Der Euro - Sind wir das Problem oder sind wir die Lösung?

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Stell dir vor es ist Krieg und keiner spricht’s aus. Zonen-Angie aus der Uckermark macht sich weiter stur zur Galionsfigur deutscher ökonomischer Überlegenheit. Ihr „Njet“ zu europäischer Solidarität - das ist gemeint.

Verdammte Ossis*! Sie waren schon am Untergang der alten Bundesrepublik schuld. Jetzt reiten sie auch noch Europa zu Schanden. Unbeirrt verfolgt die eiserne Kanzlerin den Weg des alten Chauvinismus im neuen Gewand. Am deutschen Wesen soll Europa genesen. Wenn es schon 1914-18 oder 1939-45 nicht geklappt hat, dann doch wenigsten jetzt, oder?!

Die bisherigen Bemühungen der Europäer einheitliches Handeln zu ermöglichen, z.B. der Versuch der auch nicht sympathischen, sozialen, gerechten oder ökologischen Europäischen Kommission zur Einführung von Eurobonds, wurden abgeschüttelt wie lästige Fliegen. Wer ist schon der Hr. Barroso aus Brüssel. Und überhaupt, ist Brüssel als Stadt des ehemaligen Reichsflandern nicht eigentlich Lehensgebiet des Heiligen Römischen Reiches und damit deutsch?!

Was kann Europa tun um die deutsche Blockade zu überwinden? Es hängt an Frankreich!. Solange es sich von Deutschland wie ein Tanzbär durch die Manege führen lässt, wird die Kiese nicht überwunden. Wenn es sich auf die Seite der Deutschlandkritiker schlägt, hat Europa eine Chance. Aber anstatt sich hier zu engagieren, hat Herr Sarkozy lieber länger als ein viertel Jahr Libyen bombardieren lassen. Total(-ElfFina) wird’s freuen.

Phantastisch überspitzt gesagt, wäre es eine Überlegung wert, wenn die anderen europäischen Staaten Deutschland aus der EU und dem Euro-Raum werfen. Dann können Sie Eurobonds einführen und die Wirtschaftsunion zu einer politischen Union vertiefen, ohne das ein großkopfertes Deutschland mit der ökonomischen Peitsche die Marschrichtung vorgibt. Am besten man verhängt zum Schutz des Binnenmarktes auch gleich Importverbote für deutsche Waren. Dann kann Germania ja versuchen Arabien, Afrika oder die Marsmenschen mit seinen Exportüberschüssen, die u.a. auf den seit Jahren stagnierenden Reallöhnen beruhen, in die Verschuldungsfalle und damit in die Hörigkeit zu locken.

Die dann wegen des Exportrückgangs zurückgehende Nachfrage nach und die damit zu erwartende Abwertung einer neuen deutschen Währung würde es Resteuropa auch leichter machen, die Schulden an die deutschen Gläubiger zurückzuzahlen.

Diese Vorstellung ist natürlich völlig krass. Aber wenn nicht mit, dann muss Europa eben ohne Deutschland schauen, wie es sich retten kann.

Die Geschichte zeigt es, wenn Europa sich gemeinschaftlich gegen Deutschlands Großmachtstreben wehrt, hat es eine Chance. Es muss nur durchhalten, bis andere Weltmächte sich entscheiden. So wie die USA 1917 nach knapp drei Jahren Krieg oder 1941 nach knapp zwei Jahren. Vielleicht kommt es aber diesmal nicht mehr auf die USA an, sondern auf China. Jeder weiß, die haben ein starkes Interesse daran, dass ihre gigantischen Währungsreserven in Euro nicht verpuffen, wie Dollar im Death Valley. - Und Deutschland? Was interessiert es einen Chinesen, wenn hier ein Sack Reis umfällt?!

Sicher ist das alles überzogen, aber manchmal hilft es, für einen Augenblick die Perspektive zu wechseln um zu erahnen, dass hinter den Kulissen nicht unbedingt das vor sich geht, was die Theateraufführung glauben machen will.

Dann würde vielleicht deutlich, was weiter helfen würde: Etwa eine Bewegung wie „Europa von unten!“ die den repräsentativen Demokraten in den Hauptstädten unmissverständlich klar macht „Die Zeit für eine politische Union ist reif. Wir akzeptieren keinen Nationalismus mehr! Nicht in Berlin, nicht in Paris, nicht in Madrid oder sonst wo. - Wer die europäische Union gefährdet wird weggeputzt. In welcher Hauptstadt auch immer, egal ob gerade Wahltermin ist oder nicht.“

*… Der Autor darf das sagen. Er ist einer.

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