Spiel mit dem „Polexit“

Polen Das Veto gegen den EU-Haushalt gefährdet die PiS-Regierung. Es könnte auch zum Austritt führen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 49/2020
Polens Premierminister Mateusz Morawiecki bei einer Plenarsitzung des Europäischen Parlaments
Polens Premierminister Mateusz Morawiecki bei einer Plenarsitzung des Europäischen Parlaments

Foto: Frederick Florin/AFP/Getty Images

Es gibt in Polen eine bis heute erinnerte Tradition, die einst zum Zerfall der Großmacht Polen-Litauen beitrug. Gemeint ist das Liberum Veto. Es sicherte den Gesandten des Adels, die eine Art aristokratisch-demokratisches Parlament (Sejm) bildeten, erheblichen Einfluss. Es bestand darin, dass eine Gegenstimme ausreichte, um einen Beschluss zu verhindern, selbst wenn alle anderen Vertreter dafür stimmten. Bis zu den Teilungen Polens Ende des 18. Jahrhunderts waren Voten im Zeichen des Liberum Veto nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Polen verschwand auch dadurch für 123 Jahre von der Landkarte.

Nach dem Veto gegen die Kopplung des EU-Budgets an einen Rechtsstaatsmechanismus halten sich Teile der Opposition an das Schreckgespenst: Polen könnte mittelfristig von der Land