Moskau 1926: Der Schriftsteller Boris Pilnjak erzählt vom jähen Tod eines Helden

Zeitgeschichte Die „Geschichte vom nichtausgelöschten Mond“ erregt in der Sowjetunion nicht nur die Gemüter, sondern die politischen Geister. Bezüge zum überraschenden Tod des Volkskommisars Michail Frunse sind allzu offensichtlich
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 29/2023
Tuschzeichnung von Boris Pilnjak aus dem Jahr 1924 und Michail Frunse als Kommandeur der Roten Armee 1919
Tuschzeichnung von Boris Pilnjak aus dem Jahr 1924 und Michail Frunse als Kommandeur der Roten Armee 1919

Zeichnung: Juri Pawlowitsch Annenkow/AKG-Images, Foto: Tass/dpa

Am frühen Vormittag kommt ein Zug an. Die Stadt, in der er hält, ist nicht näher bezeichnet, doch es kann keine Metropole sein, einmal heißt es von ihr, es gebe nur zwei Hauptstraßen. Schreiend laut ist das Treiben in den Straßen, Rushhour. Heimlich-unheimlich leise dagegen schleicht der Zug unters Bahnhofsdach. Es ist ein Sonderzug, „an dessen Ende dunkel ein blauer Salonwagen schimmert“. Und er bringt den obersten Befehlshaber der Roten Armee. Doch seltsam. So lautlos diese Ankunft hier, so lauthals rufen die Zeitungsjungen draußen: „Ankunft des Oberkommandierenden Gawrilow! Der Oberkommandierende erkrankt!“ Wieso diese Öffentlichkeit, warum das Geschrei? Etwas stimmt nicht. – Die Geschichte vom nichtausgelöschten