Es grünt so grün, wenn ...

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wahlen machen nicht glücklich. parteien nicht und präsidenten auch nicht.

doch der erfolg der grünen gestern im südosten der republik entspricht einer historischen logik, die so notwendig wie schockierend ist. das ist nichts, worüber mensch den kopf schütteln muss.

die industrialisierung europas und dann auch der ganzen welt brachte die arbeiterbewegung auf den plan. das war historisch notwendig und bestimmte das leben vieler millionen menschen.

nach dem romantisch bewegten naturschutz löste die industrialisierung schließlich auch die umweltbewegung aus. wir erleben gerade, wie die ökopartei hierzulande die ältere schwesterpartei einholt und, wie in stuttgart gestern, bereits überholt.

die historische notwendigkeit des erstarkens der umweltbewegung ist hier und jetzt deutlich zu erkennen. die industrie produziert katastrophen in serie. aber manchmal hat die menschengemachte umweltzerstörung global erschütternde ausmaße. auch die zeitlichen abstände von überdimensioniertem unfall bis zum nächsten werden kürzer.

kaum war der untergang der ölplattform deepwater horizon aus den schlagzeilen, beherrscht das unglück, das menschengemachte unglück der atomreaktoren von fukushima die medien. wenn die partei der grünen nicht durch die schrecklichen ereignisse in japan gewonnen hätte, wäre das nur eine weitere katastrophe gewesen. die ist zum glück ausgeblieben.

die schmäh à la german angst und hysterie fällt auf die hetzredner und-schreiber zurück, weil sie damit ihre eigene durchhaltesturheit aus lernunfähigkeit verraten. überreaktionen wie der kauf von jodtabletten und geigerzählern hier sind nämlich bloß unausweichliche randerscheinungen in der sehr breiten strömung gegen die hybris der macher.

wie gesagt, der zugewinn der grünen partei und anderer pruppierungen wie greenpeace etc. ist historisch notwendig, wenn auch insgesamt viel zu schwach, sieht man das ausmaß der umweltzerstörungen seit jahrzehnten, hierzulande und global.

aber, und das muss der wahrheit zuliebe gesagt sein, so ein politischer erdrutsch wie gestern hält die kommenden katastrophen so wenig auf wie die arbeiterbewegung den kapitalismus.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

h.yuren

buchveröffentlichung 2017, KRAH - das rabentagebuch, 350 S., 8 fotos ISDN 978-3-945265-45-1; Tb. 15,-

h.yuren

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