Aller guten Dinge sind drei

Griechenlandschulden Bei einem Schnitt der griechischen Schulden zahlt der Bundesbürger zum Dritten mal.

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So. Die Katze ist zwar noch nicht aus dem Sack, aber alle wissen, sie steckt drin. Nächstes Jahr, so munkelt man, werden die anderen Euroländer anfangen für die griechischen Schulden einzustehen. Und das Gejammer ist groß. Faule Griechen und so. Es lohnt nicht all die Phrasen zu wiederholen.

Was aber lohnt, ist sich noch einmal vor Augen zu führen, was dazu beigetragen hat, dass Michel bald mitbezahlt, wovon Costas einige Zeit gelebt hat:

Während sich im Jahrzehnt nach der Einführung der gemeinsamen Währung viele Eurostaaten einen ordentlichen „Schluck aus der Pulle“ genehmigten - sprich Reallohnzuwächse ermöglichten, hielt die Bundesrepublik Abstinenz. Diese ausgefallene Verbesserung des Lebensstandards hier im Lande war das erste mal, dass die Herren Gentlemen zur Kasse baten. (Denn die Produktivität ist selbstverständlich gestiegen.)

Gleichzeitig wurde bis zum Ausbruch der Bankenkrise 2008 die Staatsquote zurückgefahren. Sprich die Ausgaben der öffentlichen Hand nahmen im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt ab. Da die Sozialausgaben den größten Teil am Staatshaushalt ausmachen, kann man mit anderen Worten sagen, mit dem Abbau des Sozialstaates zahlten die Bundesbürger zum zweiten Mal.

Aber wieso steht das im Zusammenhang mit der Schuldenkrise Griechenlands?

Reallohnverzicht und niedrige Unternehmensteuern setzte neben anderen Ursachen die Bundesrepublik in Wettbewerbsvorteile gegenüber einigen Euroländern um. Denn konsumiert haben die Südeuropäer sehr wohl. Nur nicht ausreichend die von ihnen selbst hergestellten Produkte. Aus diesen entgegengesetzten wirtschaftspolitischen Entwicklungen innerhalb des Eurolandes hat nun die unter dem Stichwort „Systemrelevanz“ erzwungene staatliche Übernahme der toxischen Bankenschulden wie ein Brandbeschleuniger gewirkt. Die Staatshaushalte der südeuropäischen Euroländer konnten diese Überschuldung nicht verkraften. Die hohen Zinsen für die Refinanzierung von Staatsanleihen sind nur das Symptom dafür.

Während Reallohnverzicht und Sozialstaatsabbau einen Teil der Voraussetzungen schufen zum großen Gläubiger Südeuropas zu werden, zahlen die Bundesbürger bei einem vermutlich anstehenden Schuldenschnitt zum dritten Mal.

Wären in der Bundesrepublik die Reallöhne gestiegen wie anders wo und hätten Rot-Grün bzw.Schwarz-Rot den Sozialstaat nicht geschrumpft könnten die Südeuropäer heute leichter mit der Bundesrepublik konkurrieren und Michel müsste nicht so viel zahlen. Aber aller Konjunktiv ist müßig. Letztlich zeigt dies nur, Euroland sitzt schon längst in einem Boot und es ist an der Zeit Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik aufeinander anzugleichen. Aber bitte demokratisch.

Sind wir hier zu zögerlich, ist’s - getreu dem Motto „Teile und herrsche!“ - mit dreimal Zahlen vielleicht noch nicht getan.

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