Leichen im Keller der Führungsakademie „Helmut Schmidt“?

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Leichen im Keller der Führungsakademie „Helmut Schmidt“?


Ist die Bundeswehr Führungsakademie „Helmut Schmidt“ in Hamburg- Blankenese, eine Brutstätte für Folterknechte, Völkermörder?


Leichen im Keller der Bundeswehr Führungsakademie „Helmut Schmidt“

Neuerdings scheut der Verein Freundeskreis Ausländischer Offiziere, dem viele namhafte Hamburger, darunter Altkanzler Helmut Schmidt und der frühere SPD-Hamburger Bürgermeister Henning Voscherau angehören, nach jahrelang fadenscheinigen Rechtfertigungen, Zögern, Hinhalten, keinen Streit mehr mit der Führungsakademie der Bundeswehr
"Helmut Schmidt"
in Hamburg- Blankenese, wenn es um die Ausbildung von Soldaten/innen aus Diktaturen in nahen und fernen Gestaden zu Generalstäblern, Logistikern geht.

Was hat zu diesem Sinneswandel an der Hamburger Bundeswehr Waterkant in Angelegenheit der Führungsakademie geführt?

Der Anlass ist ein konkreter, ist das jetzt vorliegend aufdeckende Buch des Journalisten Markus Frenzel vom ARD Wochenmagazin „FAKT“:

"Leichen im Keller. Wie Deutschland internationale Kriegsverbrecher unterstützt" (dtv-Verlag)

In diesem Buch belegt Markus Frenzel, unwidersprochen eindeutig, dass an der Führungsakademie in Hamburg- Blankenes durchaus auch Kriegsverbrecher, Völkermörder, Putschisten und Folterknechte ausgebildet wurden und mutmaßlich weiter ausgebildet werden.

Markus Frenzel kritisiert in seinem Buch hervorgehoben, die Aufnahme von Gast-Offizieren aus Guinea zur Ausbildung zu Generalstäblern. Guinea ist nachwievor eine Militärdiktatur, der ausgerechnet der Präsident des Freundeskreises Ausländischer Offiziere, Lothar Golgert, lange als Honorarkonsul gedient hat.

Die Führungsakademie der Bundeswehr hat sich seit ihrer Gründung durch den damaligen Bundesverteidigungsminister Helmut Schmidt das hohe Ziel gesetzt, mit den Lehrgängen für internationale Offiziere einen Beitrag zur Völkerverständigung zu leisten. Deutsche Werte, Kultur und Demokratie sollen exportiert werden.

Kann das, bei all den außenpolitischen Ambitionen, Verflechtungen Deutschlands als Exportweltmeister, der selbst zu Diktaturen beste Beziehung für die Sicherung des Zugangs zu Rohstoffen aufgebaut hat, überhaupt ein vorstellbares Ziel sein?

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Markus Frenzel meint dazu in seinem Buch:

„Grundsätzlich sind diese Militärkooperationen gut, sie können einen Impuls für junge, vielleicht noch instabile demokratische Regierungen geben.

Aber es ist verantwortungslos, dass man sich nicht wirklich Gedanken macht, mit welchen Ländern man zusammenarbeitet. Meine Recherchen zeigen, dass Völkermörder, Folterknechte, Putschisten und Kriminelle von der Bundeswehr in Deutschland aufgenommen und ausgebildet Dabei bezieht sich Frenzel auf einen Kohorte von Offizieren aus Guinea

Einige dieser Offiziere aus Guinea waren in der Führungsakademie „Helmut Schmidt“ der Bundeswehr in Hamburg- Blankenese,

Insbesondere der Logistik-Oberst Moussa Dadis Camara, habe in Deutschland die Ausbildung zum Einzelkämpfer und Fallschirmjäger erhalten. Er sei darüber hinaus Gast der Bundeswehr in Naumburg, Dresden und im fränkischen Hammelburg gewesen. Im Jahre 2008 habe er sich dann in seinem Heimatland mit Komplizen an die Macht geputscht, die ebenfalls in Deutschland ausgebildet worden seien, erläutert Markus Frenzel. Ihre Geheimsprache beim Putsch sei Deutsch gewesen.

Diese in Deutschland zu Generalstäblern ausgebildeten Offiziere seien später für eines der schlimmsten Massaker der vergangenen Jahre im jahre 2009 in Guinea verantwortlich.

Camara habe daheim in Guinea in Offizier Casinosmit seiner Ausbildung in Deutschland zum Fallschirmjäger geprahlt. Das deutsche Fallschirmjäger-Abzeichen habe ihm in Guinea besondere Autorität verliehen.

Fallschirmsoldaten gelten in Afrika als unabdinglich hart, brutal, skrupellos und mörderisch. Neu erlernte demokratische Ideale kann man Dadis Camara bestimmt nicht attestieren, meint Markus Frenzel in seinem Bericht.

Frage:

Warum in aller Welt, nimmt die Bundeswehr Führungsakademie „Helmut Schmidt“ in Hamburg Blankenese Offiziere aus mehr als zweifelhaftem Umfeld zur Ausbildung zu Fallschirmjägern, Generalstäblern, Logistikern auf?
Frenzel im Originalton:

„Weil das Auswärtige Amt die Plätze vergibt, oft nach realpolitischen Kriterien: Welche Länder haben Bodenschätze, wo wollen unsere Unternehmen investieren, wer sind unsere strategischen Partner? Oft auch: An wen könnten wir in Zukunft Waffen verkaufen? Das Land schickt uns dann Soldaten. Das funktioniert etwa bei den Nato-Staaten gut. Nur bei Diktaturen hat dieses System einen Fehler: Ein Militärdiktator wird immer nur seine Getreuen schicken, und dass die von uns Demokratie lernen wollen, ist eher unwahrscheinlich.

Das Verteidigungsministerium hat ein Widerspruchsrecht, doch davon wird so gut wie nie Gebrauch gemacht. Allein aus Guinea wurden seit 1965 in Deutschland fast 150 Offiziere ausgebildet. Das Land war bis Ende 2010 immer eine Militärdiktatur. Massaker gehörten zum Regierungsstil.

Der Präsident des Freundeskreises der Ausländischen Offiziere, Lothar Golgert, war mehr als 20 Jahre Honorarkonsul von Guinea. Warum gab es nie einen Aufschrei?
Der Präsident des Freundeskreises der Ausländischen Offiziere, Lothar Golgert hat nichts Illegales gemacht, aber er und der Freundeskreis müssen sich die Frage gefallen lassen, warum sie einen verbrecherischen Staat aufwerten. Golgert ist ein renommierter Kaufmann und Bundesverdienstkreuzträger, er verleiht so einem Land natürlich eine präsentable Fassade. Er hätte hinterfragen müssen, wem er dient. Spätestens im September 2009 wäre sicher der Zeitpunkt da gewesen, das Amt niederzulegen.

Am 28. September 2009 ermordeten Elitesoldaten des Diktators Moussa Dadis Camara mehr als 150 Menschen. Oppositionelle hatten sich in einem Stadion versammelt, um gegen die Regierung zu demonstrieren. Camaras "Rote Barette" riegelten das Stadion ab. Dann schossen sie wahllos in die Menge. Sie vergewaltigten Frauen mit Gewehrläufen vor den Augen der Demonstranten. Die Uno hat das Massaker untersucht. Ihr Ergebnis: Drei der Hauptverantwortlichen wurden auch von der Bundeswehr ausgebildet. Zu der Zeit waren acht Offiziere aus Guinea in Deutschland bei der Bundeswehr, die auch dieser blutrünstige Diktator geschickt hat. Und Herr Golgert posiert noch ein halbes Jahr später lächelnd für ein Foto mit zweien dieser Offiziere. Ich habe keine Erkenntnisse, dass sie selbst in Verbrechen verstrickt waren. Allerdings gehörten sie als handverlesene Kandidaten zu den Stützen des Regimes. Also, ich hätte mich nicht mit denen fotografieren lassen.

Wir brauchen eine schwarze Liste für fragwürdige Staaten wie Guinea. Zur Generalstabsausbildung werden heute noch ohne Bedenken Soldaten aus Usbekistan, Äthiopien, Kasachstan und Kirgisistan eingeladen. Außerdem sollte die Eignung der Offiziere geprüft werden. Die Bundeswehr darf sich nicht mit Sätzen herausreden wie: Wir können doch nicht in die Köpfe der Leute schauen.“

JP


Siehe:


"Leichen im Keller.

Wie Deutschland internationale Kriegsverbrecher unterstützt"

(dtv-Verlag)


www.abendblatt.de/hamburg/article2055296/Kriminelle-in-Hamburg-ausgebildet.html

Führungsakademie der Bundeswehr "Kriminelle in Hamburg ausgebildet"

Volkerter Haseborg und Lars-Marten Nagel

Der Journalist Markus Frenzel spricht mit dem Abendblatt über die Zusammenarbeit der Führungsakademie der Bundeswehr mit Diktaturen



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Geschrieben von

Joachim Petrick

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Joachim Petrick

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