Fragt man Joseph Vogl nach der Zukunft, dann holt der Literaturwissenschaftler aus, differenziert, nuanciert. Prognosen macht er keine, sondern übt sich in der „Artistik der Schwarzmalerei“. Umso ertragreicher ist es, sich mit ihm über das Ende des Kapitalismus zu unterhalten. Und die Chancen der Klimabewegung.
der Freitag: Herr Vogl, etwas machen wir Linken besonders gerne – schon seit geraumer Zeit: über das Ende des Kapitalismus reden. Steht das jetzt unmittelbar bevor?
Joseph Vogl: Ein amerikanischer Kulturwissenschaftler hat einmal gesagt, man kann sich heute eher das Ende der Welt als das Ende des Kapitalismus vorstellen. Es gibt sehr wenige Vorstellungen darüber, an welchen, wenn man so will, Wegstrecken der Kapitalismus zu Ende gehen könnte. Wir haben aber sehr viel Fantasie, unter welchen Bedingungen die Welt untergehen könnte.
Aber glauben Sie denn, dass das bevorstehende Ende der Welt mit dem Kapitalismus zusammenhängt? Oder würde der Mensch die Welt auch zerstören, wenn es den Kapitalismus nicht gäbe?
Nein, ich denke, man kann guten Gewissens sagen, dass das, was man heute Anthropozän nennt, also die Veränderung der Erdgeschichte durch die Intervention des menschlichen Handelns, insbesondere bestimmter Produktionsweisen, dass man dieses Anthropozän eigentlich Kapitalozän nennen müsste. Es ist nicht der Mensch, der das getan hat, sondern bestimmte Wirtschaftsweisen, die die Ressourcen ausgebeutet haben und weiter ausbeuten.
Die DDR war, als sie unterging, ökologisch jetzt auch nicht so ganz weit vorne. Und kapitalistisch auch nicht.
Nein, da haben Sie völlig recht, aber ein Autor und Freund, den ich sehr schätze, Ingo Schulze, sagte: Wir haben unseren Dreck wenigstens selbst eingeatmet.
Wenn ich kurz den Advocatus Diaboli spielen darf: Der Kapitalismus versaut die Umwelt und dann repariert er sie wieder – während die anderen die Umwelt nur versauen.
Der gegenwärtige Kapitalismus hat es geschafft, unterschiedlich fortgeschrittene Stadien des Kapitalismus miteinander zu koordinieren. Es gibt archaische Ausbeutungsmethoden in Afrika oder auch in Asien, es gibt den Industriekapitalismus wie in Indien oder China, und es gibt neue Akkumulationszentren wie im Silicon Valley. Diese Dinge hängen elementar miteinander zusammen. Aber Sie haben in einem Punkt natürlich recht: Um zu wissen, wie das kapitalistische Wirtschaften funktioniert, muss man an die Peripherien gehen. In diesen Peripherien liegt gewissermaßen der Maschinenraum dieses Kapitalismus offen, da können Sie unter die Motorhaube schauen.
Welche Konsequenzen hat dieser in die Peripherie gerichtete Blick?
Ich denke, in der Peripherie können andere Ideen, auch andere soziale Vorstellungskräfte entstehen. Das ist selbst in Europa erkennbar. In den sogenannten Südländern denkt man anders über Europa und hat einen anderen Blick auf Europa als beispielsweise in der Bundesrepublik, es gibt andere Äußerungsformen, andere soziale Erfindungen, um zu überleben und um sich zu organisieren.
Ich finde es interessant, dass Sie die Peripherie als positiven Raum beschreiben, weil wir es in den großen Staaten in Mitteleuropa eher erleben, dass die Peripherie der Raum der Reaktion ist und des Ressentiments, wenn man etwa an die AfD in Sachsen denkt.
Ich würde Sachsen nicht zur Peripherie zählen. Ich glaube, die Kultur des Ressentiments ist eigentlich ein Phänomen, das nicht aus der Peripherie, sondern aus der Mitte heraus kommt. Und zwar aus der sozialen Mitte heraus. In den Vereinigten Staaten bemerkte man, je höher die Einkommen sind, desto mehr Trump-Wähler gibt es. Leute, die unter 50.000 Dollar verdienen, haben mehrheitlich nicht diesen gegenwärtigen Präsidenten gewählt. Und Ähnliches kann man auch in Deutschland und Mitteleuropa feststellen.
Zur Person
Joseph Vogl, 63, wurde im niederbayerischen Eggenfelden geboren. Er ist Professor für Literatur und Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin. Vogl veröffentlichte zahlreiche Bücher, darunter Kalkül und Leidenschaft. Poetik des ökonomischen Menschen (2002), Das Gespenst des Kapitals (2010) und Der Souveränitätseffekt (2015). Seine Fernsehgespräche mit Alexander Kluge sind unter den Titeln Soll und Haben und Senkblei der Geschichten als Bücher erschienen.
Sie sehen keinen Konflikt hier bei uns, zwischen Peripherie und Zentrum?
Eine der Städte, die einen sehr hohen Anteil von AfD-Wählern hatte, war Ingolstadt, eine der reichsten Gegenden in Deutschland. Die bloße Ungleichheit des Einkommens erklärt Ressentiment noch nicht. Man müsste andere Erklärungsformen finden, die mit etwas zu tun haben, was frühere kritische Theorien subjektives Klassenbewusstsein genannt haben. Es gibt ein subjektives Klassenbewusstsein des Bürgertums, und das kann durch bestimmte Faktoren beschädigt oder gefährdet werden und womöglich zu entsprechenden Reaktionen führen. Aber mit Sicherheit hat das nichts mit den Arbeitslosen, mit den Geringverdienern zu tun.
Sie beschreiben die Peripherie als Hoffnungsraum: Was könnten wir von den Menschen dort lernen?
Das wären Fragen nach alternativen Wirtschaftsweisen, wie sie beispielsweise in Griechenland inmitten der Eurokrise stattgefunden haben. Aber auch Fragen nach sozialen Erfindungen: Gibt es andere Unternehmensformen, andere Finanzierungsmethoden, Gesellschaftsformen genossenschaftlicher Art? Und, ganz wichtig: Wie stellt man sich in Gegenden, die uns nicht unmittelbar zugänglich sind, eine politische Zukunft vor?
Sind wir in den Zentren in der Lage, das anzunehmen? Oder verteidigen wir bloß unsere Privilegien?
Natürlich ist genau das, was Sie gerade andeuten, geschehen, und zwar in all den sogenannten Krisen, die in den vergangenen Jahren passiert sind. Der Crash von 2007 und 2008 hat zu einer Befestigung der gegenwärtigen Situation geführt. Die Eurokrise seit 2010 hat zu einer Verfestigung gegenwärtiger Hegemonien geführt. Und selbst was im Augenblick pandemisch in die politische Auseinandersetzung hineinreicht, deutet auf Ähnliches hin.
Im Jahr 2011 hatte die Occupy-Bewegung als globale, antikapitalistische Bewegung, als Reaktion auf den Crash der Börsen unfassbar hohe Zustimmungswerte in Deutschland. Dann wurde daraus gerade mal nichts. Was ist da schiefgegangen? Droht Fridays for Future Ähnliches?
Ein Punkt liegt auf der Hand. Es ist nicht gelungen, diese Bewegung, dieses molekulare Gestöber einer Bewegung, in stabile Strukturen zu übersetzen, das heißt: politisch verlässliche Strukturen, repräsentative Strukturen.
Also Institutionen?
Institutionen, eine Bewegung, die sich von der Unmittelbarkeit der Versammlung tatsächlich in politische Arenen hineinspielt. Das ist ein ganz entscheidender Sprung, der einstmals den Grünen gelungen ist. Ein zweiter Punkt ist, denke ich, dass Occupy an einem bestimmten Moment die Analyse nicht weit genug getrieben hat. Die politische Passion war im Grunde davon geleitet, dass man die Gier der Banker und der Finanzindustrie angegriffen hat. Aber an dieser Schwelle ist man nicht mehr weitergegangen, um auf finanzkapitalistische Wirtschaftsstrukturen abzuzielen, an denen alle beteiligt sind – und nicht nur wenige Großverdiener, wenige Lobbyisten. Die Mobilisierung gegen das eine Prozent, diese Personalisierung der Kritik, womöglich war das eine intellektuelle und politische Sackgasse.
Glauben Sie, dass das Fridays for Future auch droht?
Wer weiß? Ich würde aber behaupten, dass Fridays for Future in einem Aspekt in einer anderen Situation ist, dass nämlich das, was hier passiert und was von ihnen adressiert wird, keine Krise ist, sondern eine sich abspielende Katastrophe ohne Aussicht auf ein Ende. Dadurch wird es nicht die heilsame Zeitökonomie einer Krise geben, worauf man beim letzten Finanzcrash gesetzt hat, dass sie also irgendwann vorbei sein wird. Das wird angesichts dessen, was an Klimaveränderungen im Augenblick passiert, nicht geschehen, sondern man ist Zeuge, Zuschauer und Beteiligter einer Katastrophe, die einen überleben wird.
Aber gilt das nicht für das Finanzsystem genauso?
Dieses Wirtschaftssystem, an dessen Spitze die Dominanz des Finanzmarktkapitalismus steht, ist nicht in dieser Weise anschaulich. Man sieht keine zusammenbrechenden Eisberge, keine einstürzenden Zentralbanken oder dergleichen. Um es mit Brecht zu sagen: Diese Macht ist in die Funktionale gerutscht. Sie lässt sich nicht in dieser Form anschaulich machen.
Also stünden die Chancen für Fridays for Future eigentlich besser, als das bei Occupy der Fall war?
Schwer zu sagen. Ich denke aber, dass sich hier etwas formiert, was große Aktionspotenziale in sich birgt. Nämlich eine Dynamik, die sich von konkreten Erfahrungen ins politische Register, in Fragen nach ökonomischen Bedingungen und von dort vielleicht in globale und solidarische Bewegungen übersetzen kann. Das, was im Klima passiert, ist eine Dauerreibung, die die eigene Lebenszeit gewissermaßen politisiert, dauerhaft politisiert.
Das finde ich ein schönes Bild. Nur: Ist es ein optimistisches oder ein pessimistisches Bild?
Es ist ein pessimistisches Bild mit optimistischen Handlungsoptionen.
Greta Thunberg sagt: „I want you to panic.“ Angela Merkel antwortet: „Ich weiß, was ihr meint, aber die politischen Prozesse sind nun mal so, wie sie sind.“ Wie wird dieser Konflikt aufgelöst?
Der Konflikt wird nicht aufgelöst werden. Man wird sich einen pessimistischen Realismus bewahren müssen. Dabei wird man aber nicht von eigenen Entscheidungen, eigenen Aktivitäten dispensiert – und zwar an Ort und Stelle, also dort, wo man lebt, handelt, einen Beruf ausübt und schlicht wirksam ist.
Läuft das nicht auf die Privatisierung politischer Probleme hinaus?
Nein. Es ist das Gegenteil einer Privatisierung, es ist die Bedingung der Möglichkeit der Erschaffung von Solidarmilieus.
Kommentare 18
die aus-beutung menschlicher arbeits-kraft und anderer natur-ressourcen
im liberal-radikalen wirtschaften(kapitalismus)
muß politisch/gesetzlich limitiert werden, weit über das maß des bisherigen
hinaus.
DER Kapitalismus. Europa. Die Bibel. Die Menschheit.Erstaunlich, wie man riesige Oberbegriffe so konkret festmachen kann. Als ob man den Kontinent Europa mit all seinen Unterschieden mit einem Begriff gut beschreiben könnte; als ob nur das Schlagwort "Bibel" alles dort direkt festmachen würde... JA, man kann schon einige Dinge festmachen und kann es doch so verkürzt nie begreifen.
Ich weiss schon, hier bin ich als ein Befürworter einer "sozialen Marktwirtschaft" durchaus in einer Minderheit. Halte ich aus, solange mit Argumenten dikutiert wird, denen man entgegen kann. Aber wer alles so unscharf zusammenwirft und Manchester-Kapitalismus/Raubtier-Kapitalismus mit sozialer Marktwirtschaft unterschiedslos lässt, den kann ich nicht ernst nehmen.
Sehr schön. Oder auch nicht.
||Der Konflikt wird nicht aufgelöst werden. Man wird sich einen pessimistischen Realismus bewahren müssen. Dabei wird man aber nicht von eigenen Entscheidungen, eigenen Aktivitäten dispensiert – und zwar an Ort und Stelle, also dort, wo man lebt, handelt, einen Beruf ausübt und schlicht wirksam ist.||
Fairtrade und ökologisch bewußt einzukaufen, kollegial zu sein und Anstand walten zu lassen, ist zweifellos wertvoll und auch zum Vorbild sozial konstruktiv.
Doch Potenzial zum Wandel dadurch, wo die Mehrheit sich sozioökonomische Disziplin nicht leisten kann, und als quantitative Verbraucher auch noch nachrangig sind, beläßt die Prämisse beim „Privatisieren politischer Probleme“, wie Augstein es ganz richtig umfaßt.
Sehr viel wirksamer in der Privatisierung des Gesellschaftlichen ist derweilen dessen Thematisierung in persönlichem Umfeld. Das Aufzeigen und Kritisieren von dissozialen Prinzipien einer Kastengesellschaft und entführten Demokratie. Ein Herausholen von Aufklärung aus der Nebelkiste.
Und bezüglich des Nebels kommt das übliche Abstrahieren zu konkreten Verhältnissen ihm entgegen; läßt Vorgänge ‚naturgegeben‘ erscheinen, und rendert ohnedies geringe Chance zum Abbiegen zum Kordon des Day-after-Szenario.
Daher die Frage, ob sich denn tatsächlich keine Interviewpartner finden lassen, die zu Konkretisieren wüßten. Also beim Namen zu nennen, wie sich Finanzelite gesellschaftliches Fließband eingerichtet hat, aus dessen Auffangbecken es Partikel des Mammons entnimmt, um damit seinen Apparat an Scheindemokratie zu schmieren, und damit immer weiter ausgefeilten Betrieb der Einseitigkeit und Erosion von Gemeinwohl und Lebensraum aufrecht erhält.
Dann erscheint die globale Groteske und Perversion auch nicht wie Unwillkürlichkeit, sondern wie Etwas, daß unverzüglich abzustellen ist.
So unverzüglich, wie es auch Ökologie erfordert, die uns nicht etwa als intakter Lebensraum sondern als Inferno „überlebt“, also eben nicht; sofern atomarer GAU dem nicht zuvorkommt.
Bitte, Jakob: Suchen Sie den Tacheles und helfen, aus der Lethargie herauszukommen, bevor sie aus dem Planeten einen anorganischen macht.
Diesem „jene & solche Bewegung überdauert oder nicht“ und „Wallstreet & Superreiche zu fixieren, verfehlt“-Blabla steht die Obszönste Szene seit Menschengedenken gegenüber, inmitten Informationszeitalter ein paar Dutzend Individuen die halbe Welt vereinnahmen und den Rest verarmen und aussterben zu lassen.
Ist das nicht konkret genug, um Glättendes reaktionären Medien zu überlassen?
Die Feststellung soll gute Absicht eines Herrn Vogl nicht entwerten, doch gibt es ganz sicher gegenständlichere Beobachter da draußen, deren analytisches Extrakt des Status quo geeignet wäre, sedierte Landschaft auf einen Ochs vorm Berg zu bringen.
Einen als geerdeten / systemischen wirtschaftswissenschaftlichen Prof. hat meine Wenigkeit auch bereits zum Vorschlag eingereicht. Ausgebliebene Antwort darauf nahm sich nur leider nicht aus, als ob potentielles Rühren an Kern des Pudels Interesse zu wecken vermocht hätte.
Dabei kann ich nicht glauben, daß sich von Kenntnisnahme der Zurechtlegung wie sie sich noch mieseste Jobber zurechtzulegen wissen, als „… aber die politischen Prozesse sind nun mal so, wie sie sind“ mehr Einsicht versprochen wird.
Good analyses. Thank you.
May I add five pennies of thoughts?
Meta-structure.
Gradually unfolding is the global elimination of the ‘middle class’.
The historical tactical error of the middle class is the belief being part of the upper class (e.g. as manifested in the 'American Dream').
A more simplistic socioeconomic meta-structure is now evolving, composed of
a) an upper class, comparatively small in number but with access to nearly all global resources,
b) a lower class, consisting of >95% of the population, engaged in matters of daily survival, almost completely cut off from access to natural resources.
The traditional white middle class is on the borderline of the tectonic shifts and senses its seismic waves.
Presently, no alternative options are offered by 'the System', a situation that opens up space for politicians like Donald Trump in the US.
The upcoming meta-structure will allow utilization of increasingly scarce terrestrial resources within another notch of capital accumulation, during a long time of climatic re-balancing.
Surveillance 24/7 is a precondition and technical essential to maintain the new status quo.
System. Change. Now.
---
Metastruktur.
Wir sehen heute: allmählich entfaltet sich die volle Bandbreite der Beseitigung der 'Mittelklasse'.
Der historisch-taktische Fehler der Mittelklasse ist der Glaube, ein Teil der Oberschicht zu sein (z.B. im 'American Dream').
Zunehmend entwickelt sich eine einfachere sozioökonomische Metastruktur, die sich zusammensetzt aus
a) einer vergleichsweise kleinen Oberschicht, die jedoch Zugang zu fast allen globalen Ressourcen, Waren und Dienstleistungen hat;
b) einer Unterschicht, die aus> 95% der Bevölkerung besteht und sich mit dem täglichen Überlebens befasst, und fast vollständig vom Zugang zu natürlichen Ressourcen und gesicherter Versorgung mit Waren und Dienstleistungen abgeschnitten ist.
Die traditionelle weiße Mittelklasse steht an der Grenze dieser tektonischen Veränderungen und spürt bereits ihre seismischen Wellen.
Das neoliberale politische System bietet (zur Zeit?) keine alternativen Optionen, und öffnet damit Raum für politische Akteure wie Trump.
Die sich neu herausbildende Metastruktur wird die Nutzung knapper werdender terrestrischer Ressourcen in einer weiteren Stufe der Kapitalakkumulation ermöglichen, während die Oberschicht versucht, sich gegen die Folgen des Klimawechsels abzuschotten.
Überwachung und Echtzeit-Monitoring, rund um die Uhr, sind die technischen Voraussetzungen, um den neuen Status Quo aufrechtzuerhalten.
System. Wechsel. Jetzt.
Augstein: "Wenn ich kurz den Advocatus Diaboli spielen darf: Der Kapitalismus versaut die Umwelt und dann repariert er sie wieder – während die anderen die Umwelt nur versauen."
-> Wo "repariert" der Kaputtalismus denn die Umwelt? Falls das überhaupt möglich sein sollte.
Mir ist nicht klargeworden, welche "optimistischen Handlungsoptionen" Herr Vogl am Ende aufzeigen will. Das ist mir nicht konkret genug.
Ich würde mich über ein Interview mit Varoufakis freuen - immer, und aktuell, um sein neues Buch "Another now" zu besprechen.
sehr poetisch, aber ich versteh nur Bahnhof.
wenn dieser leserbrief nur für Eingeweihte gedacht ist. OK!
Ich meine auch Sprachtalent zu erkennen, aber das muss präziser rüberkommen.
"entführte Demokratie?"
"Herausholen von Aufklärung aus der Nebelkiste?"
"wie sich Finanzelite gesellschaftliches Fließband eingerichtet hat?"
das ist doch alles wischi waschi.
was meinen sie damit, genau?
Joseph Vogl hat während der Finanzkrise mit "Das Gespenst des Kapitals" die erste gute Analyse veröffentlicht, bis heute aktuell und dem meisten Zeug von den Ökonomen (Vogl ist Literaturwissenschaftler) haushoch überlegen. Lesen bildet. Und vor dem Hintergrund ein wirklich interessantes Interview.
Entscheidend ist, daß in einer MARKTWIRTSCHAFT alles einen PREIS hat!
Dieser PREIS muß sichtbar sein!! Nicht der ausgekungelte und betrügerisch lächerliche C02-Preis, sondern der soziale und ökologische Preis für die Folgen des Nichthandelns! Solange wir uns im Kapitalismus, as known as Marktwirtschaft befinden, sind die Preise entscheidend! Wir müssen der Gesamtheit dessen, was zerstört wird, einen Preis geben der nicht marktkonform ist sondern real, und nicht kleine Einheiten der Zerstörungserlaubnis auf Märkten handeln, die fast religiösen Charakter haben. Was die Menschheit zur Zeit tut, ist die Schöpfung auf dem Markt zu Spottpreisen zu verschleudern. Entweder wir erklären die Schöpfung zu etwas unendlich Großem, teurem und Erhabenem, das jeweils nur winzige Einheiten unfassbar teuer auf so etwas primitiven wie Märkten gegen große Opfer gehandelt werden können. Oder wir sehen ein, daß der Markt klein, primitiv und fehlbar und den Wert der Schöpfung niemals auch nur annähernd abbilden kann, schon gar nicht finanziell. Dann ist allerdings die Gesellschaft gefragt, ob sie mit dieser Art von marktkonformer Politik noch weitermachen will.
Entscheidend ist, dass in einer MARKTWIRTSCHAFT alles einen PREIS hat!
Dieser PREIS muss sichtbar sein!! Nicht der ausgekungelte und betrügerisch lächerliche C02-Preis, sondern der soziale und ökologische Preis für die Folgen des Nichthandelns! Solange wir uns im Kapitalismus, also knlown as Marktwirtschaft befinden, sind die Preise entscheidend! Wir müssen der Gesamtheit dessen, was zerstört wird, einen Preis geben der nicht marktkonform ist sondern real, und nicht kleine Einheiten der Zerstörungserlaubnis auf Märkten handeln, die fast religiösen Charakter haben. Was die Menschheit zur Zeit tut, ist die Schöpfung auf dem Markt zu Spottpreisen zu verschleudern. Entweder wir erklären die Schöpfung zu etwas unendlich Großem, teuren und Erhabenen, so dass jeweils nur winzige Einheiten unfassbar teuer auf so etwas primitivem wie Märkten gegen große Opfer gehandelt werden können. Oder wir sehen ein, daß der Markt klein, primitiv und fehlbar ist und den Wert der Schöpfung niemals auch nur annähernd abbilden kann, schon gar nicht finanziell. Dann ist allerdings die Gesellschaft gefragt, ob sie mit dieser Art von marktkonformer Politik noch weitermachen will.
preis-festsetzung in der radikal-liberalen marktwirtschaft(=kapitalismus) ?
was soll das? wer kann das?
auch einen gatten-mord z.b. verhindert man nicht durch hohe kosten
bei der durchführung!
anstatt an einer preis-schraube zu drehen: gibt es gesetze
und kontoll-maßnahmen(z.b. kripo), die sanktionen/knast gegen übertretungen
bereit halten.
verstanden?
Oma, Opa und Enkel vereinigt euch und ab auf die Strasse zum Protest! Viel zu viel Sprech und zu wenig Loesungsvorschlaege hier. Grau ist alle Thorie.
trotzdem müssen ökologische folgekosten eingepreist werden und nicht der steuerzahlerin aufgeladen werden.
"entführte Demokratie?"
Soll bedeuten, daß unter dem Begriff etwas gänzlich Anderes praktiziert wird.
"Herausholen von Aufklärung aus der Nebelkiste?"
Nebelkiste steht für einen Status quo, in dem über etablierte Medien und Vorturner als „Denker“ suggeriert wird, Alles sei relativ und Nichts eindeutig. Darunter ist die Aufklärung zu sozialökonomischer Diskrepanz begraben, die es wieder freizulegen gilt.
"wie sich Finanzelite gesellschaftliches Fließband eingerichtet hat?"
Ein Fließband transportiert gemeinhin in eine Richtung. In diesem Zusammenhang materielle Werte vertikal vom „Pöbel“ hinauf zu „Erlauchten“. Dazu dienlich gemacht hat man sich Gesetzesmacher und Staat in eben „entführter Demokratie“, welche mithin keine ist. Denn ihr Begriff bedeutet „Volksherrschaft“, nicht Plutokratie.
Saloonleft hat natürlich Recht mit seiner Forderung.
denkzone 8 hat auch Recht, weil alles das erst durch eine Revolution zu haben ist.
Hier nochmal meine Vorstellungen davon. Sobald das Programm und die Struktur klar ist, hat JÜS Recht.
https://www.freitag.de/autoren/meinewenigkeit/das-neue-europa
Die Gesellschaft kann den Preis für die Zerstörung der Schöpfung in unendliche Höhen treiben, indem sie die Kosten um den Widerstand gegen die Zerstörung zu brechen, immer höher treibt.
Nichts ist für eine Regierung teurer als Widerstand zu brechen.
Man denke an die Kosten, die durch die Anti-Atom Bewegung entstanden.
Naja, sollte man schon differenziert betrachten. Verkürzt dargestellt ist das sicherlich nicht verkehrt, aber per Definitionem leben Viele in einer Demokratie. Das die Strukturen verkrustet und das man sich mit kulturellen Altlasten herumschlagen muss, anstatt mit aktuellster Technik und Wissen, ist schon ärgerlich. Ich bin kein Scientokrat, würde am liebsten mein Dasein als Affe fristen, sehe aber aktuell keine andere Möglichkeit, als mit Technik und Wissen, die Überlebensfähigkeit der Spezies Mensch in ausschließlich rationale Strukturen zu überführen.
Herkunft: Bullshit
Hierarchien: Kindergarten
Wissenschaft: straight forward
Spiritualität: Auszeit (Wein trinken und sich laben, hat erst mal Pause)
in eigener Sache:
Nomade aus Überzeugung
Das Bemühen der Spezies Mensch, um technischen Fortschritt ist ungebrochen. Ich frage mich, wie man den rücksichtslosen Umgang mit natürlichen Ressourcen als Fortschritt auffassen kann, wobei durch den Raubbau offensichtlich die Freiheitsgrade und die Gesundheit für Individuen bei der Daseinsbewältigung extrem einschränkt werden.
Aktuelle Auffassung ist, das sich durch Sesshaftwerdung im Neolithikum unvorteilhafte Strukturen des Miteinander gebildet haben. Egalitäre Strukturen wurden durch hierarchische Strukturen ersetzt. Mittlerweile sind die Handlungsmuster und Normen, die diese hierarchische Struktur ausgeprägt hat, stabil im Verhalten konditioniert und zusätzlich in einem komplexen Regelwerk dokumentiert. Das Miteinander der Individuen wird durch übergeordnete politische Strukturen gesteuert. Die Handlungsmuster und Normen in Bildungssystemen antrainiert. Technisch ausgedrückt, im neuronalen Netz hardcodiert.
Mein konstruktiver Vorschlag ist, die beschriebenen Strukturen dazu zu benutzen, um die unvorteilhaften hierarchischen Strukturen langfristig durch egalitäre Strukturen zu ersetzen.
Dieser Prozess könnte rational implementiert werden, im Gegensatz zur ehedem willkürlichen Etablierung von hierarchischen Strukturen. Sozusagen bewusst mit Kant zurück in die Zukunft.
Beim Erfassen dieser Zusammenhänge, müssen folgende Zeitskalen unterschieden werden können.
biologische Skala: Vegetations-, und Fortpflanzungszyklen
bioselektive Skala: Bipedie, Sprechfähigkeit und Sprache, Kultur
geologische Skala: Gebirgsauffaltung, Kontinentaldrift
Ein konkretes Beispiel zu Umsetzung. Der Mond ist aus der Ferne schön anzuschauen, aber letztlich ein Klumpen aus Stein, der zu nichts zu gebrauchen ist. Selbst das Mondgestein ist technisch nicht verwertbar. Die technische Leistung und der Mut der Mondfahrer ist unbestritten, aber der Aufwand an Energie und Ressourcen zur Erreichung dieses Ziels unverhältnismäßig. Ebenso unverhältnismäßig ist es, allgemeingültige math.-naturwissenschaftlich Regeln mit LHC aufzuspüren. Logik ist keine Universalie, sondern artspezifisch (i.e eine Interpretation der Erkenntnisse von K.Gödel). Das der Apfel auf den Boden plumpst ist eine Universalie. Diesen Vorgang in eine Formel zu pressen ist keine U. Die Formel F= ma ist artspezifisch und hilfreich bei der Daseinsbewältigung. Nicht mehr und nicht weniger. Viele Denksportler haben Interessantes herausgefunden und auf Steintafeln, Papyrusrollen oder Papier festgehalten. Diese gesammelten Erkenntnisse und deren Schlussfolgerungen, insbesondere in Form von mathematisch-naturwissenschaftlichen Formeln, gelten jedoch nur für unsere Art und nur solange unsere Art existiert. (ich gehe nicht davon aus das wir irgendwann, als lebendige Chips rumlaufen) Es ist wichtig das zu verstehen, weil dann viele Ressourcen frei werden können, indem man sich auf das wesentliche konzentriert. Einen sanften Übergang in egalitäre Strukturen.
In Erinnerung an Karin Schröder, Pädagogin
Angeregt zu diesem Text hat das Interview mit Chloé Zhao in der FAZ vom 23.12.20
Sie führen viel Wertvolles an.
Kleine Unebenheiten:
Hehr klingende Definition ändert an Fassadendemokratien leider Null / ist praktisch irrelevant.
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Problem eben, daß Schöpfer von Strukturen sie nicht dazu hergeben mögen, um ihre Privilegien abschaffen zu lassen.
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Überdies steht kein Zeitrahmen zur Verfügung, um auf historische Weise ganz allmählich umzukehren. (Zu von Ihnen erwähnter Konditionierung gehört, daß nicht verstanden werden will, wie brisant / dringlich die ökologische Lage ist. –Weshalb mir persönlich Geschwafel von sukzessiver Umwälzung inzwischen auf den Zwirn geht. Leute, der Kittel brennt HIER & JETZT!)
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Witzig, daß Sie Raumfahrt erwähnen. Gestern erst eine NASA-Doku gesehen. Unbestritten hoch interessant, erinnert zu werden, was sich seit meiner Kindheit bis heute ergeben hat.
Doch wenn im Bericht damit abgeschlossen wird, das Schaffen der NASA sei überlebenswichtig für die Menschheit (als kosmische Anbahnung zum Ausweichen), dann übermannt Einen doch der Gedanke, wie es es sich ausgenommen hätte, wäre all der pekuniäre und Geistesaufwand zur Humanisierung von Gesellschaftsform -> Umwelterhalt aufgebracht worden.
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Raumfahrt ist mit bislang gemeiner Technik aussichtslos. Allerdings ist funktionale wohl bereits in der (Nach-)Mache.
Wichtiger jedoch ist die Erkenntnis, daß zu Zeiten des Beginns von Leben auf unserem Planeten, solches bereits auf dem Mars existierte, und, daß wir mit unnötig verursachtem Treibhauseffekt dem Werdegang des roten Planeten folgen.
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Sehr wichtig, Ihr Hinwies auf artspezifische Intelligenz. (Um u.a. begreifbar zu machen, daß das tumbe Geschöpf weder solches noch Gegenstand ist, und so oder so ebensolche Berechtigung hat wie der Mensch.)
Doch ist es mit Nachvollzug von Naturgesetzen nicht ganz so willkürlich, solange diese sich in der Praxis bestätigen.
Daß uns Perspektiven und Dimensionen fehlen, indiziert nicht, daß in dem begrenzten Wissen prinzipielle Fehlorientierung anzuliegen hat.
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Ja. Der Gedanke freiwerdender Ressourcen ist sehr triftig.
Aber eben leider an oben als zweiten angeführten Punkt gebunden.
Wenn wir bei all der obszönen Surrealität nicht JETZT aufwachen, bleibt nur noch vergebliches Winseln überlebenden Dahinsiechens in Day-after-Szene.
Doch, solange die ganzen Soaps, Sport-, Koch- und Seier-Shows nicht durch markerschütternde TV-Bilder davon, was nicht Alles und wie soeben verreckt und eingeht, ersetzt werden, steht es um ein Erfassen des Status quo eher schlecht aus.
Da bleibt es eher dabei, daß uns Blackrock schon Kanzler stellt, um sich Umwege zu schenken.
Solidarmilieu, in der smart city, aha! Im Volocopter z.B. in Singapur, einr Insel! Und sonst? Menschenmüll, in diesen Tagen 1.600 Rohingya z.B. auch auf eine Insel geschafft, Bhashan Char, wissend, dass diese immer wieder völlig überflutet wird. Natürlich ohne Volocopter für den Notfall. Die Völkerwanderung 2.0 an den Peripherien des Planeten erlaubt keine "happy few" im smart Solidarmilieu. Den Peripherique de Paris z.B. machen Panzer dicht, chèrs amis! Das Cyber Solidarmilieu im moon village von Herrn Bezos, um zu bleiben, wartet schon. It`s over when it`s over!