eine vierzehnjährige stürzte aus dem 13. stock - und überlebte schwer verletzt. die sensation war der aktuellen stunde des wdr-fernsehens gestern eine meldung wert.
der moderator sprach von ganzen heerscharen von schutzengeln, die bei dem absturz mitgewirkt hätten.
doch damit nicht genug. es musste noch ein weiteres wort gleichen kalibers her, das gern in vergleichbaren situationen benutzt wird, um der freude über das glück im unglück emotionalen ausdruck zu geben. der sprecher nannte den unwahrscheinlich glücklichen ausgang der unfreiwilligen übung im freien fall ein wunder.
die wortwahl des moderators der aktuellen stunde ist unter anderem gebräuchlich in einer bestimmten sparte des teutonischen journalismus. sie ist kennzeichnend für die sensations- und klatschpresse und für ein täglich mit besonders großen lettern titelndes blatt. nicht so für den ton öffentlich-rechtlicher sendeanstalten.
aber vielleicht sah sich der fernsehmoderator genötigt, den offensichtlichen mangel an bildern zum geschehen durch starke worte wettzumachen.
dass der mann in dieser für einen tv-sprecher misslichen lage schutzengel und wunder bemühte, um angemessen über den fall (in des wortes doppelter bedeutung) zu berichten, ist kein zufall in einer gesellschaft, in der eine große versicherung seit jahren mit einem goldfittiche tragenden schutzengel um neue kunden wirbt.
aus welcher aufklärungsresistenten eso-ecke teutoniens das wundersame vokabular stammt, muss nicht ausgeplaudert werden. das weiß jede/r, die oder der teutoniens zwergegärten, bronzeglocken und tiereschießen aus der nähe kennen lernen durfte.
Dusseliges Deutsch (3)
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