Mischka will leben: Wie ein kleiner Junge 1922 vor der großen Hungersnot flieht

Zeitgeschichte Dem Ende des Krieges folgt 1922 der Hunger. Entlang des Wolgastroms leiden und sterben Russen, Deutsche, Tataren, Ukrainer, Mordwinen und Kasachen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 20/2022
Ziel auch dieser Flüchtlinge: Taschkent, die „brotreiche Stadt“
Ziel auch dieser Flüchtlinge: Taschkent, die „brotreiche Stadt“

Foto: Topical Press Agency/Getty Images

Die Wolga drängt, einen ganzen Kilometer breit, durch Südrussland dem Kaspischen Meer zu und gibt der Gegend, die sie durchfließt, ihren Namen: Povolshe – an der Wolga. Es ist ein Vielvölkergebiet. Die Mehrheit spricht russisch. Rückständig leben die Menschen dort bis hinein ins 20. Jahrhundert, schlecht gebildet und oft in Armut. Sie treiben Ackerbau, Viehzucht, Fischfang, Handel. Das Kontinentalklima sorgt für heiße, trockene Sommer, lange, strenge Winter. Der Boden, den die Bauern beackern, ist fruchtbar, solange ausreichend Regen fällt. Die Wälder aber, die hier einst wuchsen, wurden in den davorliegenden zweihundert Jahren weggeholzt. Was blieb, ist Steppe: Äcker, Wiesen, Weiden, Unland. Nichts, das Wasser bindet, das St