Jamal Tuschick - Süßgespritzt mit Cola

#TexasText/Jamal Tuschick Wayne riecht Rauch. Rauch im Sommer bedeutet, der König verbrennt illegal Kram im Burgkamin.

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Süßgespritzt mit Cola

Metzgereien, in denen man mittags Wurstsuppe kriegte, firmieren nun als Schnellrestaurants. In den umgebauten Traditionsgeschäften wurde früher zu festen Fleischgerichten Salat gereicht. Der Salat schwamm in Schmand. Jetzt hat man die Wahl zwischen dreißig Salaten ohne Schmand. Wayne notiert das große Metzgereien-Sterben, um es später datieren zu können. Er weiß, wann die Straßenbahnschienen aus dem Oeder Weg gerissen wurden.

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Das Nordend platzt aus allen Nähten. Es ist nun ein Spielplatz dreißigjähriger Sieger, ein vorläufiger Ort. Zeitlich liegt der Stadtteil vor den Eigenheimen in der Wetterau. Für die Neubürger ist die alte Quartierordnung unbedeutend. Von den Zeichen der Vergangenheit halten sie gar nichts. Die aufgegebenen Metzgereien am Saum der Rohrbachstraße sind ihnen egal. Das alte Betriebsfleisch macht weiter gute Geschäfte. Seine Portale sind die Lieferanteneingänge. Viel Verheimlichtes kommt in dieser Sphäre zum Vorschein und wird breitgetreten und klein geklopft und in den Kies geharkt. Auf Nebenwegen und Friedhöfen, vor mythischen Wasserhäuschen und Höhleneintrittsstellen beschwören die Eingeschweißten die Gesetze ihrer Gemeinschaft.

Wayne riecht Rauch. Rauch im Sommer bedeutet, der König verbrennt illegal Kram im Burgkamin. Wayne sieht den Wirt wie einen Scherenschnitt am Fenster des Sommerschalters der Burggaststätte. Es gibt einen Vorbau, linkisch auf der rechten Seite. Wie aus einer heimlichen Luke quellen Kartoffelschälerinnen aus der Kaste der Unberührbaren. Wayne stattet dem König einen Kurzbesuch ab. Der König hängt noch in den Seilen der letzten Nacht. Er schwankt auf der Kommandobrücke. So heißt der Burgtresen. Hessen sagen Buffet zum Tresen. „Ein Gedränge in der Stadt“, verkündet Wayne. Mit Stadt meint er das Tiefland jenseits der Koselstraße. Ungebeten schiebt der König einen Tiefgespritzten über die Fläche, auf der einst gewickelt wurde. Jemand hat einen Einkaufswagen in den Schankraum geschoben und da stehenlassen. Marion und Heinz-Bindestrich poltern durch den Hintereingang. Auch für das zugezogene Premiumpaar gelten die offiziellen Öffnungszeiten nicht. Marion hat den Schlafforscher Heinz-Bindestrich zum Vater von Zwillingen gemacht. Die näheren Umstände kursieren im Gebiet mit viel Heiterkeit. Vermutlich hat der König viel zu ihrer Verbreitung beigetragen. Eine Apfelweinpresse aus der Vorzeit wird herangeschafft. Königliche Sandkastenfreunde wuchten die Presse auf einen Vorsprung des Windfangs. Im Gegenzug wollen sie Süßgespritzten, mit Cola süß gespritzt, also Korea.

„Wir verpfeifen dich auch nicht“, erklären sie. Der König wäre in Frankfurt unten durch, käme das heraus. Unter keinen Umständen will er selbst das Sakrileg begehen. Marion soll sich die Hände schmutzig machen. Das findet die aus der Gegend von Fulda zugezogene, an der Darmstädter Universität lehrende Chemikerin lustig. Sie singt „Komm doch liebe Kleine, sei die Meine, sag nicht nein“, während sie lustvoll aus dem Buffet-Bembel einschenkt. Der König erinnert an Karl, genannt der Rock ’n‘ Roller. Der gelernte Buchhändler und Koch aus Leidenschaft verschwand nach dem Totalverlust einer Kündigung aus dem Viertel. Als sei er auf der Straße geplatzt und in den Überresten von herumfliegendem Dreck nicht mehr zu unterscheiden gewesen.

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Geschrieben von

Jamal Tuschick

Interessiert an Literatur, Theater und Kino

Jamal Tuschick