./resolveuid/4a7f1651cf749bdcb764aaf5779522edDie zwei halbnackten Männer sind heute nur noch Heraldikern ein Begriff. Auf der preußischen Fahne rahmten sie den schwarzen Adler ein, den Vogel, der als deutscher Wappenvogel die Geschichte überlebt hat. Große Keulen tragen diese Bärtigen, ihre spärliche Kleidung besteht aus Moos. Sie sind die vielleicht erste offizielle Darstellung des „hässlichen Deutschen“. Die zwei sind feste Figuren der germanischen Mythologie: wilde Männer aus dem Wald, die mit Bärenkräften ausgestattet sind.
Dass sich das preußische Königshaus den germanischen Herkules als Referenzfigur aussuchte, mutet heute drollig an. 200 Jahre später ist das Bild weiter lebendig, allerdings ganz im negativen Sinne. Schon im I. Weltkrieg entsteht das Feindbild von den teutonischen Hunnen, nach dem II. Weltkrieg ist immer der „ewige Nazi“ gemeint, wenn vom „hässlichen Deutschen“ die Rede ist. Egal ob Mitläufer, Geschichtsverdränger, Beschöniger, Denunziant oder totalitäre Persönlichkeit – jedes antideutsche Ressentiment passt. Der pedantische Sadist gehört bald zum festen Inventar Hollywoods, das erste Mal verkörpert von Gert Fröbe 1965 in dem James-Bond- Streifen Goldfinger.
Zu Beginn der siebziger Jahre wird die Figur zum innerdeutschen linken Feindbild. Anfang der achtziger Jahre schreibt Otto Köhler in der Zeitschrift konkret eine Kolumne namens „Der hässliche Deutsche“. Mit der Wiedervereinigung und den rechtsextremen Gewalttaten in den Jahren danach – Stichwort Hoyerswerda, Mölln, Solingen erfährt das Stereotyp eine Aktualisierung. Es dauert einige Jahre, dann taucht das Bild nur noch sporadisch im politischen Kontext auf.
Als hässliche Deutsche dienten zuletzt nur noch Fußballspieler, wegen einer kampfbetonten Spielweise ohne große Spielkultur.
(Abb.: Pulfer/ picture alliance/ Artcolor)
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