Homo sapiens sapiens

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im nordosten japans, wo erdbeben und tsunami und atomreaktorkatastrophe zuschlugen, gibt es steine, die an frühere tsunami erinnern - mit höhenangaben. manche menschen dort kannten die zum teil von der vegetation versteckten mahnmale und beherzigten sie. ihr haus steht auf höherem grund. sie überlebten.

ihr beispiel zeigt aber auch, dass es nicht genügt, die zeichen am wegrand zu sehen und richtig zu deuten. denn "die kühnheit der ahnungslosen" (jürgen dahl) bescherte ihnen nach dem heil überstandenen tsunami die radioaktive wolke.

homo sapiens sapiens wird aus schaden klug und vergisst nicht alles über brot, spaß und spiel. er meidet die bekannten erdbebengebiete am vesuv und in san francisco, beachtet die hochwassermarken und lawinenwege, womöglich auch die zugstraßen der wirbelstürme.

aber er hat nicht bloß das erdkundliche wissen, um die eskapaden der natur zu kennen; vielmehr weiß er auch ein wenig aus der geschichte der menschheit, um sagen zu können, dass herrschaft stets krieg, unterdrückung und ausbeutung bedeutet. doch herrschaft ist inzwischen überall auf dem planeten. kein inselpunkt ist verschont geblieben. flucht unmöglich.

erdkunde und (herrschafts)geschichte sind bekanntlich nebenfächer im lehrplan der meisten schulen. wissen(schaft) aber ist die voraussetzung zu rationalem und humanem handeln. armer homo sapiens sapiens.

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Geschrieben von

h.yuren

buchveröffentlichung 2017, KRAH - das rabentagebuch, 350 S., 8 fotos ISDN 978-3-945265-45-1; Tb. 15,-

h.yuren

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