Gegen jede Vertreibung

Erinnern Ein Initiative Berliner Bildungsbürger will ein Exilmuseum errichten. Das ist auch eine Stellungnahme in der Migrationsdebatte
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 48/2018
Um 1930 im Anhalter Bahnhof: Als Reisen noch Freiheit bedeuten konnte
Um 1930 im Anhalter Bahnhof: Als Reisen noch Freiheit bedeuten konnte

Foto: Imago/Ullstein

Liebe Mutti, … es geht uns gut“. Diesen Satz las Elsa Chotzen im Sommer 1943 auf einer Postkarte mit der Sechsreichspfennigbriefmarke, die das aufgedruckte „Führerporträt“ zeigte. Der aufmunternde Kartengruß, postamtlich korrekt mit „Dresden 29.06.1943 – 15 (Uhr)“ abgestempelt, sollte die seelisch angeschlagene Frau beruhigen.

Im Sommer 1943 waren Ulli und Bubi, ihre Söhne aus der jüdisch-deutschen Mischehe, zusammen mit ihren jüdischen Ehefrauen Ruth und Lisa Chotzen deportiert worden. Der Zug, der sie zum „Arbeitseinsatz im Ostland“ bringen sollte, startete von Berlins Anhalter Bahnhof. Nach einer Irrfahrt durch diverse KZs wurde Ulli im Konzentrationslager Landshut ermordet, sein Bruder starb dort an Miss