War Jesus selber ein liturgisch ausgebildeter Passionsspieler?

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War Jesus ein außer Kontrolle geratener Passionsspieler?

War Jesus selber ein liturgisch ausgebildeter Passionsspieler von anfänglichen Gnaden der Pharisäer, von den Römern als „Brot und Spiele“ in Palästina gefordert und gefördert?

War Jesus selber als Person ein begnadeter Schauspieler des “So als ob der Messias, wie lange verheißen, vom Himmel gekommen“ , der die Sehnsüchte der damaligen jüdischen Welt unter traumatisierend römischer Besatzung in Palästina nach einem Messias, gekonnt und mitreißend Regie führend, mit Laien- Darstellern/innen in großer Zahl als Arbeitsbeschaffungsprogramm im touristisch liturgisch folkloristischen Bereich mit ungeheuer einfühlendem Furor und Elan in die Traumata Wirklichkeiten der Verfolgten, Schwachen, Geplagten, Elenden, Missratenen, Ausgestoßenen, Aussätzigen wie Starken, Schönen, Klugen, Weisen, Reichen jener römischen Zeit, voran mit den Jesus Jünger/innen in die gleichnishaft liturgischen Wander- Bühnen- Altar- Szenen von Passionsspielen setzte?

Und dafür anfänglich auf jüdischer wie römischer Seite wohlwollende Finanziers und Mäzene fand, weil diese Passionsspiele zum Magnet für Hochmögende wie vermögende Touristen/innen aus allen Teilen des Römischen Reiches u. a. Reichen warden?

Bis übergangslos, aus Gründen, die sich uns bis heute nicht erschließen, möglicherweise eine heraufdämmernde Krise des römischen Münzwesens mit seinem Aureus, Denar, Sezternen die Pharisäer den Jesuanischen Passionsspielen in Palästina ihr Wohlwollen entzogen. weil sie sich aus unerklärt monetären Nöten als Finanziers der Passionsspiele zurückgezogen und diese öffentliche Darstellung und offene Zurschaustellung der Sehnsüchte der traumatisierten Menschen nach dem Kommen des Messias durch Jesus, seine Jünger/innen und Anhänger/innen unvemittelt als Häresie (Gotteslästerung/Glaubensabweichung) ächteten?

Plötzlich wurden Jesus, seine Jünger/innen, Anhänger/innen nicht mehr daran gemessen und wahrgenommen, was sie als Personen des Elends, der Heimatlosigkeit, der Vertreibung, der Arbeitslosigkeit, Armut, der unsteten Wanderschaft, Obdachlosigkeit, der in der damalig weit verbreiteten Suche nach dem Messias, der Verfolgung durch römische Besatzungssoldaten waren, sondern daran gemessen und verfolgt, was sie sich bisher mehr als wohlgelitten von den Mächtigen unter den Juden wie Römern als „Brot und Spiele“ , trauten, öffentlich anklagend, predigend, verheißend liturgisch in Passionsspielen offen menschliche Sehnsüchte und Hoffnungen demonstrativ darzustellen?

Kommt so betrachtet den Passionsspielen von Oberammergau in diesem Jahre 2010 eine ganz neue Bedeutung zu? Könnte die neue Bedeutung der Passionsspiele von Oberammergau darin liegen, dass das größte seelisch gefühlte Elend der Armen, Schwachen, Gehandikapten, Geplagten, Verfolgten, Traumatisierten Menschen nicht in ihrer eigentlichen Erfahrung der Not, des Elends liegt, sondern darin, dass ihnen eine öffentlich geduldet offene Darstellung ihrer Nöte und Sehnsüchte heute in der Regel selbst als säkulare Beschwerde- , Klage- und Hoffnungs- Chöre, gar klerikal liturgische Passionsspiele verweigert wird?

JP

Siehe dazu:

Nachstudio / zdf

www.zdf.de/ZDFde/inhalt/18/0,1872,8073778,00.html nachtstudio

Der Mann Jesus - Revolutionär der Weltgeschichte Seit einem Gelübde aus dem Jahre 1633 spielt man in Oberammergau alle zehn Jahre die Passion Christi. 2010 jährt sich das Spektakel zum 41. Mal.

Sendung vom 30.05.2010

Informationen zu den Gästen:

Walter Homolka Frederik Mayet Wolfgang Stegemann Christian Stückl Christoph Türcke

Von Mitte Mai bis in den Oktober richten sich die Augen der Welt, die sich für die Passion Jesu interessiert, auf ein kleines Dorf in Bayern: Oberammergau. Das Leiden Christi Dort bringt nun schon zum dritten Mal der Theaterregisseur Christian Stückl den Leidensweg Christi - mit Laienschauspielern auf die Bühne, teilweise unter freiem Himmel.

Nicht nur die schwierige Inszenierung der Massenszenen, wo sich zum Teil mehrere hundert Schauspieler und einige Tiere auf der Bühne tummeln, sind für ihn eine Herausforderung. Es gibt weitere Probleme, die weniger künstlerisch-ästhetischer, sondern vielmehr religiöser Natur sind.

Das Geheimnis des Neuen Seit Jahren beschäftigen die Regisseure und Besucher der Passionsspiele Oberammergau die antijüdischen Tendenzen und antisemitischen Formulierungen, die der Originaltext von 1890 aufweist.

Bereits vor Jahren hat man versucht, die Textvorlage zu modernisieren - und dieses Jahr sind die Spielleiter noch einen Schritt weiter gegangen. Der Weg hin zum Neuen ist ohnehin das Geheimnis Oberammergaus, denn nur hier gibt es die Passionsspiele, die dereinst im Alpenraum wesentlich verbreiteter waren, seit so langer Zeit - auch die Passion Jesu muss modernisiert werden und dem Geist der Zeit wie dem Stand der Forschung sowie den Möglichkeiten des Theaters angepasst werden. Wer war Jesus? Die Figur Jesus beschäftigt die Theologen unterschiedlicher Couleur seit langem: war er ein Rebell, ein Revolutionär, war er ein Aufrührer oder eher ein Träumer - was für ein Mensch verbirgt sich hinter der historischen Gestalt? Und welche Menschen sind ihm nachgefolgt?

In Petrus und Judas stehen sich auch in der Inszenierung in Oberammergau zwei ganz unterschiedliche Menschentypen gegenüber, die mit ihrer persönlichen Nachfolge Christi auch ganz spezifische Probleme und Lösungen für ihre je eigne Misere haben. Es bleibt auch immer noch die ungeklärte Frage:

Wer ist für die Kreuzigung Jesu eigentlich verantwortlich?

Der römische Stadthalter Pilatus, der Hohe Priester Kaiephas, der hetzende und heftig skandierende Mob - oder doch die Juden? War Jesus doch ein Opfer politischer Intrige? Und wie viel weiß die Forschung wirklich über ihn? Über diese und andere Fragen diskutiert Volker Panzer mit seinen Gästen dem Rabbiner Walter Homolka, dem diesjährigen Jesus-Darsteller Frederik Mayet, dem Theologen Wolfgang Stegemann, dem Regisseur der Passionsspiele Oberammergau Christian Stückl und dem Religionsphilosophen Christoph Türcke im ZDF-nachtstudio am Sonntag, den 30. Mai 2010 um 0.25 Uhr.

Buchtipps der Redaktion:

Passionsspiele Oberammergau 2010, Prestel: München 2010 Ilija Trojanow: Oberammergau, Richard F. Burton zu Besuch bei den Passionsspielen, Arche: Zürich 2010 Annette von Altenbockum: Oberammergau, Kunst, Tradition & Passion, Prestel: München 2010 Peter Seewald: Jesus Christus:

Die Biografie, Droemer Knaur: München 2009 Joseph (Benedikt XVI.) Ratzinger: Jesus von Nazareth: Von der Taufe im Jordan bis zur Verklärung, Herder: Freiburg i.Br. 2008 Carsten P. Thiede: Der unbequeme Messias: Wer Jesus wirklich war, Brunnen: Gießen 2008 Gerd Theißen: Der Schatten des Galiläers. Historische Jesusforschung in erzählender Form, Gütersloher Verlagshaus: Gütersloh 2008 Klaus Berger: Jesus, Pattloch: München 2007 Jürgen Roloff: Jesus, C.H.Beck: München 2007 Heiner Geißler: Was würde Jesus heute sagen?, Rowohlt Taschenbuch: Reinbeck 2004 James Shapiro: Bist Du der König der Juden?, Deutsche Verlags-Anstalt: Stuttgart/München 2000 Holzheimer/Tworek/Woyke (Hg.): Leiden schafft Passionen, A1: München 2000.

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Geschrieben von

Joachim Petrick

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Joachim Petrick

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