffenärmer geworden. Das mag manch Jungjournalist gern vergessen, wenn die historische Blauäugigkeit Tintenflecken in Artikeln hinterlässt.

Im Gegenteil, die Welt, die westliche Welt, ist waffenreicher geworden, nicht unbedingt quantitativ, umso mehr qualitativ, was das gezielte Töten betrifft.

So ist es kaum Zufall, dass Obama sein Obamiran benötigt. Berater legen schon die Zündschnur trocken. Das war immer so, wenn Präsidenten innenpolitisch schwächeln.

Wir empören uns über Trojaner, dabei fliegen US-Drohnen ungefragt über fremde Länder und schlagen dort gezielt zu. Die deutsche Rüstungsindustrie will im Drohnenmarkt gern mitfliegen.

So haben wir uns das immer vorgestellt, unter einer Käseglocke zu sitzen und mit Hand und Hebel zeitnah in der Ferne zuzuschlagen.

Doch die Käseglocke muss sicher sein. Das betrifft uns?

Rumänien und Polen bekommen Abfangraketen, Türkei die Radaranlage, nach und nach wollen sich noch weitere NATrOlle am Raketenschild beteiligen. Gegen wen eigentlich?

Mittlerweile stehen die ersten US-Soldaten in Polen. Patriotisch wurden dem Land Patriot-Raketen versprochen. In Ustka an der Ostsee stehen sie nun bereit. In diese Gegend nahe Słupsk sollen auch die Abfangraketen „SM-3“ aufgestellt werden. Die Europastraße 28 in Richtung Kaliningrad wird eine Ader der Stärke. Deutsche Touristen sollten am Ortsschild Słupsk mal kurz Luft holen, bevor sie weiter nach Gdańsk fahren.

http://www.gp24.pl/apps/pbcsi.dll/bilde?NewTbl=1&Site=GP&Date=20111006&Category=ustka&ArtNo=118390201&Ref=PH&Item=1&MaxW=670&MaxH=600&border=0
(www.gp24.pl)

Auch hier ein kleiner historischer Rückblick auf die NATO-Grenzen von 1990? Vergessen! Lange können wir Valentin Falin nicht mehr fragen...

Früher stand der Russe vor der Tür, zumindest in Bonn, jetzt soll es der Iraner sein. Zwar fehlt die Tür, aber wir haben ja noch ein Dach, auf das iranische Raketen fallen könnten.

Die Zielgenauigkeit der allgemeinen Nachrichtenlage lässt keinen Zweifel. Es soll auch weiterhin keinen Grund für echte Abrüstung geben. Und deutsche Journalisten sind mit Schuld, wenn sie nur ins Smartphone schauen und weniger ins Geschichtsbuch.

http://kyf.net/freitag/utb.php?d=13.10.2011-2

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Gustlik

aufgedacht und nachgeschrieben

Gustlik

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden