Mit Conchita gegen die NSA

Überwachungsangriff Die NSA saugt täglich Millionen Bilder aus dem Netz. Was hilft gegen ihre Gesichtserkennungsprogramme? Camouflage Art. Und Conchita Wurst
Ausgabe 23/2014
Mit Conchita gegen die NSA

Foto: Adam Harvey/ ahprojects.com

Die bärtige Gewinnerin des Eurovision Song Contest ist womöglich noch progressiver, als wir bislang alle dachten. Conchita Wursts Bart taugt nicht nur zum Symbol gegen Homophobie, er kann auch als Kampfansage gegen die globale Überwachung durch die NSA verstanden werden. Wie jetzt durch eine weitere Snowden-Enthüllung bekannt wurde, zieht die NSA täglich Millionen Bilder zur Gesichtserkennung aus dem Netz. Ihre Facebookbilder liegen möglicherweise neben Ihrem Personalausweisfoto in kleinen Dateiordnern auf großen Servern. Urlaubsfotos können sogar mit Satellitenbildern abgeglichen werden, um festzustellen, wo sich jemand aufhält.

Die bekannten Verschleierungstricks funktionieren nicht. Abrasierte Haare etwa können das Programm Tundra Freeze, das die NSA einsetzt, nicht verwirren. Vergessen Sie außer-dem Sonnenbrillen und Schals, die Softwareentwicklung ist längst weiter. Was hilft: Bärte! Oder, etwas aufwendiger, aber auch schick: Camouflage Art. Der New Yorker Designer und Technologe Adam Harvey zeigt auf ahprojects.com eine ganze Serie von Schmink- und Haarstylingtipps, um Gesichtserkennungsprogramme auszutricksen. Etwa indem die Symmetrie des Gesichts durch gerade Linien durchkreuzt oder Merkmale wie die Nasenwurzel verdeckt werden. Im besten Fall wird ein Gesicht von der Software überhaupt nicht mehr als solches erkannt.

Camouflage Art ist allerdings merkwürdig dialektisch: Je besser ich mich damit vor Kameras tarne, umso mehr werde ich auf der Straße angeschaut (Conchita, we feel you!). Es ist aber genau diese Diskrepanz zwischen Mensch und Maschine, die uns einen kleinen Vorteil verschafft. Ist Ihnen schon aufgefallen, dass am Flughafen die Passkontrolleure auf die biometrischen Daten in ihren Computern schauen statt in die Gesichter? Ich habe neulich ein kleines Experiment gewagt und mit meiner Schwester für einen Flug die Ausweise getauscht (sie blond, ich brünett). Kein Problem. Mit Adam Harveys Schminktipps wäre das wohl anders gelaufen. Es gibt nun also zwei Möglichkeiten: hoffen, dass kein (aufmerksamer) Mensch hinter den Maschinen sitzt. Oder Haarwuchsmittel.

Gar nicht so schwer: Ein Make-up Tutorial gegen Gesichsterkennungsprogramme und Kameraüberwachung:

Der digitale Freitag

Mit Lust am guten Argument

Geschrieben von

Juliane Löffler

Onlinerin beim Freitag. Quelle: Papier

Juliane Löffler

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