Als ich die Website heute öffnete, sah ich eine Anzeige aus dem Fischer-Verlag für das Buch von Srdja Popovic und Matthew Miller "Protest! Wie man die Mächtigen das Fürchten lehrt". Popovic gehört zu den serbischen Otpor-Aktivisten, die inzwischen weltweit als Experten für Regimewechsel im Einsatz sind.
Ich weiß aus beruflicher Erfahrung wie das mit der Werbung in Publikationen ist und dass diese nicht mit der inhaltlichen Ausrichtung des Mediums gleichgesetzt oder in Verbindung gebracht werden darf. Und Anzeigenwerbung hilft den Medien, wirtschaftlich zu überleben. So viel ist klar.
Das Ganze gibt es nun versehen mit der Anzeige für das Buch des Otpor-Aktivisten Popovic:
http://4.bp.blogspot.com/-WvzifnhuRYM/VdsiR8RztnI/AAAAAAAAAT4/aG_dUtb5qU0/s1600/150824NDS_Anzeiged.jpg
Die Anzeigen auf den Nachdenkseiten werden anscheinend per Zufallsprinzip platziert, so dass ich auch erst ein wenig klicken musste, um diese seltsamen Pärchen zu finden.
Mir ist natürlich klar, dass auch ein kritisches und unabhängiges Medium sich über Anzeigen finanzieren muss, um seine wichtige Arbeit zu leisten. Und sicher wird der Fischer-Verlag nicht verlangen, dass aus seiner Sicht zu seinen Büchern unpassende Texte nicht veröffentlicht werden. Aber diese seltsame Paarung zeigt, was dabei für Stilblüten, oder wie das auch immer zu nennen ist, möglich sind. Die kritischen und nachdenklichen Leser werden das sicher auseinander halten können. Es gibt allerdings genügend Beispiele, wo die Unabhängigkeit des Mediums durch die Anzeigenschaltenden nicht gewahrt bleibt. Den Anstoss, darüber nachzudenken, gab mir dieses Beispiel zumindest.
"Früher oder später kriegen wir Sie", warnte mal vor Jahren ein Werbespruch, von Danone ...
Kommentare 6
lieber hans, du meinst natürlich die wirtschaftliche unabhängigkeit. die beste methode ist das reiche erbe. so unabhängig war zum beispiel schopenhauer.
wichtiger ist ja doch die geistige unabhängigkeit. bei schopenhauer war auch die weitestgehend gegeben.
was ich nicht verstehe, ist die geistige unabhängigkeit von klaus bednarz. der mann des monitor-programms machte einen sehr klaren und kritischen eindruck. wie aber konnte er zum schluss das schreiben der rechten im sinne von putin ist schuld unterschreiben und in einem dlf-interview die westliche propagandaposition einnehmen? er war ein russlandkenner. war er abhängig? wovon?
Werter Springstein,
ich wollte schon schreiben, dass ich der Sache nicht folgen kann, da bei mir diese Werbung nicht sichtbar war, aber dann nahm ich Adblock raus, und siehe da, es wurde sichtbar.
Aber da ich nur mit Adblock und anderen Tools im Internet unterwegs bin, interessiert mich dies nicht, da für mich unsichtbar.
Ansonsten spende ich jährlich für die Nachdenkseiten.
Die Nachdenkseiten haben auch meine Unterstützung, nicht nur in Worten, und werden sie auch behalten. Ich wollte nur auf ein ungewolltes, aber leider ziemlich passendes Beispiel hinweisen, wie sich Inhalt und Werbung manchmal beißen können. Das ist kein Problem der Nachdenkseiten, sondern allgemein von Medien in Zeiten des Kapitalismus.
Beste Grüße
Es kann sicher nicht schaden, wenn man sich die mehr oder weniger üblen oder unüblen Tricks der Export-Farbenrevolutionäre mal durchliest. ;-)
Ich denke, gerade aufgeklärte Linke sind doch nicht solche, die sagen, man magda Leseverbote aufstellen. Wenn dann derjenige, der sich sowas mal durchliest, eine kritische Rezession verfasst, haben wir bestimmt was davon.
Ob das Buch denen Geld einbringt, sind doch bei deren tatsächlich finanzoligarchischen Quellen, wie sagt man "Peanuts".
Auch ich unterstütze die Nachdenkseiten finanziell. Das ist viel wichtiger. :-)
Boah. Rezession ist gut. ;-)
Ja, das ist völlig richtig, dass das Buch auf jeden Fall gelesen werden sollte