Ein Mann dreht sein Ding

Bankkartensperre Jetzt gilt es Bankkarten über die seit dem 1. Juli 2005 bestehende Service Nummer 116 116 zu sperren. Kontonummer klar, aber auch Bankleitzahl muss her

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Sonnenglück endet mit EC- Kartensperre

Wochenend- und Sonnenschein. Diesen Sonntag soll es sein.

Alles stimmt. Die Sonne scheint, die Wärme steigt innen wie außen, die gute Laune findet sich ein.

Ein munteres Pärchen mittlerer Altersgüte, springt in Vorfreuden hin, springt her, auf in den Start zu ihrer Radtour von Hamburg- Ottensen über den Othmarschener Kirchenweg, an der Loki- Schmidt Gesamtschule vorbei. In den Agatha- Laschke Weg, zum Reemtsma – und Jenischpark über Teufelsbrück hin, unter das mächtige Laubdach der hochgewachsenen Silberpappeln mit ihrem kühlenden Blätterrauschen im Sommerwind an der Elbe Ufer Strand Sand.

Doch das Verhängnis nimmt seinen Lauf.

Es muss doch dies, noch jenes an Vorbereitungen, Entscheidungen getroffen, welche Kledage ist passend, welche zu warm? Sollen Klappstühle mit oder nicht, aber klar!

Soll dieser und jener Wohnungschlüssel ,mit auf die Fahrt genommen werden oder nicht?, hat das Vorderrad bei ihm bei ihr genug Luft? Oder muss noch nach gepumpt werden. Selbstverständlich muss gepumpt werden.

Ist die weiße Weste des Gatten zu warm für die Radtour, soll die gleich mit Geldbörse, Personalausweis, Haustürschlüsseln für eine andere Wohnung im Norden Hamburgs, samt Fahrradschlossschlüssel, Kredit- Krankenkassenkarten in einer Tasche im Fahrradkorb verstaut werden, oder nicht. Sie werden.

Nur ein Zimmerschlüssel soll doch zurück in die Wohnung im III. Stock. Der Mann kennt die Gefahr, die da lauert, wenn Sommerfreuden angestrebt, alles vor der Haustür zur Abfahrt bereit steht und doch noch schnell etwas erledigt werden muss.

Soll ich meine Frau noch extra erinnern, besondere Obacht zu geben?, aber nein, das schickt sich nicht in ihrer Beziehungkistenkultur, ich bin ohnehin im Nu zurück.

Gedacht, getan, mit großen Sätzen hechtet der Mann die Treppe hoch, eine Frau, entzückend, als Bürgin im Rücken, um im III. Stock in der Wohnung den Zimmerschlüssel zu hinterlegen.

Schon ist er zurück und denkt, welche ein Glück, jetzt geht’s los. Seine Frau steht mit dem Rücken zu den startklar bepackten Fahrrädern,

versunken in ein inniges Gespräch mit einem älteren Mann der vor ihr auf einer Bank vor der Haustür in einer weißen West sitzt, wie er sie selber trägt und denkt einen Moment irritiert:

„Mein Gott, gibt es denn keine anderen Westen auf der Welt? Müssen alle Männer bestimmten Alters dieselben weißen Westen tragen?“

Er signalisiert seiner Frau stumm Eile, die bricht das Gespräch ab und los geht es, ab in den Sonnenschein an der Elbe Wasser Flut.

Dort in eilender Fahrt angelangt, oh Schreck lasse nach!

Wo ist meine weiße Weste?

Nicht in der Tasche, nicht darunter im Fahrradkorb? Hat er die Weste unterwegs bei der Fahrt über Stock und Stein verloren?

War da nicht ein Rucken, als er leichtsinnig über einen Kantstein fuhr?

Ein Mann eine Tat, ein Frau ein Wort und schon war der Mann rasend wie der Wind auf dem Weg zurück fort, die verlorene Weste glückhaft wieder in Gewahrsam zu nehmen.

Jedoch mitnichten, ihm war, was selten, gar nicht mehr nach Dichten, wie sonst im Sommerlicht. Nirgends war seine Weste zu sehen.

Er musste in den sauren Apfel beißen. Hatte er doch vergessen, sich von seiner Frau wenigstens etwas Bares mitzunehmen. Die HVV Jahresabonnementkarte war ja auch weg.

Was tun? Aus reiner Not Schwarzfahren?

Nein!, das beschwört Komplikationen herauf, die Zeit kosten,

Hamburg- Nord, das waren noch einmal 15 Kilometer, wenn hier Trickdiebe, älterer Mann lenkt Frau ab, jüngerer macht sich mit der Beute unbemerkt davon?,

Abzieher unterwegs gewesen waren, strebten die womöglich schon zu der anderen Wohnung in Hamburg- Nord, um seine Nebenwohnung auszuräumen?

Vielleicht aber war der Mann auf der Bank eher eine verstörte Seele gewesen, schaute er nicht etwas holzschnittartig sediert?, hatte er womöglich, bar jeder kriminellen Energie, sein Ding gedreht, einfach in die Haut eines anderen zu schlüpfen und sich auf der Bank auszuruhen, wie ihm seine Frau später auf seine Nachfrage erzählte.

Was aber, wenn da zwei Männer oder mehr bereits in seiner Hamburg- Nord Wohnung still eingebrochen sind, von ihm allein in Flagranti erwischt werden?

Später in der Hallerstraße rast er mit seinem Fahrrad an einem Polizisten des Weges vorbei, der in seiner schwarzen Uniform seit den Ronald Barnabas Schill Tagen gar nicht mehr wie ein Hamburger Uddel, sondern wie eine kleine „Majestät“ aus der Wäsche schaut, die eher nicht mit undurchsichtigen Problemen anderer belangt werden will.

Denkt nichtsdestotrotz noch, soll ich mir von unserem Freund und Helfer einen Rat, gar Verstärkung holen?

Was aber, wenn die Formalitäten sich in die Länge ziehen? Dann sind alle seine Pläne Makulatur.

Also nichts wie in die Pedalen treten, treten.

Also nichts wie in die Pedalen treten, durch den Lessingtunnel, über Max Brauer Allee, Schlump, Grindelhochhäuser, Hallerstraße, Tennisstadium am Rotherbaum vorbei, in die Alsterparkanlagen, Leinpfad, Sierichstraße, Dorotheenstraße am Johanneum vorbei zum Stadtpark hinüber am Freibd vorbei, zur Alten Wöhr, Rübenkamp in die Wohnung.

Ein Schlüssel für die Wohnung ist ja deponiert. Mit Müh und Not gelangt er in die Wohnung. Entwarnung!

Und doch! das eigentliche Ach unterm Dach will nicht weichen. Jetzt gilt es Bankkarten über die seit dem 1. Juli 2005 bestehende Service Nummer 116 116 zu sperren. Kontonummer klar, aber auch Bankleitzahl muss her.

Mit den Worten aus der rund um die Uhr Service Hotline

„Vom Moment der Kartensperrung sind sie versichert, dieses ist nur eine vorläufige Sperrung, die für eine Woche gilt, wenden Sie sich bitte direkt an ihr Kreditinstitut, um eine Vollsperrung zu veranlassen“,

ist das Notwendigste erst einmal geregelt.

Was ist mit dem Personalausweis? Muss dessen Verlust, um einen Missbrauch zu verhindern, nicht der Beihilfe verdächtigt zu werden, unverzüglich polizeilich gemeldet werden?

Das Polizeikommissariat Hamburg 31 an der Weidestraße erteilt die Auskunft, das liegt in ihrem Belieben, sie können rund um die Uhr den Verlust ihres Personalausweises erklären und erhalten dann ein vorläufiges Identitäts- Ersatzdokument.

Ein vorläufiger Personalausweis beim örtlichen Einwohnermeldeamt kostet 10 €, der aber nur ausgestellt wird, wenn gelcihzeitig ein neuer Personalausweis zu 22 € in Auftrag gegeben wird, der nach etwa 4 Wochen ausgestellt wird, erfahre ich am Montag über die Hamburg Service Nummer 115

Über Fax melde ich bei meiner Bank direkt eine Vollsperrung meiner Kreditkarte an. Für eine neue Bankkarte ist mein persönliches Erscheinen unerlässlich, werde ich den Tag darauf telefonisch freundlich ins Benehmen gesetzt, Die neue Bankkarte wird binnen 10 Tagen zugestellt,

Zugang zu meinem Konto ist mit dem polizeilichen Ersatzdokument möglich

Puuh!, das wäre geschafft. Vielleicht kommt doch noch ein Anruf und eine ehrliche Haut als Finder meldet sich, seinen Finderlohn abzuholen

Aber nichts geschieht, Der Sonntag vergeht, Wochenend- und Sonnenschein wurden, innen wie außen, auf das Verdrießlichste sabotiert.

Es ist Montag- Abend. Gegen 20.00 Uhr geschieht das Wunder, eine Nacharin rammentert an der Wohnungstür und siehe da, die weiße Weste, samt vollständigen Inhalt seien von zwei jungen Männern in weißer Kleidung abgeben worden. Die seien wohl kirchlich gewesen, weil sie nach der Übergabe gen Himmel gerufen hätten

“Gott sei Dank! Wir haben sie übergeben können!“

Eine Adresse wollten die beiden jungen Männer nicht hinterlassen, den Eigentümer persönlich telefonisch konsultieren, um einen Finderlohn entgegen zu nehmen, auch nicht.

Eine andere Nachbarin hätte gemeint, so einfach geht solche Übergabe nicht, da muss die Polizei gerufen werden.

Ob das wohl Pfleger waren, denen einer ihrer „Zöglinge“ am Sonntag abhandengekommen, einfach, ohne jedwede kriminelle Energie, sein Ding gedreht, wie andere ihre Runden um die Häuserblöcke zum Luftschnappen zu drehen pflegen?

Die offizielle Sprachregelung, die die ganze Situation, wenn auch fragil, aber irgendwie heilt, ist jetzt, die weiße Weste wurde an einer Tankstelle zurückgelassen gefunden, auch wenn das Pärchen auf seiner ganzen Radtour nicht an einer einzigen vorbeigekommen ist.

Was ist die Moral der wundersamen Moritat?,

wenn der Mensch eine weiße Weste hat, ist er nicht vor Sabotage, Verstörungen der besonderen Mär gefeit

Welche Frage bleibt?

Haben sich da zwei Pfleger zu Gunsten ihres Klienten der Strafvereitelung im Amt schuldig gemacht, oder ging es hier um Menschlichkeit, die nicht im Gegensatz zur Gesetzlichkeit steht, sondern diese, erweiternd, ergänzt?

JP

http://www.sperr-notruf.de/

Sperr-Notruf 116 116

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Geschrieben von

Joachim Petrick

Aktuelles: Meine sichere Route- Refugee-Airlift - Petition "Luftbrücke für Flüchtlinge in Not" an die MdBs des Bundestages erhofft Debatte

Joachim Petrick

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