„Das wird Russland ruinieren!“

Opinion Die gegen Russland verhängten Sanktionen beginnen weltweit zu wirken.

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„Jedes Gasmolekül, das in unserer Region verfügbar war, wurde von Europa gekauft, weil sie versuchen, ihre Abhängigkeit von Russland zu verringern“, wurde der Staatsminister von Pakistan für Erdöl, Musadik Malik zitiert.

Nationen wie Pakistan zahlen den Preis für den Kampf der EU um LNG. LNG ist verfüssigtes Gas, kostenintensiv durch den Transport und die Verflüssigung, wesentlich teurer als Gas, das durch Pipelines angeliefert wird. Der aktuelle Preis für LNG entspricht dem Kauf von Öl zu 230 $ per Barrel.

In Bangladesh, Indien und Pakistan herrscht seit Wochen eine Hitzewelle, kurzfristig immer wieder unterbrochen von schweren Regenfällen, die zu Flutkatastrophen führen. Arbeitszeiten müssen eingeschränkt werden, weil die Energie für Geräte zur Kühlung fehlen.

Die LNG-Importe Pakistans sind laut einem Bericht des Wall Street Journal aufgrund des Aufkaufs durch Mitglieder der Europäischen Union um 15 Prozent zurückgegangen. Indiens Importe sind um 16 Prozent und Chinas um 21 Prozent eingebrochen. Ob die LNG-Importe in den Schwellen- und Entwicklungsländern eingebrochen sind, wird nicht erwähnt. Noch schlimmer: Vertraglich vereinbarte Frachten für ärmere Länder werden nach Europa geschickt und dafür werden Vertragsstrafen von den Empfängern akzeptiert.

Imran Khan, der damalige Premierminister von Pakistan hat am 24.02.2022, als der Konflikt in der Ukraine eskalierte, in Moskau einen Vertrag über den Bau einer Erdgaspipeline von Russland nach Pakistan unterschrieben. Die EU will, Sanktionen hat sie deshalb gegen Russland verhängt, sich aus der Energieabhängigkeit von Russland befreien.

Diese Sanktionen werden Russland ruinieren.

Deutschland hat keine LNG-Terminals in denen das verflüssigte Gas zurückverwandelt werden kann. In Wilhelmshaven, Stade und Brunsbüttel sollen sie gebaut werden und übergangsweise sollen LNG-Tanker an diesen Orten, Spezialtanker, die nicht nur LNG transportieren sondern auch LNG zurückverwandeln können, positioniert werden. Alle drei Häfen haben keine ausreichende Anbindung an das deutsche Gas-Pipeline-Netz. Von Brunsbüttel aus müsste eine neue Pipeline von über 50 Kilometer gebaut werden, um das Gas von LNG-Tankern in das deutsche Gasnetz einspeisen zu können.

Lubmin, der vierte ausgewählte Hafen, hat eine Anbindung an das Gasnetz. Nordstream 1 und Nordstream 2 landen hier an. Lubmin liegt am Bodden. Große LNG-Tanker können Lubmin nicht anfahren. Sie müssen auf Reede gehen, in der Ostsee vor Anker und LNG muss mit kleineren Tankern oder mit einer Pipeline entleert werden.

Nordstream 1 kann aus technischen Gründen nur noch 20% des Gases nach Europa durchleiten. Auf 40% könnte die Durchleitung erhöht werden, wenn Kanada eine Gasturbine, zur Wartung war sie in Kanada, an Russland genauer an den Gaskonzern Gazprom geliefert hätte. Kanada hat bislang nicht an Gazprom geliefert. Das Ausliefern von Gasturbinen an Russland verstößt gegen kanadische Sanktionen. Kanada hat die Gasturbine nach Deutschland geliefert. In Mühlheim an der Ruhr liegt sie rum und hat bislang dem deutschen Bundeskanzler zum Fotoshooting gedient.

Kanada hat die Sanktionen gegenüber Russland nicht aufgehoben. Gazprom will die Turbine aus Deutschland nicht, um die Durchleitung bei Nordstream 1 auf 40% zu erhöhen, weil sie dadurch von Kanada und anderen Staaten sanktioniert werden könnte. Bei der Annahme der Turbine aus Deutschland würde Gazprom gegen die kanadischen Sanktionen verstoßen. Manager könnten sanktioniert werden und wären damit für den internationalen Markt für Gazprom verbrannt.

Nordstream 2 könnte Gas für Europa ausreichend zur Verfügung stellen. Die Gasleitungen müssten nur in Lubmin angeschlossen werden. Nordstream 2 war keine russische Idee sondern eine deutsche. Die Niederlande haben Deutschland mit Gas versorgt. 20% des deutschen Gasverbrauchs kamen aus den Niederlanden. Als sich die Erdbeben in und um Groningen verschärft haben, beschlossen die Niederlande die Erdgasförderung Ende 2022 einzustellen. Deutschland wollte auf Nordstream 2 ausweichen.

Ungarn, ein EU-Mitgliedstaat, bezieht das Gas aus Russland über Turkstream und ist mit Russland in Verhandlungen eingetreten, um mehr Gas über Turkstream beziehen zu können. Ungarn hat keinen Pfaffen, der versucht vorzugauckeln, die Bürger von Ungarn müssten für die Ukraine im nächsten Winter frieren. Ungarn möchte sich und einigen Nachbarstaaten eine Gasversorgung sichern.

In Deutschland explodieren die Gaspreise und einige Energiekonzerne haben 2022 ihre Gewinne verdreifacht. Uniper nicht. Der Konzern soll durch deutsche Kredite gerettet werden.

Finanziert sollen die deutschen Kredite an Uniper durch eine Gasumlage für die deutschen Gaskunden. Kredite müssen zurückgezahlt werden. Über eine Zurückzahlung der Umlage an die Gaskunden wurde bislang noch nicht einmal diskutiert. Wahrscheinlich wäre der Verwaltungsaufwand bei einer Rückzahlung zu groß und würde sich nicht lohnen obwohl der Aufwand beim Eintreiben der Umlage vergleichbar ist.

Als Jugendlicher habe ich über Schildbürger, Häuser ohne Fenster haben sie gebaut und das Licht versucht mit Wäschekörben reinzutragen, herzhaft gelacht. Rückblickend sind die Bürger von Schilda sehr vernünftige Menschen gewesen.



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