Beate Zschäpe liefert, aber was?

NSU- Prozess Beate Zschäpe hat seit 2013 in 260 Verhandlungstagen im Münchner Gericht geschwiegen. Nun bricht sie ihr Schweigen und erklärt sich schriftlich. Warum?

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2011 hat Beate Zschäpe, nach dem Tod von Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt am 4. November 2001, zur Fahndung ausgeschrieben, sich selber Ermittelnden Behörden mit den Worten gestellt

"Ich komme nicht, um zu schweigen!"

Beate Zschäpe hat seit 2013 in 260 Verhandlungstagen im München als angeblich zuständiger Gerichtsort geschwiegen. Nun bricht sie ihr Schweigen und erklärt sich schriftlich. Warum?

Wollte Sie von vornherein als Konzeugin der Anklage auftreten, um zur Klärung beizutragen, welche Verbrechen die beiden Uwes ohne ihr Wissen begangen, welche sie nicht begangen haben, wer deren Tod durch Erschießen zu verantworten hat?

Die Anklage hat ihr den Status einer Kronzeugin nicht eingeräumt und bisher die Tatsachenbehauptung, die beiden Uwes seien an allen ihnen vom Generalbundesanwalt vorgworfenen Verbrechen ausnahmslos alleine schuldig, ungetrübt durch aufgedeckte Zusammenhänge, die in andere Richtungen weisen, aufrechterhalten.

3 Pflichtverteidiger wurden Beate Zschäpe zur Seite gestellt, deren Strategie es erklärtermaßen war, Beate Zschäpe unter ihrer anwaltlichen Fuchtel des Schweigens zu halten. Was bis in den Herbst 2015 gelang. Warum?

Inzwischen hat Beate Zschäpe 2 weitere Anwälte ihrer Wahl mit ihrer Verteidigung beauftragt, die binnen Tagen ebenfalls vom Gericht als Pflichtverteidiger zu Lasten der Staatskasse berufen wurden, ohne dass ihre vorherigen Verteidiger, entgegen ihren und deren Anträgen, vom Gericht entpflichtet wurden.

NSU, oder die Beinfreiheit "unbekannter" Dienste?

Beate Zschäpe bestreitet in ihrer anwaltlich vorgetragenen schriftlichen Erklärung am 9. 12.2015, es habe nie eine Organisation NSU gegeben, allein deshalb könne sie auch nicht Mitglied der NSU gewesen sein.

Beate Zschäpe liefert

Anders als es Beate Zschäpe wohl 2011 vorgeschwebt hat, als sie sich freiwillig stellte und davon ausgegangen sein mag, als Kronzeugin der Anklage eingestuft, behandelt, mildernde Umstände vor Gericht durch eingehende Kooperation bei weitergehender Aufklärung geltend machen zu können, ist sie nun wohl durch ein Fegefeuer innerer Zerrüttung, samt angeblichem Nervenzusammenbruch in ihrer Zelle, mit dem Ergebnis gegangen, entgegen ihren vorherig vollmundigen Andeutungen, nun nur in dem Sinne mit der Generabundesanwaltschaft zu kooperieren, dass sie sich, indirekt als Mitwisserein geständig

"Habe jedes Mal erst im Nachherein Monate später von den Taten der Uwes erfahren"

deren Version alleiniger Täterschaft der beiden Uwes, entgegen anderen Ermittlungesergebnissen, stützt und bestätigt.

Warum?, um ihren Kopf irgendwie aus der Schlinge des Verhängnis zu ziehen, das binnen 260 Verhandlungstagen im Münchner Gericht auf Kosten wahrer Zusammenhänge, gewollt , ungewollt von der Anklage, Nebenklage, Vorverurteilungen durch Medien immer enger um ihren Hals gezogen wurde.

Interessant dabei, im Jahr 2000 hintlerließ der bayrische Innenminister Günther Beckstein auf einer Ermittlungsakte handschriftlich eine Randnotiz:

"Klären, ob ausländerfeindlicher Zusammenhang bei dem Mord am griechischen Mitbürger in München besteht!" (Beckstein kannte den ermordeten Blumenhändler, den Griechen Enver Simsek in Nürnberg persönlich)

Der Verbindungsmann (V- Mann) vom Landesverfassungsschutz Thüringen, Tino Brandt, radikalisierte und mischte von 1994 bis zu seiner Enttarnung durch die Thüringische Allgemeine Zeitung in bemerkenswerter Nähe zum Nine Eleven Al- Quaida Anschlag in den USA 2001 die rechtsradikale Szene über Thüringen hinaus bundesweit mit staatlichen Zuwendungen in Höhe von 100 000 DM zur freien Verfügung auf.

Beate Zschäpe lässt ihren Anwalt Mathias Grasel gestern schriftlich erklären:

""Tino Brandt wurde Mittelpunkt aller Aktionen ... Man könne sagen, ohne Brandt wären alle Unternehmungen unmöglich gewesen."

Und Zschäpe weiter:

"Ihre Pflichtanwälte Wolfgang Heer, Wolfgang Stahl und Anja Sturm als hätten sie zum Schweigen genötigt. Sie habe nicht die Kraft gehabt, sich dagegen zu wehren."

Das war vor Nine Eleven 2001. Nach Nine Eleven wird jeder Ansatz Richtung rechtsextremistischem Hintergrund bereits begangener und kommender Verbrechen durch "Unbekannt" an ausländischen Mitbürgern, an der Polizistin Kiesewetter 2007 in Heilbronn, zu ermitteln, bundesweit, auch in Bayern, ansatzlos verworfen, Warum?

War es ein obskures Verständnis von Staatsräson nach Nine Eleven 2001 in Deutschland?

"Von Anfang an waren die Bewohner der Kölner Keupstraße davon überzeugt, dass Neonazis für den Nagel- Bombenanschlag vom 9, Juni 2004 verantwortlich sind. Lange wurde ihre Stimme überhört. Mittlerweile ist klar: Der rechtsradikale NSU steckte dahinter. Und die Anwohner? Die wollen vor allem ihren Frieden und ihre Ruhe. " , ließ sich Barbara Schmidt-Mattern 2014 im Deutschlandfunk vernehmen

Dessen ungeachtet erklärte SPD- Bundesinnenminister Otto Schily tagsdarauf nach dem Nagel- Bombenanschlag am 9. Juni 2004 in Köln, Hinweise auf einen rechtsextremistischen Hintergrund des Anschlages gebe es nicht, es handle sich um ein Verbechen im kriminellen Milieu.

Dass eindeutige Bilder von Überwachungs- Video Kameras in der Kölner Keupstraße von mutmaßlichen Tätern auf Fahrrädern das Gegenteil vermuten lassen, ficht Otto Schily und die Ermittelnden Behörden in ihrer Lagebeurteilung bis heute nicht an.

Ein Jahr darauf beantragt Bundeskanzler Gerhard Schröder im Mai 2005, entgegen Lage- Einschätzung seines Koalitionspartners DIE GRÜNEN, voran Außenminister Joschka Fischers, unter Hinweis auf einen Nationalen Notstand beim Bundespräsidenten Horst Köhler die Auflösung des Deutschen Bundestages, mit der Folge vorgezogener Wahlen zum Deutschen Bundestag.

Warum, wenn denn angeblich weit und breit keine Gefahren von Links noch Rechts lauerten? Wenn, wider offizielle Verlautbarungen der Bundesregierung, doch, warum ließ sich dann Bundespräsident Horst Köhler vier Wochen Zeit für seine Zustimmung, den Deutschen Bundestag aufzulösen, vorgezogene Neuwahlen anzuberaumen?

Befürchteten die Regierungspolitiker in Bund und Ländern, gleich welcher politischen Farbe, Deutschland könne als unsicherer Kantonist in der Crusader Allianz der Willigen in uneingeschränkter Soilidarität mit den USA geschimpft werden. wenn plötzlich Muslime in Deutschland als Opfer rechtsextremistischer Gewalttaten gelten, wo es doch Muslime in Hamburg waren, die den Anschlag auf die Twin Towers des World Trade Centers (WTC) Nine Eleven 2001 angeblich im Auftrag von Al Quaida in Afghanistan geplant und durchgeführt hatten?

Am Ende des Verhandlungstages 9.12.2015 beschließt der Vorsitzende Richter Manfred Götzl als Herr des Verfahrens, dass der Verhandlungstag am Donnerstag 10.12. ausfällt. Das Gericht sich in der Zwischenzeit auf die Fragen an Zschäpe vorbereiten wird.

Da Beate Zschäpe als Angeklagte vom Gesetz ein verbrieftes Aussageverweigerungsrecht zusteht, geht der Vorsitzende Richter Manfred Götzl auf ihre Bedingung ein, nur seine schriftlichen Fragen, keine der Anklage, Nebenklage, in schriftlicher Form durch Erklärung ihres Anwalts zu beantworten

JP

http://www.deutschlandfunk.de/nsu-prozess-mihalic-zschaepe-aussage-unglaubwuerdig.694.de.html?dram:article_id=339266
Mihalic: Zschäpe-Aussage unglaubwürdig 09.12.2015
NSU-Prozess

http://www.deutschlandfunk.de/neonazi-anschlag-die-keupstrasse-zehn-jahre-nach-der.724.de.html?dram:article_id=288511
Beitrag vom 06.06.2014

NEONAZI-ANSCHLAG
Die Keupstraße zehn Jahre nach der Nagelbombe

Von Barbara Schmidt-Mattern

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Geschrieben von

Joachim Petrick

Aktuelles: Meine sichere Route- Refugee-Airlift - Petition "Luftbrücke für Flüchtlinge in Not" an die MdBs des Bundestages erhofft Debatte

Joachim Petrick

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