Besser noch mal vorsichtshalber

#TexasText/Jamal Tuschick Schade um den schönen Durst sagte man in Waynes Kindheit, wenn einer „ein Cola“ bestellte oder, was noch zweifelhafter war, Zitronensprudel.

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Besser noch mal vorsichtshalber

Das besser noch mal vorsichtshalber gehört jetzt auch zu ihrem Leben. Vor einem Kinobesuch driften Karolin und Wayne im Sanitärsouterrain beschwingt-routiniert auseinander. Jeder auf ein anderes Klo.

Schampfütze

Erlöst von den Verpflichtungen des Tages gönnt sich Wayne im Schwarzburg 84 einen Humpen Rhönsprudel. Jemand sagt erwartungsgemäß: „Schade um den schönen Durst.“

Schade um den schönen Durst sagte man in Waynes Kindheit, wenn einer „ein Cola“ bestellte oder, was noch zweifelhafter war, Zitronensprudel. In Pilsstuben hatte man Pils zu trinken, aus Nullzweilitergläsern, mit abnehmender Trinkgeschwindigkeit. Allein die ersten drei waren im Nu zu leeren, anderenfalls ergaben sich Nachfragen, etwa, ob man „vorgetrunken“ habe. Das folgte einem strikten Reglement.

Wayne bekam die Kneipenhausordnung von seinem Onkel Kurt beigebogen. Onkel Kurt hatte eine Kneipe im Prüfling. Seine Gäste waren Familienväter, ihre Frauen dankbar für Putzstellen. Wer auf dem Büro arbeitete, hatte es weit gebracht. Allgemein wurde auf den Pfennig geachtet. Die Schluckspechte kannte im Grenzland zwischen Bornheim und Nordend jedes Kind. Sie erschienen gleich nach der Arbeit. Onkel Kurt würfelte mit ihnen an der Theke, jeder Stammgast hatte einen eigenen Becher. Untereinander war man umgänglich und dazu aufgelegt, sich gegenseitig auf die Schippe zu nehmen. Dem Gemeinschaftssinn zum Trotz entgleisten Freundschaften, sodass es nie wieder gut wurde zwischen zwei Männern. Fremde fanden sich nicht unbedingt willkommen in diesem öffentlichen Wohnzimmer. Frauen im Lokal hatten Ehefrauen zu sein und zu warten, ohne Aufsehen zu erregen. Anderenfalls mussten sie mit übler Nachrede rechnen. Im Verlauf der Jahre trug Onkel Kurt ein paar Freundschaftszeichen zusammen, so wie einen Wimpel und Schnitzkram aus dem Erzgebirge, der über den Flaschen verstaubte. Mit einer Glocke wurden Thekenrunden eingeläutet. Das passierte nicht oft. Es gab Termine der Freigiebigkeit, Onkel Kurt hielt sie sorgsam ein. „Schampfütze“ war ein Wort für den Rest, den einer im Glas ließ.

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Geschrieben von

Jamal Tuschick

Interessiert an Literatur, Theater und Kino

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