Firmenhymne, der krachende Wahnsinn im tosendem Fa.- Mantel

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Firmenhymnen des Arbeitsalltags Wahn zum letzten Heller fette Beute

Gesang und Gymnastik im Dienst von Firma und Verkauf, so ist es brachialer Brauch an der Arbeitsfront in Japan.
Das kennt die Welt.

Deutschland will da neuerdings nicht nachstehen.

Seit ein paar Jahren boomt hierzulande das sogenannte Hymnengeschäft. Jede große Firma in Deutschland, die auf sich hält, nennt eine Hymne ihr Corporate Identity Eigen.

Von 1.000 Euro bis weit in den fünfstelligen Bereich lassen sich Firmen ihren klingenden Auftritt kosten.
"Wir sind die Edekaner, wir versorgen unser Land, das machen wir als Profis, dafür sind wir bekannt",
heißt es zum Beispiel in der Firmenhymne der Lebensmittelkette Edeka.

Der Wahnsinn der Firmenhymnen kommt nicht auf sanften Pfoten aber auf sanften bis schrillen Stakkato Klangteppichen daher.

Firmenhymnen sollen Mitarbeiter insbeondere dort motivieren, diese an ihre Unternehmen binden und Dynamik in die Betriebe bringen, wo die anschwellende Zahl prekärer Arbeitsverhältnisse genau die entgegengesetzt entmotivierende Hymne singt.:

Firmenhymnen. Thomas Ebermann setzt das als alter stadtbekannter Hamburger Polittrbüro- Spötter vom Steindamm wider die Pfeffersäcke von der Elbchaussee und Harvestehude gekonnt und kritisch in Szene.

Von der zunehmenden Verbreitung solchen Gesang- und Klangguts zum Lobpreis der Firmen und zur Förderung des Arbeitslebens erfuhr Ex-Grünenpolitiker, Pferderennen Wettsport Fan und Publizist Thomas Ebermann auf Reisen: "In einer sehr seriösen Zeitung fand ich einen Artikel in dem erörtert wurde, ob das Singen von Firmenhymnen wirklich die Fehltage senkt, den Krankenstand minimiert und den Arbeitseifer erhöht."

Exzellentes Ensemble auf der Bühne

Die Wucht und schlichte Größe der Welt der Hymnentexte verlangte nach Bühnenleben und so scharte Thomas Ebermann ein kleines exzellentes Ensemble um sich und verfasste ein Stück zum Thema. Wie der Mensch als Humankapital ge- und benutzt, tonal und atonal ausgelutscht wird, bis nichts mehr geht.
Darum geht es in diesem Stück über eine Firmenhymnenhandelssache.

Pheline Roggan spielt eine Unternehmertochter, die den bislang recht altbacken geführten mittelständischen Betrieb ihres Vaters übernimmt. Sie will das Unternehmen modernisieren - und dazu gehört auch eine Firmenhymne. Sie wendet sich an einen Kaufmann für Gebrauchsmusik - gespielt von Robert Stadlober. Gemeinsam mit einem depressiven Chefkomponisten kommt dieser zur Präsentation in die Firma. Tilbert Strahl-Schäfer spielt den Komponisten, der sich seinen Beruf ganz anders vorgestellt hat. Und auch der alte Patriach glaubt im Gegensatz zu seiner Tochter nicht daran, dass eine Hymne die Belegschaft zu Höchstleistungen antreibt.

Firmenhymnen für die Steigerung des Umsatzes -

Wirtschaften, keine Frage der Ehre, sondern der Hymne?

Ich kann so hymnisch nicht arbeiten. Könnten Sie es?

In den Kulissen mit den Firmenhymnenhändlern – statt eines Interviews mit Thomas Ebermann, neuerdings Theaterregisseur, und dem Schauspieler Robert Stadlober, eine reine Phnatasie des "So als ob" Interviews.

Everyone gets everything he wants. I wanted a mission, and for my sins, they gave me one. Brought it up to me like room service. It was a real choice mission, and when it was over, I’d never want another.

Captain Benjamin L. Willard in »Apocalypse Now«

Der Ort repräsentiert seine eigene Geschichte.
Dieser Ort ist nicht Chicago, nicht die Bronx, noch Vietnam, dennoch liegt die Politik des Versagens, der Unterlassungen des Wirtschaftens, das den Menschen dient, auch hier als explosiver Blindgänger unterm Straßen- und Parkplatz Asphalt.
Mitten in der Stadt, auf der »ausgewildert östlichen Seite der Alster« liegt Kampnagel mehr als ein Theater am Nebenfluss der Alster, an der Osterbek.. Das ehemalige Fabrikgelände hat sich im Laufe von drei Jahrzehnten allen städtischen und kommunalen Widrigkeiten zum Trotz zu einem Kultur- und Kommunikationsort mit lebendigen Ecken und Winkeln, zu Deutschlands größter freier Spiel- und Produktionsstätte entwickelt.

Auf insgesamt sechs Bühnen ist von Vorträgen über Konzerte bis zum Tanztheater auch vieles zu sehen, was sonst in Hamburg weder zu hören noch zu sehen wäre: brennende Aktionskünstler, norwegische Black-Metal-Avantgardisten, Orchester-Karaoke oder, wie jetzt im März, »Der Firmenhymnenhandel«, das erste Theaterstück vom Ex- GALier, KB Arbeiterkampf Redakteur Thomas Ebermann.

Theater ist doch das, was Du schon immer gemacht hast, Thomas, Du alter Pferderennen Wettsport Hengst, Du ausgereifter Polittbüro Spötter, könnte ich Thomas Ebermann anbackern, mit dem ich meine eigene kleine GALier Historie in Hamburg habe.

Aber das ist eine andere Geschichte.

Pferderennen Wettsport hat was von Taubstummen Pantomime als wäre die ne Piepshow für die Ewigen Verlierer. Aber das stachelt den in seiner "So als ob" Verlierer Existenz Tomas Ebrtmann nur noch mehr an: Das könnte ich dem Thomas dann gleich so sagen, wenn ich ihn auf Kampnagel antreffe.

Theater ist doch Dein Käse von damals, den Du vergeblich auf dem "So als ob" GALier Ticket zum Verhandlungsmarathon mit dem SPD Fritzen, Klaus von Dohnany bei Koalitionssondierúngen im Jahre 1982 nach der gewonnenen Hamburger Bürgerschaftswahl gerollt und dann nachher "Och nee" doch nicht gewollt "Opposition ist geil, Regieren ist scheiße!".

Mal sehen, wie er das findet. Da hatte ich nun meine Innere History Mission: Triff auf Kampnagel Thomas Ebermann am besten in Begleitung seines Hauptdarstellers, dem »Firmenhymnenhändler« Robert Stadlober, und sag: Theatermachen ist doch Dein Käse von Gestern.

Klar, ein Kind der 68er Spontibewegung, wie ich, kennt weder Helden noch Heilige – ich lasse höchstens Martin Luther King, Johnny Cash, neben Fritz Teufel, Rudi Dutschke, Günter Amendt einen guten toten Mann sein.

Aber Thomas Ebermann?
Der Kerl war doch der , mit dem ich im Jahre 1988 auf dem GALier Tickelt Hamburg Nord zusammen mit Adrienne Goehler u. a. von der reinen Frauen Fraktion in der Hamburger Bürgerschaft per Bahn nach Bad- Godesberg zum vergeblichen Perspektivkongress Der Grünen in die Beethovenhalle gereist bin.

Thomas Ebermann ist spektakulär mit anderen, darunter Jutta Dittfurth, Jürgen Reents, Michael Stamm, nach der Mitgliederversammlung Der Grünen im Jahre 1991 in Neumünster wg. der Realo- Vereinigungstendenzen mit Bündnis 90 als GALier ausgeschieden.

Aber das ist eine andere Geschichte.

Thomas Ebermann macht jetzt wie die Goldenen Zitronen und Rocko Schamoni wirklich reines Theater. Apropos, die Firmenhymnen, die auf der Bühne eingespielt werden, singen keine Geringeren als Rocko Schamoni und Schorsch Kamerun von den Zitronen sowie Bernadette La Hengst, Dirk von Lowtzow, Melissa Logan, Nina Petri, Jens Rachut, 1000 Robota, Harry Rowohlt, Kristof Schreuf, Horst Tomayer und viele mehr.

Die musikalische Leitung besteht aus Ted Gaier und Thomas Wenzel von den Goldenen Zitronen.

Milli, die Regieassistentin hätte mich aus dem Café, genannt Casino, abholen und mich auf leicht verschlungenen Wegen in einen großen, grauen, überwiegend leeren Raum bringen können. In der vordersten Ecke hätten sich die Schauspieler Pheline Roggan, Rainer Schmitt, Robert Stadlober und Tillbert Strahl-Schäfer zusammen mit Thomas Ebermann um einen Tisch versammeln können. Ein Paar Tage vorher haben sie sich erstmals getroffen, heute könnte weiter der Text geprobt werden, denn in fünf Wochen stehen sie mit dem Stück auf der Bühne. Es ist vermutlich noch kalt und etwas klamm im Raum. Eine große Schüssel dient als Aschenbecher, es gibt bestimmt keine Heißgetränke.

So war mein Plan.

Dann kam doch alles anders

Ich hatte plötzlich überhaupt keinen Bock auf irgendeine, akademisch angestrengt, galoppiernd hochtrabende Thomas Ebermann Ablenkungs- Sprücheklopperei der Art wie:

»Du weißt ja, wenn man sich gebildet rausreden wollte, dann könnte man jetzt auf die ästhetischen Theorien von Adorno verweisen, und dazu könnte ich auch eine Brücke bauen, die richtig wäre, mutmaßlich, aber tatsächlich ist es so, daß ich auch ganz naiv, mit großen Augen dem Können der Schauspieler folge. Was die an Variationsmöglichkeiten haben, das ist mir ja nicht gegeben. Das ist, als wenn du auf einen besonders guten Musiker triffst – man schwärmt ja meistens von dem, was man nicht kann. Und das wird in den nächsten fünf Probewochen so sein.«

Klingt doch klüger als ich dachte.

Sei es drum!

JP

siehe:

bewegung.taz.de/termine/der-firmenhymnenhandel-eine-analytische-reflexion-ueber-den-modernen-kapitalismus-und-dem-arabischen-raum

Der Firmenhymnenhandel - eine analytische Reflexion über den modernen Kapitalismus und dem arabischen Raum
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Der Firmenhymnenhandel - eine analytische Reflexion über den modernen Kapitalismus und dem arabischen Raum
Mit Thomas Ebermann, Regisseur; u.a. In unserer Veranstaltung werden beteiligte Schauspieler ausgewählte Dialoge des Stücks Der Firmenhymnenhandel sprechen, Neuvertonungen von Firmenhymnen werden eingespielt und der Regisseur Thomas Ebermann wird nicht nur über das Stück diskutieren, sondern auch über den Wandel des mod... mehr »

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Geschrieben von

Joachim Petrick

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Joachim Petrick