Anarchopopulismus-Anarchismus goes Pop

Anarchismus Populismus hat bei uns keinen sehr guten Ruf. Mit Populismus wird meistens Stammtisch und Bierzelt verbunden. Anarchopopulismus ist anders

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Das neue Gesicht dieser neuen Bewegung ist Russel Brand Komiker, BBC Fernsehmoderator und Schauspieler. Er wurde als MTV-Award Laudatio Redner bekannt. Nun geht er in die Politik. Russel Brand hat im letzten Jahr mit einem Interview Schlagzeilen gemacht. In einem BBC Interview hat er seine Sympathie für die Occupy Bewegung ausgedrückt und sich den Slogan „Wir sind die 99%" zu eigen gemacht.

Damit meint er den Hinweis, dass 1 Prozent der Einwohner 95 Prozent unserer Geldguthaben besitzen. Durch die Banken und Finanzkrise hat dieser Slogan breiten Wiederhall gefunden. Verbunden ist er mit einer Staatskritik. Dem Staat wird ein völliges Versagen in der Finanz- und Klimakrise vorgeworfen.

Für Russel Brand kann diesem Staat kein Vertrauen mehr entgegengebracht werden. Er zog eine deprimierende Bilanz unserer Politik auf diesem Planeten. Nach seiner Meinung zerstören wir die ökologischen Grundlagen unseres Planeten. Außerdem produzieren wir eine riesige Klasse von Menschen, die vom gesellschaftlichen Wohlstand ausgeschlossen sind.

Ein Interview in „BBC Newsnight" einer Sendung vergleichbar mit den „Tagesthemen" fand enorme Resonanz. Viele Menschen begannen sich für Brands Philosophie des Anarchopopulismus auf der Insel zu interessieren. Doch Russels Begriff ist sehr unklar und von keiner politischen Theorie untermauert. Es wurde über die anarchistischen Bewegungen geredet, wie sie im Spanischen Bürgerkrieg eine wichtige Rolle gespielt haben.

Doch reicht das nicht, um aus Brand einen neuen politischen Philosophen zu machen? Rechte Journalisten warfen Russel Brand vor, Wein zu trinken und Sekt zu predigen, da er selber Millionär wäre. Doch seine Fans haben mit seinem Lebensstil als Filmstar keine Probleme.

Eine wichtige Rolle in der Verbreitung dieses neuen Typs von linken Populismus spielen die neuen sozialen Medien. Aktionen und Demonstrationen können so in kurzer Zeit bekannt gemacht werden. Ein immer wiederkehrendes Zeichen ist die Guy Fawkes Maske, die auf vielen dieser Demonstrationen getragen wird. Guy Fawkes war ein Rebell, der im 17. Jahrhundert das britische Parlament anzünden wollte, aber erwischt wurde. Heute feiern die Engländer die Guy Fawkwes Nacht mit großen Lagerfeuern.

Mit Russel Brand hat diese Bewegung nun ein Gesicht bekommen. Es wird sich bald herausstellen, ob der neuen Anarchopopulismus ein britisches und amerikanisches Phänomen bleibt oder dieser neue linke Populismus zu uns hinüber schwappt.

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Geschrieben von

jan Stephan

Mich interessiert Arbeitsmarkt, Außenpolitik und die Bundeswehr. Doch ich schreibe auch gerne über Film und Fernsehen

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