Ein "Referendum" sollte sie werden, die serbische Präsidentschaftswahl - so jedenfalls hat Amtsinhaber Boris Tadic im Vorfeld postuliert. Der erste Urnengang am 20. Januar hat ihm Recht gegeben: Knapp 61 Prozent der Wahlberechtigten haben abgestimmt, mehr als je zuvor seit dem Sturz Milosevics. Offensichtlich wissen die Leute, dass es diesmal um die gesamte außenpolitische Orientierung des Landes geht. Zum Verdruss von Tadic hat die Politisierung aber nicht ihm genutzt: Er bekam nur 35,4 Prozent der Stimmen, sein Herausforderer Tomislav Nikolic 39,9 Prozent. Tadic wird im Westen hofiert, weil er die Mitgliedschaft in Europäischer Union und NATO auch dann anstreben will, wenn diese beiden honorigen Vereinigungen das Kosovo, wie angekündigt, in Kürze von Serbien abspalten. Nikolic will in diesem Fall die euroatlantische Annäherung stoppen und das Land stärker an Russland anlehnen. Er spricht offen über den Abbruch der Beziehungen mit allen Staaten, die die Sezessionsrepublik Kosova anerkennen - so wie die Adenauer-BRD weiland ihre Botschaften überall dort schloss, wo die DDR eine Vertretung eröffnen durfte. Das galt der Springerpresse damals als Standhaftigkeit. Nikolic wird von ihr heute als "Ultranationalist" beschimpft.
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