Wulffs Weihnachtsansprache reloaded

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Heute wird in Berlin die Weihnachtsansprache des Bundspräsidenten aufgezeichnet. Eine interessierte Putzfrau hat Teile des Manuskripts und dabei herausgefunden, dass Christian Wulff die Rede vom Vorjahr verwendet, nur hier und da handschriftlich ergänzt hat:

"Fröhliche Weihnachten, liebe Familie Geerkens, liebe Familie Maschmeyer, liebe Freunde!

Ihr werdet verstehen, dass ich hier nicht alle Namen nennen kann.
In diesen festlichen Tagen nehmen wir uns Zeit für Menschen, die uns wichtig sind: Anwälte, Kreditgeber, Ferienhausbesitzer. Wir freuen uns über Besuche von Parteifreunden, weniger über Briefe und Anrufe von Journalisten. Wir spüren: Wir gehören zusammen. Wir stützen einander. Wir sind einander verbunden. Zusammenhalt, Verständigung, Miteinanderauskommen: Das brauchen wir in unseren Kreisen, in unserem privaten Verbindungen und in unserem ganzen Wirtschaftssystem. Zusammenhalt, Verständigung, Miteinandereinkommen: All das geschieht nicht von allein. Dafür muss man etwas tun. Unsere Macht lebt von denen, die sehen, wo sie gebraucht werden, die nicht dreimal überlegen, ob sie etwas spenden und Rechnungen übernehmen.

Einige dieser Menschen habe ich heute Abend ins Schloss Bellevue eingeladen, es ist schließlich ein Geben und Nehmen. Sie haben sich in den zurückliegenden Jahren für mich, mit anderen gemeinsam eingesetzt. Aus unterschiedlichen Gründen und Motiven. Obwohl sie alle verschieden sind, liegt es an ihnen und an vielen anderen, die so handeln wie sie, dass unsere System zusammengehalten wird: von Kontakten und von dem gemeinsamen Füreinanderschweigen.

Geschäftsleute können im Rahmen ihrer Möglichkeiten Politiker in Not finanziell unterstützen. Aber jemandem Mut zusprechen, jemandem auf die Schulter klopfen, jemandem die Hand reichen, einen Umschlag zustecken: Dafür braucht es Menschen wie sie (...)

Unsere Gesellschaft ist frei und bunt: Wir leben in verschiedenen Lebenswelten, wir sind unterschiedlich, was unsere Herkunft angeht, unsere Religion, unsere Bildung und unsere Moral. Damit eine Gesellschaft aus so vielfältigen Menschen Bestand hat, brauchen wir vor allen Dingen: Diskretion. Diskretion bei dem, was wichtig ist für einen selbst. (...)

Zusammenhalt, Verständigung und Miteinanderauskommen: Das gilt auch für die Beziehungen zu all unseren Wirtschaftspartnern in der Welt. Unsere Verschwiegenheit wird hoch geachtet. Unsere freiheitliche und tolerante Gesellschaft, unsere Verlässlichkeit gegenüber großen und kleinen Geldgebern wird geschätzt. Das immer wieder zu erleben, ist eine beglückende Erfahrung meiner Begegnungen mit Freunden hier und bei meinen Reisen nach Mallorca.

Wir zeigen Solidarität und sind bereit, auch künftig Geld anzunehmen - auch im Amt. Wir erwarten von unseren Partnern das Gleiche. Alle müssen ihre Hausaufgaben machen. (...)

Zu Weihnachten wünsche ich uns allen eine tragende Kumpanei - eine Familie und Freunde, die uns Heimat und Zuhause bedeuten. Lassen Sie uns immer wieder neu erfinden, was uns miteinander verbindet und zusammenhält. Das fängt im Kleinen an. Das kann auch mal ein Privatkredit sein. (...)

Ihnen allen wünscht meine Frau ein frohes Fest und dann ein gutes, erfülltes neues Jahr 2012.Ich habe mit alldem nichts zu tun."

(Dieses Blog ist Fikion. Ähnlichkeiten mit realen Personen sind weder zufällig noch auszuschließen.)

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

kay.kloetzer

Kulturtante in Leipzig.

kay.kloetzer

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