Germanenästhetik II

Adorno hätte gekotzt Wenn der internalisierte strukturelle Rassismus deutscher Provinzialität politisch ästhetisiert wird

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Mal abgesehen von der historischen Namensgebung "hockende Negerin", die sich ja ohne Diskussion ändern ließe, was ist eigentlich rassistischer?
Einerseits den Kopf/Körper einer expressionistischen Statue zu deklassifizieren als den ästhetischen Ansprüchen minderbegabter deutscher Bourgeoisie an "Afrikanisch"em, also auch an "Unafrikanisch"em, oder stereotypen Aussehen nicht genügend oder das Werk gleich mit dem Hinweis auf Entartung zu versehen...man kann schon die empfindliche deutsche "Kultur"genießerseele verletzt sagen hören, daß hier ja irgendetwas "nicht schööön" sei. Jedem sein eigener Thorak.
- Ich finde die 1920 entstandene Figur Hasemanns in ihrer expressiven Zeichnung eindeutig SCHÖN und keineswegs stereotyp. -
Andererseits sich im Kino und danach wohligschauernd über die kaputten Figuren und Hackfressen der Gescheiterten aus dem deutschen Unterschichtenmilieu der Kneipe "Zum goldenen Handschuh" lustig machend in völliger Fehleinschätzung des filmischen Werkes selbst: "Ist er nicht hässlich der Honka, der Massenmörder?" "Ja kein Wunder, so sieht eben ein Mörder aus".
Fehlt nur noch das Schädelvermessungsset für die/den kleinbürgerliche/n Frau/Mann, auf daß sie/er rumrennen könne und unschöne Machwerke entlarve...
Der Künstler Hasemann war zwar bekennender Nazi, aber trotzdem völlig erfolglos in dieser Lebensphase auch aufgrund seiner "entarteten" expressiven Ästhetik vor der Machtergreifung. Sich also darauf zu berufen als Indiz einer Überzeugung, die Figur müsse deswegen auch Rassismen transportieren ist irreführende Kritik. Sie ist auch noch kreuzdämlich und verrät den tiefer sitzenden Impetus immer noch deutscher Ideologie..
Wo ist also der fehlende Part des "auch" zu suchen?
Die hätten Menschen, oder im Einzelfall sogar DEN DEUTSCHEN „nackt, affenartig und einfältig“ [Carsten Berger, kulturpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion] dargestellt. Wie schaffen es Politiker der Grünen wie Berger, oder Palmer, immer wieder sich selber mit derart erzreaktionären Aussagen zu entblößen.
Man landet schnell beim ästhetisch "gesunden Volksempfinden" vom "Schönen und Reinen" in der Kunst und germanischer Herrschaftsästhetik. Überhaupt ist Rassismus ja eine Funktion der Ausbeutung und Unterdrückung durch Kapitalinteressen/ten.
Man müsste also das neue Humboldt-Forum sofort abreissen - schön wärs ja - und auch alle anderen durch Unterdrückung oder Ausbeutung entstandenen Bau- und Kunstwerke.
Adorno hätte gekotzt.
Da bin ich mir ziemlich sicher.
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