Die Ordnung und das liebe Kind

Muttertierleben Wer Kinder hat, weiß, wie mühsam es ist, wenn die häusliche Ordnung verteidigt werden soll.

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Kinder zu erziehen ist ohnehin zwecklos, weil sie den Eltern alles nachmachen.

(Erich Kästner)

Ordnung. Ach ja. Da war noch was. Da ist etwas, über das ich jeden Tag stolpere, mal mehr, mal weniger. Was die Lieblingshausziege dazu bewegt, die Schultasche exakt in der Türöffnung zu platzieren, das weiß ich nicht. Aber eines weiß ich: ich will um mich herum einigermaßen Ordnung haben. Dazu hat auch der Teenie etwas beizutragen. Das gilt besonders in den Räumen, in denen sich alle gemeinsam aufhalten, logisch. Weil die Lieblingshausziege ein Gesellschaftstierchen ist, ist sie auch genau dort. Das ist in den meisten Fällen in der Küche, oder im Wohnzimmer. Dort wird gelesen, gemalt, genäht, gechattet, geschwätzt, gespielt, was auch immer.

Es ist weder in der Küche, noch im Wohnzimmer so wirklich ordentlich, es liegt überall etwas herum, aber das ist normal. Ich werde sauer, wenn ich merke, dass ich offensichtlich die einzige bin, die Dinge wieder dorthin räumt, wo sie ihren eigentlichen Platz gefunden haben. Oder vielmehr: Wo ich fand, dass sie dort gut und griffbereit untergebracht sind. Wenn ich am Morgen, sobald sich die Lieblingshausziege fertig geputzt hat und auf dem Weg in die Schule ist, erst noch ihre Kaffeetasse in die Spülmaschine räumen, ihren leeren Joghurtbecher in den Müllsack und ihre Haarbürste vom Küchentisch zurück ins Bad räumen muss, dann nervt das schon. Dann soll sie einfach weniger Zeit vor dem Spiegel verbringen, dann ist das auch ohne weiteres zu schaffen. Aber das ist ein anderes Thema.

Jedenfalls gibt es genügend Anlässe, dass ich das Zimmer der Lieblingshausziege betrete: Ich räume die gebügelte Wäsche, nein, nicht in den Schrank, das darf sie selber machen, aber in ihr Zimmer. Ich gucke nach, ob die armen Topfblumen auf dem Fenster mit etwas Wasser noch zu retten sind, oder ob ich sie lieber auf dem Kompost begraben sollte. Dabei sammle ich auch noch die Handtücher ein, hänge sie zurück ins Bad.
Sicher. Das wäre eigentlich die Aufgabe der Lieblingshausziege, das ist mir schon klar. Manchmal gucke ich auch im Zimmer nach, ob noch Wäsche herumliegt, die ich dann mit der anderen Wäsche in den Keller bringe, damit sie gewaschen wird. Ich mache das ja nicht, um die Lieblingshausziege zu ärgern, sondern eigentlich, weil ich sie schon ganz gerne mag und somit möchte, dass sie sich in ihrem Zimmer wohl fühlen kann.

Das war es aber auch. Mehr als das räume ich nicht auf. Sieht der Fußboden des Zimmer so aus, als könne sich nur noch ein Stelzenläufer mit zwei Quadratzentimeter Auftrittsfläche zwischen den Dingen bewegen, dann reicht es. Dann kriegt die Lieblingshausziege eine klare, deutliche und völlig unmissverständliche Ansage: Räum Dein Zimmer auf!

Der Witz dabei ist ja, dass sie überhaupt nicht lange braucht, bis das Zimmer ordentlich ist. Warum, zum Kuckuck, kann das nicht auch so bleiben? Aber nein, Unordnung ist der Normalzustand und Ordnung eine seltene Ausnahme.

Als echte Lieblingshausziege meckert sie ja darüber, dass ich mich in ihrem Zimmer einmische. Das wäre doch ganz alleine ihre Sache und dort könne sie Ordnung und Unordnung halten, wie sie wolle. Ich könne ja die Tür von außen zumachen.

Warum will ich eigentlich, dass sie in ihrem Zimmer Ordnung hält?

Das ist ganz einfach: Ich gehöre selber zur Gattung der Streuobstwiesen und lasse meine Dinge auch gerne irgendwo liegen. Das weiß ich und bin im Moment bei der Zähmung von Max, meinem inneren Schweinehund. Doch es geht bei der Ordnung um mehr, als nur darum, dass die Dinge irgendwo liegen und einsortiert sind, statt auf dem Fußboden herumzuliegen. Ich möchte mich wohlfühlen. Dafür muss es nicht perfekt ordentlich sein, aber ein wenig schon. Und weil sich das Zimmer der Lieblingshausziege in meiner Wohnung befindet, ich das Kind gerne mag und auch möchte, dass es sich wohl fühlt, erinnere ich sie immer mal wieder daran, dass das Zimmer dafür auch aufgeräumt sein muss. Wenigstens einmal in der Woche. Das aber mit Nachdruck.

Es gibt immer wieder auch schlaue Ratschläge anderer Menschen, ich solle die Unordnung einfach so hinnehmen, die Tür zumachen und die schmutzige Wäsche in ihrem Zimmer liegen lassen. Doch das hört sich für mich immer an, als würde ich damit nur eine Gleichgültigkeit kaschieren. Aber meine Lieblingshausziege und deren Wohlbefinden ist mir nun einmal nicht gleichgültig.

Das war die Antwort von mir, dem Muttertier, auf die Beschwerde der Lieblingshausziege, die da schrieb: Mein Zimmer, nicht deins!

Erschienen auf: www.jaellekatz.de

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

jaelle katz

Journalistin, Bloggerin und Lebensgenießerin. Ich bin auf www.schreibreise.com unterwegs, lebe in Oberfranken, liebe Katzen und gehe gerne wandern.

jaelle katz

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