„Was heilig erscheint“

Interview Mit „Verfluchte Götter“ präsentiert der Historiker Gerd Schwerhoff eine Geschichte der Blasphemie von der Antike bis zur Gegenwart
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 11/2021
George Grosz: Christus mit Gasmaske. Satire, Kunst oder Blasphemie? Oder alles davon?
George Grosz: Christus mit Gasmaske. Satire, Kunst oder Blasphemie? Oder alles davon?

Foto: United Archives/IMAGO

Anders als oft angenommen ist Blasphemie auch in säkularen Gesellschaften nie ganz verschwunden, sagt der Historiker Gerd Schwerhoff. Und wie schwer neue Konflikte aufzulösen sind, zeige sich auch darin, dass selbst linke und liberale Beobachter öfter ins Schleudern kämen.

der Freitag: Herr Schwerhoff, Sie schreiben, dass wir seit der Veröffentlichung von Salman Rushdies Roman „Die Satanischen Verse“ 1989 in einem „neuen Zeitalter der Blasphemie“ leben. Was zeichnet dieses Zeitalter aus?

Gerd Schwerhoff: Blasphemie ist zu einer Markierung im interkulturellen oder interreligiösen Konflikt geworden. Früher wurde sie eher als eine innerchristliche Angelegenheit wahrgenommen und behandelt. Eine Wahrnehmung, an der viele christliche Akteu