Opfer eines nicht erklärten Kriegs

Abschuss ---

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Die Nachricht dürfte selbst die meisten derjenigen überraschen, die auf sie gehofft hatten: verantwortlich für den Absturz der ukrainischen Boeing war die iranische Luftabwehr - also Teheran. Man habe den Flieger unabsichtlich abgeschossen, zitiert der österreichische Rundfunk eine iranische Fernsehsprecherin, die offenbar wiederum eine Erklärung des Generalstabs verlas.

Es handle sich um eine große Tragödie und um einen unverzeihlichen Fehler, so Staatspräsident Rohani laut "Wall Street Journal", während ebenfalls laut WSJ der iranische Außenminister "US-Abenteurertum" im Nahen Osten für den Abschuss verantwortlich macht.

Nun ist es also passiert - wie schon vor fünfeinhalb Jahren in einem anderen Fall, in dem ein Krieg ebenfalls nicht erklärt, sondern fortgesetzt wurde. Kriege kosten Menschenleben. Wenn sie vor sich hinschwelen, sterben Menschen unbemerkt von der Weltöffentlichkeit, und wenn sie aufflammen, nimmt die Welt Notiz von den Toten. Dafür sorgen schon die PR-Profis.

Der Iran ist verantwortlich für diesen Abschuss - was sein Außenminister dazu meint, ist unerheblich -, und muss zumindest technische Schlüsse aus der Tragödie ziehen. Aber seine Verantwortung ist eine Station von vielen in einem großen Konflikt, den das Land nicht gesucht hat. Wer den Abschuss zu einem Wendepunkt aufblasen möchte, verfolgt damit politische Absichten, oder blendet aus, was ihm nicht ins Weltbild passt. Nicht der Iran, sondern Amerika, ist die treibende Kraft dieses Konflikts.

An der Tragödie zu tragen haben nun die Angehörigen und Freunde der Toten - und einige Iraner, die ihr Land verteidigen wollten, und dabei einen fatalen Fehler machten.

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JR's China Blog

Ich bin ein Transatlantiker (NAFO)

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