Serge, Nana und Jean

Literatur Yasmina Reza schickt in ihrem neuen Roman drei jüdische Geschwister auf eine Gedenkreise nach Auschwitz
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 04/2022

Die „routinierte Betroffenheit“ in unserer Gedenkkultur einmal kräftig zu entstauben, dafür plädiert auch der Historiker Per Leo. Wiedervereinigung, Migration und postkoloniale Debatten hätten das Land verändert, schrieb er in seinem Essay Tränen ohne Trauer. Das Gedenken an den Holocaust sei zwanghaft und provinziell. Oder, denkt man, ganz konkret: so gar nichts für junge Leute.

Nie-wieder-Sätze und all die leeren Rituale sind natürlich nicht nur ein deutsches Problem, weiß man – und muss doch lachen, als Yazmina Reza mit ihrem tollen Sinn für Situationskomik in Serge einmal eine Klassenreise schildert. Da bricht die Lehrerin Madame Hainaut in Auschwitz plötzlich in ein hysterisches Lachen aus, weil der Philosoph