Freiheit vor Ökologie

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Angesichts der Weltklimakonferenz besinne ich mich auf meine eigenen Werte und stelle fest, dass für mich Freiheit Vorrang hat vor Ökologie, vor Gesundheit, vor politischer Korrektheit. Selbst wenn ich das Verhalten anderer Menschen für nicht gerade positiv halte, steht es anderen zu, so zu handeln wie sie wollen, soweit sie nicht gegen Gesetze verstoßen. Und selbst der Verstoß gegen Gesetze ist in die Freiheit eines jeden Menschen gestellt, auch wenn er mit möglichen Sanktionen seitens der Justiz rechnen muss. Es entspricht jedenfalls nicht unserem menschlichen Denken, wenn wir bei jedem Schritt, den wir tun, an unsere Enkel denken sollen. Oft kennen wir unsere Enkel gar nicht und werden sie vielleicht gar nicht kennen lernen und außerdem wissen wir gar nicht, wie die Welt nach unserem Tod aussehen wird - mit oder ohne unser Zutun.

Als früher Umweltbewegter, immerhin schon Anfang der 70er Jahre Ortsvereinsvorsitzender der AUD ( heute kennt sie keiner mehr!), einer Vorläuferorganisation der Grünen, musste ich schon früh erleben, dass viele Grüne Wasser predigen und Wein trinken (zum Beispiel mit riesigen Autos zu den Parteitagen fuhren). Auch meine Großmutter, die Reformhausgründerin schon 1927 war, hatte für sich selbst ein Postulat der Freiheit vor Gesundheit gesetzt, weil sie nämlich Kettenraucherin war. Ebenso mein Vater, lebenslang mit dem Reformhausgedanken befasst, aber schwerer Raucher und Trinker. Andere Grüne oder Reformbewegte habe ich auch als indifferent bis hin zur Unglaubwürdigkeit erlebt.

Nicht dass ich falsch verstanden werde: Ich werfe niemandem sein Verhalten vor, ich wehre mich nur dagegen, dass jemand mit einem Teil seiner Vorstellungen, den er selbst nicht konsequent lebt, uns alle piesackt. Jeder Eingriff des Staates, der die Freiheit des Einzelnen beschneidet, ist Terror und gerade Umweltthemen haben die Potenz, für uns alle schwere Beeinträchtiger unserer Freiheit zu werden. Vieles, was vernünftig erscheint, ließe sich nur in einer Ökodiktatur durchsetzen. Gott bewahre uns davor!

Ich selbst habe sowohl mit grün ( 1999 als ausgerechnet Rotgrün einen Angriffskrieg im Kosovo begann, auch ein nicht erstes Zeichen von grüner Unglaubwürdigkeit!) als auch mit der Reformbewegung gebrochen und habe als Raucher jetzt den Terror von Gesundheitsfanatikern an der Nichtraucherfront erlebt ( es ist so weit wie in der DDR, dass nichtrauchende Töchter zu wadenbeißenden Repräsentanten des Gesundheitssystems werden können, so wie in der DDR Kinder ihre Eltern wegen Westfernsehens denunzierten!): Ich wünsche nicht, dass dies so weiter geht!

Natürlich hat auch Herr Gabriel das Recht gehabt, Riesenkarossen als Umweltminister zu fahren und mit dem Jet durch die Welt zu düsen, natürlich dürfen 40000 Menschen aus aller Herren Länder mit Flugzeugen nach Kopenhagen reisen und unser Klima verseuchen! Aber wir alle haben das gleiche Recht dazu! Auch Chinesen, die gerade erst so etwas erleben wie wir in den 50er Jahren (was Wohlstand betrifft!), haben jedes Recht der Welt, sich Autos, Computer, Kühlschränke u.s.w. anzuschaffen! Freiheit geht vor Umwelt, das steht uns allen zu!

Wenn Politik anderes Verhalten forcieren will, sollen ihre Repräsentaten es zuerst vorleben, indem sie zum Beispiel auf Autos ganz verzichten und überregionale Konferenzen reduzieren bis nahe Null, dann werden wir sie vielleicht als glaubwürdig empfinden und es möglicherweise nachleben. Aber Letzteres sollte in unsere Freiheit gestellt sein!

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

karlsand

freier Autor, Flaneur

Autor, der sich langsam wiederfindet

karlsand

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