Jamal Tuschick - Postproletarische Performance/Gepierctes Meerschwein

#TexasText/Jamal Tuschick „Diesseitig bin ich gar nicht fassbar. Denn ich wohne grad so gut bei den Toten, wie bei den Ungeborenen. Etwas näher dem Herzen der Schöpfung als üblich. Und noch lange nicht nahe genug.“ Paul Klee

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„Beliebige Rekombinationen fieberhafter prekärer Aktivität haben das politische Bewusstsein ... verdrängt.“ Franco Berardi

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“If you can’t fly then run, if you can’t run then walk, if you can’t walk then crawl, but whatever you do you have to keep movin.” Martin Luther King Jr.

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Postproletarische Performance/Gepierctes Meerschwein

Sandras neues Lieblingswort ist ein Akronym aus Volatility, Uncertainty, Complexity, Ambiguity.

Angeblich leben wir seit dem Niedergang des Warschauer Pakts in der VUCA-Welt. Sandra etabliert sich gerade als Resilienz-Forscherin. Wir unterhalten uns leicht angeödet im Nostalgie Café Schönherr am Wasserturm über posttraumatischen Benefit und sein prominentes Gegenteil: die posttraumatische Belastungsstörung. Was manche stabilisiert, destabilisiert andere. Noch immer werden Gründe für die unterschiedlichen Reaktionen gesucht.

Die Tapete passt zu den Vorhängen. Die Motive sind floral. Sie haben einen Fin de Siècle-Stich und waren modern in der letzten Gründerzeit des Industriezeitalters. Diese Gründerzeit verpasste der Erde einen Stahlgürtel, der schon lange als Rost Belt von sich reden macht.

Ein Feuerlöscher stellt sich als Fremdkörper auf der Täfelung dar. Neben uns verkrümelt die Redakteurin Vera Peters Sandkuchen auf ihrem Smartphone. Vera stellte beim ersten Augenkontakt klar, dass sie von mir nicht angesprochen zu werden wünscht.

Die Ablehnung arbeitet in mir. Ich war ein paar Jahre Veras liebster freier Mitarbeiter, dann gab es ein Zerwürfnis, das in einer an den Haaren herbeigezogenen Unversöhnlichkeit mündete. Zurzeit dreht sich das Rad Richtung offener Ablehnung und Aversion. Für die Kulturkämpferin Vera springen jederzeit kompetente Gassenhauer:innen mit postproletarischer Performance in die Bresche. In ihren Kreisen werden Aushandlungsprozesse mit harten Bandagen ausgetragen.

Die Fertigpizza als Offenbarung

Sandra und ich besiedelten einst gemeinsam den Kontinent der körperlichen Liebe. Wir knüpften keine zarte Bande. Vielmehr holzten wir durch das Neuland. Die Bettwäsche unserer vom Kinder- zum Jugendzimmer aufgestockten Labore roch in beiden Elternhäusern Aprilfrisch. Frühlingsduft auch im Herbst. Jahre sollten ins Land gehen, bis man das wieder hatte: die sich im Geruch aussprechende häusliche Sorgfalt.

Sandra und mir glückten sofort die Sprungturmvarianten. Saltos und Schrauben. Übersteiger, Ausheber und Achselwürfe.

Wir feilten an den Stunts in unseren Volieren. Wir hatten alles im Doppelpack: Mutter und Vater, Großmutter und Großvater und außerdem mit unseren Eltern befreundete/verwandte Erwachsene, deren Vorräte grenzenlos zu sein schienen. Convenience Food machte Träume wahr. Überall wurde einem die Fertigpizza offeriert.

Wir bedauerten alle, die nicht wir waren.

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Geschrieben von

Jamal Tuschick

Interessiert an Literatur, Theater und Kino

Jamal Tuschick

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