Freitag digital - ein SelbstVersuch zu 2.99

Wehret den Anfängen? Surprise. Der Papier-Freitag kommt Digital ins Haus. Heute war's möglich, die neue Ausgabe anzusehen. Das Demo reichte mir nicht. Ich hab mir "the real stuff" geleistet.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Wenn man, von Berlin aus, auf dem uebernaechsten Kontinent lebt, ist der Kiosk-Finder schnell ratlos.
Die Inhalts-Uebersicht der Papierausgabe hat mich oft neugierig gemacht. Aber online kam der Artikel, den ich wollte, dann oft nicht.
Da haette ich dann gern auch mal ne Mark oder so fuer's Papier ausgegeben. Ging bisher nicht. Jetzt aber.

Kleiner Erfahrungsbericht vom Selbstversuch.

Einloggen mit der Community-Id und schon kann man entweder eine Ausgabe zu 2.99 oder ein Abo kaufen. Eine Ausgabe reicht dachte ich mir. Paypal zum bezahlen. Einfach.
Und schon gehts los.

Um es gleich zu sagen: mein Lieblingsartikel war diesmal der letzte, "A-Z Nachtzug". Kurz-Beitraege aus der Redaktion ins Alphabet gestellt. Alle wunderbar. Alles passte. Wer jemals Schlafwagen gefahren ist, findet sich. (Muss jemand am Schluss geschickt editiert haben. Gut gemacht!)

Der Moskau-Paris-Express hat mir gefehlt. Der hielt naemlich abends gegen 10 am Bahnhof Zoo und wenn man Glueck hatte und einen "wohlwollenden" Schaffner erwischte, konnte man fuer 20 Mark ein Abteil 1. Klasse haben, mit weissen Linnen, heissem Tee zum Einschlafen und Aufwachen und ohne die schlafstoerenden Grenzer in Griebnitzsee.

Haette ich gern nachgetragen, unter B vielleicht, ein Buchstabe der noch ohne Geschichte ist.
Aber.... ging nicht. Der Freitag-Digital hat keine Kommentar-Funktion.
Waere doch gut gewesen, was unter B einzufuegen.

Haette mir auch bei dem prima geschriebenen Artikel "Hat die SPD Mut zu einer neuen Enspannungspolitik" gepasst, weil der Autor die damaligen und heutigen Knueppel vergessen hat, die die Ami-Bande den Brandt/Bahr-Akteuren damals und heute Merkel/Steinmeier zwischen die Beine schmeisst.
Das waren und sind vermutlich groessere aussenpolitsiche Probleme als Breschnew/Putin et al.

Aber wie gesagt, Kommentarfunktion fehlt. Sollte aber sein. (oder hab ich nur nicht gefunden, wie's geht...doch ich bin ja nicht der einzige betagte Leser!)

Ansonsten habe ich natuerlich nicht alles gelesen. "Die Befreiung des Pop durch das Internet" interessiert mich nicht wirklich. Ich wusste auch ueberhaupt nicht, dass der Pop im Gefaengnis war. Vermutlich als Freigaenger, denn Pop droehnte doch schon vor dem Internet-Zeitalter allgegenwaertig. Oder irre ich mich auch da schon wieder?

Ich habe nochn paar andere Sachen gelesen. Kaum Einwaende. Viele aus der Redaktion schreiben ja auch lesenswert in der online-Ausgabe oder in der Community.

Was mich gestoert hat, war die Formatierung der digitalen Ausgabe

Ich weiss, das muss heutzutage so sein, weil die Leute die Zeitung mit dem Telefon lesen wollen. Oder auf ihrem Brett-Mini-computer. Und nur wegen dieser Vorlieben wird enorm viel Platz auf meinem Bildschirm verschenkt!

Statt gemuetlich auf meinem 24" den Freitag zweiseitig zu lesen wie eine normale Zeitung, mussen ich mich muehsam durch Menuepunkte in Ueberbreite zu meinen Lieblingen vom Alltag durchscrollen. Und dass alles nur, damit die Jungschen mit ihren Wurstfingerchen auf ihrem Telefon das Menue bedienen koennen. Ungerecht.

Das muss so sein, heute, wenn eine Zeitung den jungen Leser erreichen will.
Aber wie waers mit Formatierungs-Auswahl fuer die Gadgets aller Altersklassen?
Meinetwegen kann ja das Telefon das default-Endgeraet sein. Aber...

Soweit Meckerei und grundsaetzliche Zufriedenheit.
Jetzt zum Grundsaetzlichen.

2.99 ist das zu viel Geld fuer den digitalen Freitag? Fuer mich nicht.

Fuer 4 AU$ kriege ich vier Liter Milch. Das ist mir der Freitag wert. Ich seh's als ne Art Soli. Es gibt ja nur eine dFC und die ist davon abhaengig, dass es den Freitag als wirtschaftliches Unternehmen gibt.

Eine andere Sichtweise, die ich frueher auch gelegentlich gelesen habe:

Dies ist der erste Schritt zur Freitag paywall. Zuerst kostet die digitale Papierausgabe Geld, dann die online-Ausgabe, schliesslich auch die Community. Wehret den Anfaengen. Ausserdem ist 2.99 fuer Hartz IV usw.
Stimmt alles.

Das Lesen des Freitag gehoert nicht zu den unveraeusserlichen Menschenrechten. (Sollte eigentlich so sein, ist aber nicht so.)
Auch das Schreiben und Kommentieren in der dFC gehoert nicht dazu.
Durch die Community wird der Freitag vermutlich inhaltlich angereichert und vielleicht auch attraktiver.
Aber Schreiben und Kommentieren ist zumindest fuer mich eine Freude.

Von ueberwiegend intelligenten und teilweise witzigen Leuten kommentiert zu werden ist auch sehr angenehm.

Arbeit ist das alles nicht, sondern Hobby. Wenn das Hobby was kosten wuerde, fuer mich ok. Ich wuerde es dennoch bedauern, weil mancheineR sich dieses Hobby fuer Geld nicht leisten koennte.

Dafuer brauchte man dann eine solidarische Loesung.

Aber soweit sind wir noch lange nicht. Bisher musste man nur die Papier-Version bezahlen, jetzt kostet das Papier auch digital . So What?

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Aussie42

Mauerberliner(West) bis 1996, 10 Jahre meditieren in Indien bis 2010, jetzt in Australien. Deutschland weit weg.

Aussie42