Junger Mann ganz traurig

Kurzgeschichte über einen jungen Mann und dessen Schwierigkeiten sein Leben zu meistern

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Die Strahlkraft jenes jungen Mannes war besonders eindrucksvoll weil er seit geraumer Zeit in dieser kleinen Stadt lebte, in der Nähe eines Flusses, dessen Wasserpegel jetzt im Hochsommer meist deutlich unter dem Limit lag, so dass die Bürger dieser Stadt, schon die Befürchtung hatten, er würde wohl bald komplett austrocknen. Aber in dieser langweiligen provinziellen Stadt, lebte ja noch - wie ich es bereits erwähnt hatte – dieser besagte junge Mann. Er hatte kräftige Oberarme und seine enormen Bizepse, waren nicht zu übersehen, waren sie zudem außerordentlich gut definiert, das so manche Frau wohl gefallen daran hätte finden können. Sein Charakter jedoch, war eher als egozentrisch zu bezeichnen, so dass, sollten ihm irgendwelche Damen Komplimente bezüglich seines austrainierten Bodys gemacht haben, er doch ausschließlich an sich interessiert war, auch wenn er im pathologischem Sinne, sicher kein „Narzisst“ gewesen ist. So trainierte er jeden Tag zwei Einheiten und hielt dieses Trainingspensum auf pedantische Weise aufrecht und dies so eisern, dass er selbst nicht damit gerechnet hätte, was er doch so Alles im Stande war auszuhalten, wenn es denn unbedingt erforderlich war. Im eigentlichem Sinne war er jedoch ein trauriger Mensch, auch wenn sein jungenhaftes strahlendes Lachen und seine schneeweißen Zähne, ihm das Aussehen eines „Siegertyps“ verliehen, entsprach dieses Bild jedoch überhaupt nicht seinem Naturell.So hatte er lediglich eine bescheidene Wohnung in dieser kleinen Stadt, welche in der Tat winzig gewesen war und ihn noch trauriger werden ließ, womit er nicht so recht umgehen konnte, wollte er doch ein fröhlicher Mensch sein – zumindest strebte er dies an – doch die Tristeese, die diese Stadt ausstrahlte, nahm ihm sukzessive die Hoffnung einmal ein glücklicher Mensch dort werden zu können. Er wollte auch garnicht zu diesem Fluss gehen, der an diese Stadt grenzte und wie der leibhaftige Tod aussah. Ja, er verfluchte diese Stadt, diesen todbringenden Fluss und auch diese Spießbürger die in dieser Stadt lebten. Dieses „Kaff“, dachte er, würde er mit großer Freude in die Luft sprengen, mit samt diesem elendem Fluss und mit samt den Bürgern dieser verlogenen Stadt. Doch er hatte nicht den Mumm und die Entschlossenheit jenen Wunsch in die Tat umzusetzen. Es war ja auch gut so gewesen, als wenn es sich anderes zugetragen hätte und er ein Blutbad in dieser Stadt angerichtet hätte, welches er dann bestimmt bereut hätte und aus dem ohnehin traurigem Mann, einen noch viel traurigeren hätte werden lassen, dem sein „Glück“ dann wohl buchstäblich aus den Fingern geglitten wäre und er es wohl niemals mehr in seinen kräftigen Händen hätte halten dürfen.

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Geschrieben von

Karl Valentin

Schreiber mit einem Schuss Ironie

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