Am 15. Mai erschien unter dem Titel "Celebrating Brit Shalom" (auf Deutsch "Brit Shalom feiern") das laut Verlagsinfo erste Buch überhaupt für jüdisch-gläubige Eltern, die sich für einen Ausstieg aus dem Ritual der Beschneidung ihrer Söhne entschieden haben und stattdessen eine alternative Feier abhalten wollen. Das Buch dient gleichzeitig als liturgische Anleitung, Gebetsbuch und als Andenken für alle, die an der alternativen Feier teilgenommen haben.
http://pool.intactivists.info/images/CelebratingBritShalom.jpg"Celebrating Brit Shalom" ist ein Buch über ein Alternativritual zur Beschneidung für jüdische Familien, die die Beschneidung ihres Sohnes ablehnen, sowie für Rabbiner, die das Alternativritual durchführen wollen. Das Buch stellt drei vollständige Zeremonien zur Wahl, die allesamt das Schneiden eines Granatapfels als neue rituelle Handlung anstelle der Beschneidung vorsehen. Das Buch enthält zudem die Noten für vier Original-Lieder, die thematisch an die Zeremonien geknüpft sind (eine CD mit Aufnahmen ist separat erhältlich).
Die Roman-Autorin Lisa Braver Moss aus Kalifornien und die Gründerin der amerikanischen Bewegung "Beyond the Bris" (Jenseits der Beschneidung), Rebecca Wald aus New York, haben dieses Buch entwickelt und geschrieben, nachdem sie erkannt hatten, dass eine wachsende Anzahl junger Familien auf der Suche nach alternativen Zeremonien und konkret nach fertig vorbereiteten Zeremonien ist, die entweder in der Familie oder durch einen Geistlichen durchgeführt werden. Immer mehr Menschen jüdischen Glaubens stellen infrage, dass die irreversible Vorhautamputation religionsstiftend sei. Normalerweise ist automatisch jüdisch, wer von einer jüdischen Mutter geboren wurde. Die Beschneidung wird traditionell am achten Tag nach der Geburt des Kindes vorgenommen, wobei eine wirksame Anästhesie zu diesem Zeitpunkt nicht möglich ist. Weltweit wenden sich zunehmend jüdisch-gläubige Eltern von diesem Brauch ab, da sie die körperliche Unversehrtheit und genitale Selbstbestimmung ihrer Söhne respektieren.
Das Buch ist eine Brücke weg von der Beschneidung (Brit Mila) hin zu einem unblutigen Ritual (Brit Shalom). Durch Anteile an der Zeremonie für einen Leiter, für die Eltern und für traditionell zu ehrende Personen wie den "Sandek" (der bei der herkömmlichen Brit Mila den Jungen hält, während der Mohel die Beschneidung durchführt) ist "Celebrating Brit Shalom" geeignet, als Gebetsbuch und Leitfaden während des Gottesdiensts genutzt zu werden. Gäste können mit einem eigenen Exemplar der Zeremonie folgen und an den Lesungen teilnehmen. Vorn im Buch ist Platz, damit Eltern Gästeexemplare mit einem Foto des Babies und weiteren Details versehen können, so dass die Gäste der Zeremonie das Buch als Andenken mit nach Hause nehmen können.
"Celebrating Brit Shalom" wird bei Notim Press unter der ISBN 978-0692353332 in Englisch verlegt, ist aber auch bei den Autorinnen auf der gleichnamigen Website http://www.celebratingbritshalom.com/ erhältlich. Das Buch hat 98 Seiten. Eine hebräische Version ist ebenfalls verfügbar. Eine deutsche Übersetzung ist in Planung.
Kommentare 6
Nach einer teilweise heftigen und emotional aufgeladenen Diskussion über die Beschneidung jüdischer Knaben, die vor einiger Zeit durch die deutsche Medienlandschaft schwappte und allein in diesem Portal (Freitag Community) damals zu etwa 100 (in Worten einhundert!) Blogs führte, frage ich mich immer noch folgendes:
In Deutschland leben schätzungsweise 104.000 Juden (viele davon sind nicht strenggläubig, orthodox, sondern verstehen sich als „weltlich-liberal“ orientiert), aber etwa 4.000.000 Muslime.
Beide Bevölkerungsgruppen lassen ihre Knaben beschneiden, wobei Alter der Knaben und Ritus durchaus zu vergleichen sind (- siehe Zitat und Quelle unten -).
Warum hat sich die (zu weiten Teilen hysterisch geführte) Diskussion damals fast ausschließlich auf Juden und ihre Kinder beschränkt, die doch nur einen Bruchteil der Einwohnerschaft der Muslime ausmachen? Haben Sie darauf eine Antwort @Kanada?
Weitere Frage:
Gibt es, ähnlich dem von Ihnen @Kanada, hier vorgestellten Buch über „Beschneidungsalternativen“ für jüdische Knaben, auch ein Buch über „Beschneidungsalternativen“ für muslimische Knaben?
Da Sie @Kanada, sich offenbar sehr für das Thema Beschneidung interessieren (- es ist ja Ihr bisher erster und einziger Beitrag in der FC, obwohl Sie bereits seit 2012 FC-Mitglied sind -), haben Sie sich bei Ihren Recherchen sicher auch darüber informiert?
Zur Beschneidung muslimischer Knaben:
„(…) Das Alter des Kindes bei der Beschneidung ist in den verschiedenen islamischen Ländern unterschiedlich. Es gibt keinen fest vorgeschriebenen Zeitpunkt, denn sie obliegt der Entscheidung der Eltern. Sie liegt in der Regel zwischen sieben Tagen nach der Geburt und dem 14. Lebensalter. Die zeitnahe Durchführung der Beschneidung ist sehr bedeutsam für einen muslimischen Jungen. Meistens wird der Junge kurz vor oder nach seiner Einschulung beschnitten. Genauso wird aber eine Beschneidung des männlichen Säuglings bevorzugt, damit das Kind weniger Schmerzen empfindet und später sich psychisch nicht darauf vorbereiten muss. Denn auch wenn der Koran diese Tradition nicht nennt, ist sie ein fest verankert im Islam. Der Brauch stellt sozusagen eine gesellschaftliche Ordnung dar. Deswegen legen muslimische Eltern großen Wert drauf, dass ihr Junge beschnitten wird. Eine verspätete Durchführung löst Ablehnung und Intoleranz in der muslimischen Gesellschaft aus …“
http://www.brauchwiki.de/Die_Beschneidung_im_Islam
"Warum hat sich die (zu weiten Teilen hysterisch geführte) Diskussion damals fast ausschließlich auf Juden und ihre Kinder beschränkt, die doch nur einen Bruchteil der Einwohnerschaft der Muslime ausmachen?"
Die Debatte wurde aus heutiger Sicht wesentlich dadurch angeheizt, dass jüdische Religionsvertreter schon sehr früh mit pauschalen Antisemitismus-Vorwürfen gegen Beschneidungskritiker argumentierten. Zudem verhinderte die Zielvorgabe der deutschen Bundesregierung, möglichst schnell eine Regelung zu finden, "die jüdisches und muslimisches Leben in Deutschland weiterhin möglich macht", eine ruhige, sachliche Debatte.
"Gibt es [...] auch ein Buch über „Beschneidungsalternativen“ für muslimische Knaben?"
Mir ist bisher keines bekannt.
Kinder haben nach der Geburt keine Religion. Niemand wird als Christ, Moslem oder Buddhist geboren, sondern erst dahingehend sozialisiert, oder auch nicht. Jüdisch-gläubige Menschen haben für sich definiert, dass ein Kind, das von einer jüdischen Mutter geboren wurde, automatisch jüdisch ist. Kinder sind ab der Geburt Träger aller Grundrechte und Menschenrechte. Das sehen mittlerweile auch immer mehr jüdische Eltern so und möchten daher die Genitalien ihrer Söhne nicht mehr dem Primat ihrer Religionsgemeinschaft "opfern". Dieses Buch ist ein Angebot an moderne jüdische Eltern.
°Die Debatte wurde aus heutiger Sicht wesentlich dadurch angeheizt, dass° sich u.a. ein Ulf Dunkel zu einem Haßgedicht berufen fühlte.
Sie wissen, dass Ihre Behauptung unwahr ist, Dame.von.Welt.
1. Die Debatte ging im Juli 2012 erst richtig los, nachdem die Europäische Rabbinerkonferenz am 13. Juli mir sehr harschen Vorwürfen an die Presse ging.
2. Mein Wutausbruch (kein Gedicht!) nach dem Ansehen eines Dokumentarfilms über Beschneidungen, bei denen die nicht narkotisierten Babies wie am Spieß schrieen und einer sogar anschließend starb, war vom 6.12.2012, da war die Debatte längst in vollstem Gange.
3. Es gibt kein Hassgedicht von mir, nur ein "Gedicht zur Abschaffung der Menschenrechte für Jungen in Deutschland" vom 11.12.2012. Ich hasse keinen einzigen Menschen, auch wenn Ihnen das vielleicht nicht in Ihr Weltbild passt.
Hier geht es um ein Buch, das richtungsweisend für junge jüdische Familien sein kann, von zwei jüdisch-gläubigen Autorinnen aus den USA geschrieben, die (wie auch mindestens 70 % der Deutschen) dieses blutige Ritual nicht länger gutheißen. Es geht um die Grundrechte von Kindern, um sonst nichts. Ihnen noch einen schönen Abend.
Ich habe den Hinweis bekommen, dass es anscheinend doch schon ein entsprechendes Buch für Muslime gibt:
http://blog.kathrinerdmann.de/tag/kaan-goektas/
isses möglich: unter den schweigsamen und heuchlern endlich
eine redliche stimme aus der redlichen afd!
hier in der f-community!
mönchlein, mönchlein, du gehst einen schweren gang!