1949: Kirchenskandal

Zeitgeschichte Heinrich Grüber, EKD-Beauftragter in der DDR, besucht das sowjetische Internierungslager Sachsenhausen. Er weigert sich, es mit den KZs aus der NS-Zeit gleichzusetzen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 50/2019

Noch lange nach dem Zweiten Weltkrieg rechneten die allermeisten Deutschen ihre Not mit den Leiden der NS-Opfer auf. Ermutigt wurden sie darin durch die Evangelische Amtskirche, die zwölf Jahre zu Unrecht und Mord geschwiegen hatte, jetzt aber für die Rechte früherer NSDAP-Mitglieder stritt. Man forderte von den Alliierten gar die Freilassung verurteilter Kriegsverbrecher. Der EKD-Ratsvorsitzende Theophil Wurm beklagte in seinem letzten Amtsjahr 1949 das „unselige Kollektivprinzip“ der Entnazifizierung. Die Bestrafung erfolge nicht wegen begangener Vergehen oder Verbrechen, sondern aufgrund der Zugehörigkeit zu einer Menschengruppe. „Davon sind insbesondere Mitglieder der Waffen-SS-Formation betroffen.“

Zur gleichen Zeit erging an die Siegermä