Geld oder Leben

Covid-19: Eigenverantwortung und Darwinismus sind die Grundlagen des Kapitalismus. Und das Misstrauen in den Staat, der uns im Zweifelsfalle allein lässt, führt zu Hamsterkäufen.

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Jahrzehntelang wurde uns von der Politik vermittelt, dass wir eine Leistungsgesellschaft sind und es von jedem selbst abhängt, ob er einen vollen oder leeren Kühlschrank hat. Täglich haben wir gehört, dass Dinge wie Gesundheit, Pflege, Rente privatisierbar seien. Alles und jedes muss effizient und effektiv sein. So sind wir ,,sozialisiert“ worden und so leben wir es auch. Daher muss man sich nicht wundern, dass die Bürger jetzt zuerst an sich denken. Vielleicht auch ein Grund, warum einige Menschen es noch immer nicht verinnerlicht haben oder es sie auch nicht interessiert, dass die Einschränkung von persönlichen Kontakten einen großen Anteil an der Bekämpfung der Pandemie einnimmt.

Ebenso wenig haben es die Politiker verinnerlicht, dass es jetzt nicht an der Zeit ist, sich um Staatsschulden, die schwarze Null oder um sonstigen unwichtigen bürokratischen Kleinkram zu kümmern. Wer der Auffassung ist, dass man das kapitalistische System mit seinen Auswüchsen, wie Globalisierung, Ausbeutung von Mensch und Umwelt, der Ansammlung von Geld für wenige, retten kann, ist schief gewickelt.

Wer als gut versorgte Führungselite von den Menschen verlangt, dass sie immer noch wie in normalen Zeiten zur Arbeit gehen sollen, um sich den Lebensunterhalt zu verdienen, hat die Sorgen der Bürger nicht verstanden. Insbesondere, wenn es sich dabei nicht einmal um „corona-relevante“ Jobs handelt.

Unsere Gesellschaft wurde um des Geldes willen um die Fähigkeit, sich mit so etwas wie dem Kampf und dem Überleben vieler Erkrankter dieser Pandemie zu beschäftigen, beraubt. Die Pandemie ist schon schlimm genug. Aber wenn sich die Menschen darüber hinaus noch Sorgen um die Mietzahlung machen müssen oder keine Lebensmittel mehr im Haus zu haben, geht es an die Substanz.

Unser Gesellschaftssystem wird nach Covid-19 nicht mehr dasselbe sein. Es wird sich ändern. Nutzen wir doch jetzt stattdessen die noch bestehenden positiven Seiten dieses Systems, um Menschen zu retten.

Falsch wäre es in politischer Panik grundgesetzlich garantierte Werte aufzuheben, um Geld zu sparen. Notwendig ist es in neuen Dimensionen und nicht in alten Hohlwegen zu denken. Eigentlich ist es doch recht einfach:

Ermöglichen wir uns durch eine einfache, unbürokratische staatliche Zahlung bis auf weiteres an jeden natürlichen Menschen, also eine Art Pandemie-Grundeinkommen, die gewohnte Ordnung aufrecht zu erhalten.

Schließen wir sofort alle nicht zum reinen Überleben notwendigen Unternehmen.

Begeben wir uns alle für erst einmal 4 Wochen in Quarantäne, hungern das exponentielle Wachstum des Virus aus und geben dem Gesundheitssystem die Chance, mit der Krankheit fertig zu werden.

Garantieren wir mit einer kostenlosen staatlichen ins Haus zu liefernden Nahrungsmittelversorgung das Überleben eines jeden. Damit verhindern wir die Notwendigkeit zu hamstern und in Scharen in die Supermärkte zu strömen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

initiative146

Die Initiative 146 wirbt für eine Verfassung in Deutschland und hat dazu bereits einen ausformulierten Verfassungsvorschlag ins Netz gestellt.

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