Mission öffentlicher Geheimeinkauf-Impossible

Glosse Gesundheit Fuß- und Nagelpilz sind eine seuchenartig verbreitete Volkskrankheit. Einhergehend mit einer diabetischen Disposition kämpfen viele mit diversen Mitteln gegen ihn.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Fuß- und Nagelpilz sind eine seuchenartig verbreitete Volkskrankheit. Einhergehend mit einer diabetischen Disposition kämpfen viele mit diversen Mitteln gegen ihn. Stolz ist, wer ihn verbannen konnte, selbst temporäre Siege sind schon ein Highlight. Der Rest der Bevölkerung muss den eher beschämenden Zustand, mit immer wieder neuen Mittelchen, versuchen auszumerzen.

Teilweise erhalten die Geplagten die Produkte in der Apotheke und natürlich preist der Apotheker immer lautstark das teurere an. Um der Diskussion über dem Ladentisch zu entrinnen, wird denn schnell gekauft. So bekommt der „Anti-Fungi-Kampfwirkstoff-Kauf“ in der persönlichen Stress-Skala etwas vom Kauf der ersten Kondome und Wochen vorher wird genau gegrübelt wie und wo Es wohl diesmal zu besorgen sei.

Ich bin inzwischen eine Produkt-Expertin, meine Oma hatte Diabetes, ich bin also quasi ein „dispositionelles Opfer“ und ja, eine totale Null-Zucker-Diät will auch mir nicht recht gelingen. Eine ganze Palette der Pilz-Abwehr-Einheiten ist in Drogeriemärkten erhältlich, eines davon reicht mir eigentlich schon. Vor einer Weile stand wieder ein Einkauf der verruchten Ware an, diesmal in einer modernisierten Drogeriemarkt Filiale in Berlin Kreuzberg und siehe da: Eine Selbstscanner-Kasse wurde eingeführt! Genau genommen sogar zwei. Diese waren recht gut zu sehen, denn Kreuzberg stand bei der einzigen Kasse mit Service... Schlange.

Zunächst einmal verfolgte ich die Mission den Kampfstoff im neu sortierten Laden zu finden und platzierte ihn dann, natürlich mit der Schrift nach unten, im Körbchen, harmlose Diversigkeiten flogen obendrauf. So kam ich im Kassenbereich an, wo das Etwas, gut versteckt, nun auf seine Bezahlung lauerte. An den Selbstscanner-Kassen weiter niemand, an der mit Service noch immer lange Schlange. Wie so eine Kasse funktioniert habe ich bei einer schwedischen Möbelfirma lernen dürfen. Also - Alles rauf und die Kasse scannte, brav und stumm, wurde sie zu meiner heimlichen Verbündeten. Ich zahlte und lief unbehelligt zum Ausgang.

Dort ohrenbetäubendes Gepiepe!

Irgendetwas in meinem Beutel behauptete nun leider vehement und unüberhörbar, Es sei nicht bezahlt worden. Die Kassiererin winkte schon und zurück ging es, vorbei an der Schlange, die irgendwie noch viel länger geworden war oder zumindest wirkte es plötzlich und eindeutig so. Ich schüttete, mit spürbar warmen Kopf, (ein Selfie war nicht angezeigt, Rotfilter voll aktiv), den Beutelinhalt bei Ihr aus, reichte ihr den Kassenbon, den sie untersuchte und dann rief sie es: „Einmal den Fungizid-Nagelstift, bitte!“

Da war Er nun wieder, vor Allen und mit einem extra, ganz besonders schönen Auftritt, bis Er dann endlich vom Magnetstreifen befreit war.

Seitdem lege ich den Stift obendrauf und gebe ihn nur noch mit erhabenen Gesten, wie eine Samurai Schwert Kriegerin á la Tilda Swinton, an der Kasse ab, das habe ich ich mir zumindest schon mal vorgenommen, falls ich wieder einen brauche...

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Textfontana

Freie Journalistin, Bloggerin und Heilpraktikerin mit Schwerpunkt TCM. Themen Frauen-/Gesundheit, Kultur, Theater/Performances und Tanz.

*Würzburg 1966, seit 1987 in Berlin lebend. Selbstständig tätig im Gesundheitsbereich seit 1994. Journalistik Studienabschluss an der FJS Berlin 2019. Mitredakteurin bei bzw-weiterdenken.de seit 2019.

Textfontana

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden