Sprache als Hilfsmittel zur Reflexion von Wahrnehmung

Verwendung von Sprache ohne Imagination

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Biologische Wahrnehmung ist subjektiv. Jedes Objekt nimmt das wahr, was es wahrnehmen kann. Die Verständigung über das, was wahrgenommen wird, geschieht mithilfe eines laut- und schriftsprachlichen Zeichenvorrats, der Eindeutigkeit nicht gewähren kann. Ebenso wie der Messvorgang in der Physik ist komplexe Laut und Schriftsprache ein Instrument.

Sprache ist natürlichen Ursprungs. Es scheint plausibel, das Sprechfähigkeit nicht wie der Blitz ins Zerebrum eingeschlagen, sondern sich kontinuierlich entwickelt hat und fortentwickeln wird. Sprechfähigkeit ist durch natürliche Mutation entstanden und ist über Adaption als scheinbar vorteilhaftes Merkmal für Daseinsbewältigung und Fortpflanzung angepasst. Laute formen Silben, Silben formen Worte und Worte formen Sätze. Im Verlauf von Jahrtausenden ist eine unvorteilhafte Entwicklung zu erkennen. Der europäische Sprachraum und vermutlich nicht nur dieser ist mit wirk- und klang mächtigen Begriffen angereichert. Diese Begriffe legen Bilder als neuronale Muster im Gehirn an, die bei biologischen Objekten verfangen und sie zu Transportmitteln dieser Imaginationen machen. Teilaspekte von Realität werden so imaginär. Beispiele für diese wirkmächtigen Klänge sind: Seele, Sünde, Schuld, Fehlbarkeit, Liebe, Hass, Mut, u. v. a. m. Zu diesen Begriffen gibt es kein physisches Pendant. Das Prinzip der Imagination als Sprachkonstruktion führt so die Sprechenden und Hörenden an der Nase herum. Ebenso wenig ist das Prinzip der Imagination mit Schriftsprache zu legitimieren. Die Tatsache, dass dieses Prinzip auf Schrifttafeln, Papyrusrollen, Magnetbändern o.ä. fixiert ist und für maßgebend erklärt wurde, hebelt nicht den Tatbestand der Täuschung aus. Genau genommen!

Würden Sapiens als biologische Messinstrumente begriffen, die bemüht wären, mit dem geringst möglichen Aufwand, exklusive individueller Vorteilsnahme, also im Bestreben objektiv Übereinkunft über subjektiv Wahrgenommenes zu erzielen, könnte mit den Erkenntnissen und dem Zeichenvorrat aus Mathematik und den Naturwissenschaften vortrefflich präzise kommuniziert werden.

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