Heinrich von Kleist/Jamal Tuschick - Subalterne Standfestigkeit

#TexasText/Jamal Tuschick Ich raffe zusammen, was breitzutreten Kollege Kleist ... nötig fand

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Subalterne Standfestigkeit

Von seinen Geschäften in Neapel festgehalten, schreibt Graf F... der Marquise zwei Mal. Gewunden bereitet er Julietta auf jenes mysteriöse Ereignis vor, das sie längst aus der alten Bahn in ein neues Leben geworfen hat. Gepeinigt von der Einsicht in die Folgenschwere seiner Tat, deliriert er förmlich um den heißen Brei. Er stemmt sich gegen weitere geschäftliche Verpflichtungen. Bei der ersten Gelegenheit donnert er von Neapel nach M...; nicht gefasst auf die Verlegenheit, mit der ihn Juliettas Vater empfängt. Dem forstmeisterlichen Sohn des Hauses obliegt es, den Freier zu informieren. Graf F … gerät außer sich.

„Wenn die Vermählung erfolgt wäre: so wäre alle Schmach und jedes Unglück uns erspart!“

Juliettas Bruder begreift die Vorhaltung des Aufgebrachten nicht. Er findet sich tadellos. Die „Nichtswürdigkeit“ der Schwester steht für ihn außer Frage. Grußlos nimmt Graf F … Abschied. Im Galopp begibt er sich zum Landsitz der Deklassierten. Der Türsteher weist ihn ab, so einer strikten Order gehorchend. Der Graf dringt in den Subalternen, der Standhaftigkeit beweist. Der Schuldige gibt vor in einem Gasthof absteigen und in der Gegend sich festsetzen zu wollen. Doch kaum weiß er sich dem Blick des Wächters entzogen, schleicht er um den Mauersaum und dringt in die Weitläufigkeit des inneren Gartens ein. Er entdeckt die Marquise, in ihrer „geheimnisvollen“ Lieblichkeit an deren Lieblingsplatz. Sie strickt einmal wieder in der Laube.

Die Überraschte errötet.

Ich raffe zusammen, was breitzutreten Kollege Kleist in der Gartenszene nötig fand. Der Stutzer wirbt um die Brave, aus ihm quellen Worte der Vertraulichkeit und der redlichen Liebe. Doch will sie von ihm nichts und auch sonst nichts wissen.

Ein Mann bedrängt eine Frau. Das Motiv wiederholt sich auf verschiedenen Tonhöhen. Die Marquise flieht vor dem eindringlichen Grafen. Er steigt ihr durch ein Fenster nach.

Da agiert ein grimmiger Aristokrat, der sich zum Vorwurf macht, Julietta aus seinen Armen gelassen zu haben. Wieder bedeutet ihm ihr Wille wenig. Seine Verbitterung rührt daher, dass er sie entweichen ließ.

Ich frage mich, wie kalkuliert der Autor das Detail in die Handlung einfügte; ob ihm die fortgesetzte Nötigung, die das Geschehen dynamisiert, überhaupt klar war.

Graf F... ist Offizier eines russischen Jägerkorps, zudem Ritter diverser Orden. Seine Vorgesetzten vertrauen ihm militärische, diplomatische und geschäftliche Missionen an. Privat scheitert er krachend.

„Er fühlte, dass der Versuch, sich an ihrem Busen zu erklären, für immer fehlgeschlagen sei.“

Deprimiert kehrt er nach M... zurück. An „einer öffentlichen Tafel“ trifft er Juliettas Bruder. Der Forstmeister bemüht sich leutselig um einen Sinneswandel bei dem Verblendeten. Er setzt ihn ins Bild, indem er „nach den neuesten Zeitungen (klingelt)“ und die Anzeige der Marquise präsentiert.

Morgen mehr.

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Geschrieben von

Jamal Tuschick

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