Corona - Das Geschäft ihres Lebens

Bankenrettung Neuauflage Wie die Hausbanken mit dem Corona-Rettungsschirm der Regierung das Geschäft ihres Lebens machen... auf Kosten der Wirtschaft

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Wie die Kreditinstitute ihre Rolle missbrauchen und auf dem Rücken der Wirtschaft das "Geschäft ihres Lebens" machen

Der "Rettungsschirm"

Schon einmal standen wir angeblich am Rande des Abgrundes. Die Finanzkrise, Sie erinnern sich? Peer Steinbrück und Kanzlerin Merkel traten vor das Publikum, um beruhigend zu verhindern, dass Sie all Ihr Geld abheben, wie später dann tatsächlich in Griechenland geschehen. "Ihr Geld ist sicher." Einher ging das Ganze mit einem gigantischen Rettungsschirm für die Banken, die auf einmal eigentlich alle systemrelevant waren.

Jetzt soll alles anders sein: nicht die Banken sollen gerettet werden, sondern die Unternehmer, vom Großunternehmen bis hin zum Solo-Selbständigen. In einer beispiellosen Kraftanstrengung hat man hunderte von Milliarden locker gemacht, um das System mit Liquidität zu versorgen. So schnell sind die nötigen Gesetze noch nie verabschiedet worden, noch nie haben die Verwaltungen in solcher Rekordzeit alle kleinkarierten Prüfungen hintangestellt, wohl wissend, dass das auch missbraucht werden kann. Aber alle waren sich einig: "Nicht kleckern, sondern klotzen." Hinterher ist immer noch Zeit zum Nachprüfen. Das hat - völlig zurecht - der Regierung und der Koalition wieder Pluspunkte eingebracht.

Die Geldverteil-Zentrale KfW

Natürlich muss ein solcher Prozess organisiert werden. Und so hat man u.a. bei der KfW in Rekordzeit verschiedene Programme mit niedrigen Zinsen aufgelegt, das unverschuldet durch Corona in Not geratene Unternehmer und Selbständige in Anspruch nehmen können. Nun ist es ja nicht einfach so, dass es sich um Geschenke handelt, sondern jeder verantwotliche Selbständige wird sich die Frage stellen, ob, unter welchen Umständen und bis wann er die Kredite wird zurückzahlen können. Aber es war innerhalb kürzester Zeit ein gutes Informationsnetz gespannt, das alles für die Entscheidung Nötige enthielt. Auch sollte ein unbürokratisches Verfahren gewährleistet sein, das unter einem Schirm zugleich Betriebsmittelkredite - also alles, was man braucht, um den Betrieb aufrecht zu erhalten - und Investitionskredite - also alles, was man braucht, um sich an die veränderte Lage anzupassen, zusammenfasst. Und in der Tat: man braucht für die Beantragung nicht einmal unbedingt eine betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA). "Nur raus mit dem Geld!", schien die Devise zu sein. Nur kann niemand einfach bei der KfW anklopfen und sagen: "Ich hätte gerne Geld". Sonst würde man auch hier schon merken: Investitionen, um die Krise zu meistern, sind nur formal vorgesehen, jedenfalls nicht in einer Höhe, die über die Hälfte der bisherigen Einnahmen hinausgehen. Na, toll! Man soll also mit dem, was zum Erhalt nötig ist, auskommen, auch wenn gerade dadurch der Erhalt gefährdet ist, weil man nicht investieren kann. Die Anträge laufen über die Hausbanken. Und hier liegt der nächste Hund begraben.

Corona-Virus als Gelddruckmaschine der Hausbanken

Schon ein merkwürdiger Begriff - "Hausbank". "Hausarzt" - klar, der Arzt des Vertrauens, der die kleinen und großen körperlichen Probleme kennt, aber niemandem davon erzählt. Die "Hausbank" ist aber etwas völlig anderes. Vertrauen ist gut, aber Zahlen sind besser. Und Gewinne erst recht. Da haperte es bei den Banken in den vergangenen Jahren gewaltig. Einzig im Kreditgeschäft, das aber auch stark rückläufig war, konnte man noch Geld verdienen. Für Geld, das man bei der EZB lagerte, mussten und müssen die Kreditinstitute sogar Negativzinsen zahlen. Das beste am Kreditgeschäft war und ist von jeher der Kontokorrentkredit, bei abhängig Beschäftigten besser bekannt als "Überziehungskredit". Der wirft seit jeher ordentlich Geld ab, die Kosten liegen bei 12-18% p.a. Um bei der Finanzkrise eine Überschuldung der Bevölkerung zu vermeiden, wurden die Banken gezwungen, allen abhängig Beschäftigten eine kostengünstige Umschuldung anzubieten. Damit sollten die teuren Überziehungskredite abgelöst werden. Nicht aber bei den Unternehmen und Selbständigen mit ihren Geschäftskonten. Das ist zwar bedenklich, aber so lange kein Problem, wie der Kontokorrent seinen eigentlichen Zweck erfüllt, nämlich Umsatz-/Einnahmeschwankungen durch Liquidität abzufedern. Der eingeräumte Kontokorrent ist mithin zum einen immer kurzfristig angelegt und zum anderen auch ein Zeichen von Solidität. Soweit alles fein.

Bei den Corona-Krediten entstand in der Öffentlichkeit der falsche Eindruck, als seien die "Hausbanken" lediglich diejenigen, die die KfW-Kredite an ihre Kunden weiterverteilen. Zu schön, um wahr zu sein? In der Tat! Die Hausbanken verdienen an jedem Corona-Kredit mindestens 10%. Was das bei 800 Mrd. Euro Gesamtkreditsumme bedeutet, kann jeder im Kopf ausrechnen. Das erklärt auch, warum aktuell dort ein so enormer Aufwand betrieben und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Limit arbeiten. Als ich selbst einen Antrag bei meiner Sparkasse stellte, glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen: Mein Kontokorrent, der aufgrund meiner Solvenz 1/3 meines Jahresumsatzes ausmacht und den ich aktuell gar nicht in Anspruch nehme, wird voll auf meinen Liquiditätsbedarf angerechnet.

Stellen Sie sich vor, Sie haben nachweislich dadurch, dass all ihre Einnahmen von einem auf den anderen Tag wegfallen, einen - aufs Jahr gerechneten Kreditbedarf von 100.000 Euro - und das seien auch Ihre jährlichen Einnahmen. Sagt die Bank: "Nein, Ihr Kreditbedarf beträgt nur 2/3 davon, 1/3 haben Sie ja bei uns als Kontokorrent. Sorry, dass der so hoch liegt." "Wie bitte?" Ich wende also meinen um 33.333 Euro gekürzten Kreditbetrag von 66.666 Euro dafür auf, einen Kontokorrent-Kredit zu 12% zu bedienen, den ich gar nicht haben will? Um das zu vermeiden, gebe ich also nicht das Geld aus, was ich nachweislich brauche, oder ich begebe mich in eine Schuldenspirale gigantischen Ausmaßes.

Die Bank verdient herrlich - wenn ich denn den Kredit nehme. Die Antragszahlen und die bereits ausgezahlten Summen, auf die die Politik so stolz ist, legen das für die Masse nahe. In jedem Fall bin ich aber als sowieso schon durch die Corona-Krise Geschädigter ohne Absicherung durch Kurzabeitergeld o.ä. der Dumme.

Rettung gescheitert

Rettung wäre möglich, aber offenbar nicht gewollt. Irgendwie wird doch überall Missbrauch gewittert, und Lösungen vereitelt. Was wir Selbständigen brauchen, sind je nach Branche

- Kredite, die das Überleben sichern und nicht dafür benutzt werden müssen, die Banken glücklich zu machen UND
- Kredite in Investitionen, die die Risiken, die Corona bereithält, auf Dauer minimieren - so wie es gute Vorsorge tut und aktuell jedem Bürger dieses Landes gepredigt wird.

Liebe Politiker: Wollt ihr wirklich den aktuellen Status, der nur an der Oberfläche schön klingt? Für mich ist das, was Banken ermöglicht wird, missbräuchliches Ausnutzen einer Krisensituation durch Institute, denen man einst den Allerwertesten gerettet hat. Halt! Nicht man, sondern JEDER von uns. Sollen sich einige wenige in der Krise auf Kosten der Gesamtwirtschaft bereichern? Das würde meinem Bild vom entschieden handelnden Staat einen Tiefschlag versetzen.

P.S.: Meine Anfragen in den entsprechenden Stellen harren noch einer Antwort.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Ideenverwirklicher

Engagierter QuerDENKER, kreativ-innovativer Kommunikations- und Strategieberater, der gerne eingetretene Pfade von Scheinplausibiliät verlässt.

Ideenverwirklicher

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden