Lasagne a la Karl May

Kamel statt Pferd Die Pferdefleisch-Debatte beschäftigt Deutschland seit gut zwei Wochen. Die Empörung steigt stündlich. Pferd und Lasagne passen nicht zusammen. Karl May weist den Weg.

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Ehe die Wutbürger oder Bild drauf kommen, will ich hier schnell zugeben, dass eigentlich Australien Schuld ist. Hier werden schließlich pro Jahr 200.000 Pferde geschlachtet und exportiert. Der größte Braten, ca. 2000 Tonnen, fliegt in die EU.

Als schuldmildernd möchte ich anführen, dass nur Schlachtpferde exportiert werden, keine mit Drogen vollgepumpten Hottemäxe ländlicher Reitervereine.

Unter den Schlachtpferden sind zudem viele Brumbies, australische Wildpferde, die von Arbeitspferden abstammen, die europäische Siedler (ja, auch Deutsche) mal ins Land gebracht hatten.

Heute hat sich daraus eine kleine, kurzbeinige Rasse entwickelt, die durch den Outback galoppiert und die dünne australische Humusschicht zerstört. Da kann in Europa eigentlich niemand meckern, wenn die Rosse jetzt tiefgekühlt zurückkommen. Da gilt irgendwie das Verursacherprinzip, finde ich.

Außerdem. Australien exportiert die toten Pferde ja nur, genauso wie Kohle, Eisenerze, Gold, Uran und was sonst noch exportieren wird. Was damit außerhalb der australischen Hoheitsgewässer passiert, damit haben wir doch nix zu tun. Beim Uranium passen wir schon auf, aber sonst? Mit Pferdefleisch kann man schließlich keine Bombe bauen oder?

Aber zurück zur Lasagne.

Trotz der Brumbies ist der Mitschuld am Pferde-Lasagne-Massaker in Deutschland nicht zu leugnen. Wie wär’s daher mit einer australischen Lösung des Problems?

Ausgangspunkt wäre die viel zu wenig beachtete Frage, wie man das Pferd in der Lasagne denn ersetzen will.

Vegetaristische Überlegungen, fleischfreie Lasagne zu entwickeln, stoßen in Downunder, dem Land der BBQ's und rosa Lammbraten auf völliges Unverständnis.

Nein, man muss andere Tiere in die Pferde-Lücke der Lasagne springen zu lassen. Huhn, Kuh, Schwein wuerden nur zur Ausweitung der industriellen Tierproduktion etc. führen. Von den Kosten mal ganz abgesehen. Der Tierschuetzer in mir ist dagegen.

Andere massenhaft vorkommende Substitutstiere stehen in Europa, mal abgesehen von Nagern, die schon gar niemand auf dem Teller will, nicht zur Verfügung.

Aber, und jetzt kommt mein Vorschlag zur Güte: Wie wär’s mit Kamel?

Schon Karl May hat die moralischen Qualitäten dieser Gattung (treu, genuegsam) wie auch ihren Wohlgeschmack auf dem Teller in höchsten Tönen gelobt. Daran muss man Deutsche nicht erinnern. Wenn Kara Ben Nemsi Kamel gegessen hat, eignet es sich auch für ein deutsches Mittagessen. Eventuelle geschmackliche Bedenken sind schnell zerstreut. Der toscanische Geschmack der Lasagne wird schon immer durch naturidentische Aromastoffe stabilisiert.

Das Schöne an meinem Vorschlag ist nun, dass in Australien wilde Kamele zu Tausenden im Outback herumrennen. Ich will nicht wieder auf dem Verursacherprinzip herumreiten, aber auch die Kamele wurden auch von frühen europäischen Siedlern ins Land gebracht.

Einige werden bereits jetzt tiefgefroren in den Nahen Osten exportiert. Aber es gibt noch mehr als genug.

Ein bisschen müsste Frau Merkel mit Frau Gillard schon darüber verhandeln, ob in Euro bezahlt werden kann. Aber dann wäre es ein win-win-Deal für die Damen, die beide im September wiedergewählt werden wollen. Die eine wäre die ärgerlichen Kamele los, die andere hätte das Lasagne-Pferde-Massaker beendet.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Aussie42

Mauerberliner(West) bis 1996, 10 Jahre meditieren in Indien bis 2010, jetzt in Australien. Deutschland weit weg.

Aussie42