Ihr dürft meinen Babybauch nicht anfassen!

Mutterschaft Alle Schwangeren und Mütter, die die folgende Situation kennen und sich wünschen, genau so cool zu reagieren wie Martina Hill in diesem Clip, Hände hoch!

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Clip: https://youtu.be/llo8adFy_cM

Alle Hände oben? Es ist doch wirklich unglaublich, oder? Es ist quasi unmöglich, schwanger zu sein, ohne plötzlich von allen Seiten befummelt zu werden. Der Bauch gehört plötzlich nicht mehr der Frau, er gehört irgendwie allen. Weil, das ja sooo schön ist!Ich habe tatsächlich schon Leute erlebt, die waren beleidigt, weil ich mir verbeten habe, dass sie meinen Bauch anfassen. Als hätte ich ihnen etwas weg genommen! Als wäre es ihr Verlust, wenn eine Frau allein über ihren Körper bestimmen möchte. Und sei es nur die simple Frage, wer ihren Bauch anfassen darf und wer nicht. Das frage ich mich übrigens auch bei den Abtreibungsgegnern manchmal, geht es denen wirklich um das ungeborene Leben, das sie schützen wollen oder geht es einzig darum, dass sie es nicht aushalten können, dass Frauen selbst über ihren Körper bestimmen. Ebenso bei der Kopftuchdebatte oder auch der Frage, ob Mädchen Hotpants in der Schule tragen dürfen oder nicht. Geht es nicht auch hier im Endeffekt immer um die Frage, ob Frauen selbst über ihren Körper bestimmen dürfen oder nicht, in diesem Fall die Frage, wie viel oder wenig sie von ihm zeigen wollen. Aber das ist ein anderes Thema.

Und plötzlich, wenn man schwanger ist, fühlt sich auch jeder berechtigt, das Gewicht, die Größe des Bauches oder überhaupt die ganze Figur zu kommentieren. Plötzlich ist es gar nicht mehr unhöflich, einer Frau zu sagen, dass sie ja bei jedem Treffen dicker ist und ja schon ordentlich zugenommen hat. Ich weiß nicht genau, ist das vielleicht nett gemeint? Soll ich mich darüber freuen? „Oh, danke, das ist aber nett von dir. Das ist schön zu hören, dass man das sieht, dass ich schon 15 Kilo zugenommen habe! Danke, ganz lieb von dir!“ – so vielleicht?

Wobei, die Leute haben womöglich keinerlei Hemmungen, keine Schuldgefühle, einer Frau zu sagen, dass sie ja schon ordentlich dick geworden ist, denn sie ist ja gar keine Frau mehr. Also nicht mehr im begehrenswerten Sinne. Nein, sie wird jetzt zur Mutter, zur Mutti, fürsorglich, behütend. Frau war gestern, vor der Befruchtung. Mutti kann man ruhig sagen, dass sie dick geworden ist, ist ja eh schnuppe, wie sie aussieht. Nicht, dass ich dafür plädiere, dass auch Schwangere noch bis zur letzten Sekunde sexy und fickbar bleiben sollen, und natürlich gleich nach der Geburt ihren perfekten After-Baby-Body präsentieren müssen. Nein, das möchte ich natürlich nicht, dann schon lieber ein paar Jahre Mutti sein.

Aber wie wäre es, wenn wir es hinkriegen würden, uns in der Mitte einzupendeln? Wir erkennen an, dass Frauen in der Schwangerschaft zunehmen und die Kilos auch einige Zeit nach der Geburt noch halten, manchmal auch für immer. Dass sie runder und weicher werden UND gleichzeitig weiterhin begehrenswerte Frauen mit Sexualität und erotischer Weiblichkeit sind. Ganz ohne Diät und Workout. Und all das darf sie sein, ohne das es kommentiert wird. Wäre doch mal was, oder?

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Juliane von Hopfgarten

Meine Themenbereiche umfassen internationale Politik, Wirtschaft sowie Frauenrechte. Unten ein Link zu meinen Beiträgen auf EditionF.

Juliane von Hopfgarten

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